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Signorelli-Ausstellung noch bis 3. November 2019 in den Kapitolinischen Museen zu sehen

Vergessen und Wiederentdecken

Vergessen und Wiederentdecken
Foto aus dem Fotolabor des Zentralen Instituts für Grafik von Stichen des Graveurs Oswald Ufer zu Signorellis Fresko »Das Paradies« im Dom von Orvieto (Umbrien), um das Jahr 1863. Michelangelo inspirierte sich an ihm für sein »Jüngstes Gericht« in der Sixtinischen Kapelle.
Von Christa Langen-Peduto

Er war ein Vorläufer. Und wären die, die nach ihm kamen, nicht noch besser gewesen und berühmter geworden, hätte vielleicht ihm die Bezeichnung als »bedeutendster Renaissancekünstler« zumindest in der Malerei gebührt. Andererseits aber hätten ohne ihn als Wegbereiter jene jüngeren Zeitgenossen sich in dieser Kunstrichtung kaum mehr perfektionieren können. Diesen interessanten Gedankengang illustriert die Ausstellung »Luca Signorelli e Roma – Oblio e Riscoperte« (Luca Signorelli und Rom – Vergessen und Wiederentdecken) bis 3. November im Palazzo Caffarelli der Kapitolinischen Museen.

Der Maler aus Cortona in der Toskana (1450 bis 1523), unter anderem ein Schüler von Piero della Francesca, wurde zu Lebzeiten gefeiert. Doch dann kam Michelangelo Buonarroti (1475 bis 1564), auch Bildhauer und Architekt, der bis heute als einer der besten Künstler aller Zeiten gilt. Und der nicht minder berühmte Raffael (1483 bis 1520). Beide inspirierten sich an Signorelli. Sie hatten ferner den Vorteil, von Päpsten mehr gefördert und mehr eingesetzt zu werden. Zweifellos wirkte sich auch das darauf aus, dass Signorelli weniger in Rom, aber mehr in Florenz und der Toskana sowie in Umbrien wirkte. Und dann sogar Jahrhunderte lang in Vergessenheit geriet. »Er war zu seiner Zeit in Italien so berühmt und seine Werke von solchem Prestige«, wie es sonst bei niemandem jemals geschehen sei, kommentierte damals der bekannte Kunsthistoriker und Künstlerbiograf Giorgio Vasari (1511-1574) den »Vorläufer« Signorelli.

Kunstwerke aus aller Welt

So ist jetzt die Ausstellung auf dem Kapitol die erste, die Luca Signorelli in der Ewigen Stadt gewidmet wird. Rund 60 Werke wurden aus dem In- und Ausland herbeigeholt, »Madonnen mit Kind« aus dem Metropolitan Museum New York und aus Paris, Büsten und Selbstporträts aus halb Italien, Rom-Veduten und Farbfotos berühmter Signorelli-Fresken im Dom von Orvieto in Umbrien. In sieben Sektionen wird eindrucksvoll in Bild und Text sein künstlerisches Wirken erzählt, wie es sich einreihte in seine Zeit. Wandtafeln auf Italienisch und Englisch ergänzen die Illustrationen. Gleich zu Beginn erleben die Besucher die Stadt Rom im 15. und 16. Jahrhundert, mit Karten aus der Vogelperspektive, altrömischen Statuen, die schon damals entdeckt waren, Veduten von Tiberbrücken, dem Kapitolsplatz, Münzen vom Jubiläumsjahr 1475. Papst Sixtus IV. (1471 bis 1484), der die Sixtinische Kapelle erbauen ließ, war zur Zeit des ersten Romaufenthaltes von Signorelli im Amt. Als sich zeigte, dass die Bemalung der Seitenwände in der Sixtinischen Kapelle nicht termingerecht fertig wurde, holte man weitere Maler zu Hilfe. Zu diesen gehörte auch Signorelli. Ihm wird ein wesentlicher Beitrag an den biblischen Szenen vom »Testament und Tod von Moses« (1482) – in der Ausstellung in Abbildungen zu sehen – an der Südwand der Kapelle zugeschrieben. Das sei eine der schönsten Fresken, so sollen sich damals selbst teilnehmende Malerkollegen geäußert haben. Zu dem Zeitpunkt hatte das Deckengewölbe noch einen Sternenhimmel. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts begann Michelangelo dort mit seiner Schöpfungsgeschichte. [...]
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