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Kultur
Zu einer Tagung im Innsbrucker Prämonstratenserstift Wilten

Ludwig von Pastor und die Papstgeschichte

Ludwig von Pastor und die Papstgeschichte
Ludwig Freiherr von Pastor (1854-1928)
Univ.-Prof. Dr. Andreas Sohn, Universität Sorbonne Paris Nord

Eine erste Tagung zum Papsthistoriker Ludwig von Pastor (1854-1928) und seinem Werk hatte 2018 am Römischen Institut der Görres-Gesellschaft und an der »École française de Rome« stattgefunden (mit der Publizierung der Vorträge 2020 im Regensburger Verlag Schnell & Steiner). Eine zweite Tagung, wiederum veranstaltet von Professor Dr. Andreas Sohn (Universität Sorbonne Paris Nord) und Professor emeritus Dr. Jacques Verger (Universität Sorbonne), folgte nun am 14. und 15. September 2023 im Innsbrucker Prämonstratenserstift Wilten.

Der Konvertit Ludwig von Pastor, aus Aachen gebürtig, war 1887 von der Universität Innsbruck zum Ordinarius für Allgemeine Geschichte berufen worden. Ein weiterer Karrieresprung war ihm, welcher die Tochter Constanze des Bonner Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann geheiratet hatte, im Jahre 1901 gelungen: Er wurde Direktor des Österreichischen Historischen Instituts in Rom. Nach dem Ersten Weltkrieg diente er der Republik Österreich als Gesandter beim Heiligen Stuhl und verband Wissenschaft und Diplomatie miteinander. Ein Ehrenschrank in der Vatikanischen Bibliothek (Inaugurationsfeier im Beisein von Papst Pius XI. am 1. Dezember 1933) erinnert an ihn: mit seinen Auszeichnungen, Briefen und Schriften, zuvorderst sein Hauptwerk »Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters«, deren Bände in schwarzem Leinen auf dem Vorderdeckel eine goldgeprägte Vignette mit der Tiara, den Infuln und den gekreuzten Petrischlüsseln tragen.

Jahrzehntelange Forschungsarbeit


Die Bedeutung der hochkarätig besetzten Tagung »Ludwig von Pastor. Die Geschichte der Päpste zwischen Tradition und Innovation, europäischer Verankerung und globaler Herausforderung« wurde dadurch unterstrichen, dass neben Prälat Abt emeritus Raimund Schreier auch Christoph Kardinal Schönborn, Erzbischof von Wien, Diözesanbischof Hermann Glettler von Innsbruck, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Landeshauptmann Anton Mattle von Tirol die Schirmherrschaft übernahmen. Der emeritierte Abt Schreier, der im Rahmen der Tagung einem Gebetsgedenken am Grab des berühmten Papsthistorikers bei der Wiltener Pfarrkirche vorstand und dort ein Blumengesteck niederlegen ließ (siehe Foto), sagte bei seiner Begrüßung: »Pastors Erbe ist untrennbar mit Wilten und Innsbruck verbunden.« Diözesanbischof Hermann Glettler betonte in seiner Ansprache, wie wichtig die Erforschung der Papstgeschichte für die Kirche und ihre Mission in Europa und der Welt ist, und ermutigte zu weiteren Studien mit historischer Tiefendimension.

In das Tagungsthema einführend, legte der Historiker Andreas Sohn dar, dass Pastors monumentale, konfessionell eingebundene »Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters« (16 Bände und 22 Teilbände in bis zu 13 Auflagen), im Freiburger Verlag Herder erschienen, durch jahrzehntelange Forschungen – vermutlich an mehr als 230 Orten, darunter das Vatikanische Geheimarchiv (vor und nach der offiziellen Öffnung für die Forschung 1880/81) – sukzessive entstand, mit seinen eng bedruckten rund 15.000 Seiten in Frakturschrift »ein bedeutendes und bis heute unverzichtbares Standardwerk« (mit umfangreichen Quellenanhängen) darstellt und infolge der Übersetzungen ins Englische, Französische, Italienische und Spanische eine weltweite Verbreitung fand. Papst Franziskus bekannte jüngst, während seiner Zeit als Jesuit im argentinischen Córdoba, sämtliche Bände der spanischen Ausgabe gelesen zu haben, bevor er 1992 zum Weihbischof, 1998 zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt und 2001 zum Kardinal erhoben wurde. Auch Robert Schuman (1886-1963), einer der Gründerväter der europäischen Einigung nach dem Zweiten Weltkrieg (sein Seligsprechungsprozess läuft noch), der französischer Außen- und Finanzminister sowie Ministerpräsident in der Vierten Republik und zudem Präsident des Europäischen Parlaments wurde, gehörte zu den Lesern des Werkes, das bis zum Tod Pius’ VI. 1799 reicht. Spätere Päpste wie Johannes XXIII. (1958-1963) und Paul VI. (1963-1978) hatten dieses in ihren Bibliotheken. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es wie selbstverständlich in Bibliotheken von Priesterseminaren und Klöstern, von Klerus und gutsituiertem katholischem Bildungsbürgertum zu finden. [...]
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