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Kultur
Zum 250. Geburtstag des Mönchspapstes Gregor XVI. (1831-1846)

Verteidiger der Kirche gegen die Moderne

Verteidiger der Kirche gegen die Moderne
Gemälde von Papst Gregor XVI.; sein 15-jähriges Pontifikat ist gekennzeichnet durch eine unbeugsame Verteidigung der Unabhängigkeit der Kirche.
Von Sebastian Klappert
(Der Autor ist Lehrbeauftragter für kirchliche Rechtsgeschichte an der Universität Köln und Referent im Bundesministerium des Innern.)

Mit Papst Gregor XVI. wird 1831 ein Mönch auf den Stuhl Petri berufen, der – gelehrt und sittenstreng – die Ideale der Französischen Revolution, das Gedankengut der Aufklärung und den italienischen Nationalismus kategorisch ablehnen und ganz im Dienste der konservativ-restaurativen Ideale regieren wird. Das 15-jährige Pontifikat ist gekennzeichnet durch eine unbeugsame Verteidigung der Unabhängigkeit der Kirche und tradierter kirchlicher Prinzipien gegenüber jeder Form von Moderne und Staatskirchentum.

Am 18. September 1765 wird Bartolomeo Alberto Cappellari in Belluno geboren. Im Alter von 18 Jahren tritt der junge Aristokrat gegen den Willen seiner Eltern in das venezianische Kamaldulenserkloster San Michele di Murano – einem streng asketischen Zweig der Benediktiner – ein. 1795 wird er nach Rom geschickt, wo er 1799 unter dem Eindruck der Umwälzungen der Französischen Revolution und der Gefangennahme des Papstes das Buch Der Triumph des Heiligen Stuhles und der Kirche über die Anstürme der Neuerer veröffentlicht – eine apologetische Streitschrift, in der Cappellari als unbeugsamer Verfechter der monarchischen Kirchenverfassung die alleinige päpstliche Souveränität und Unfehlbarkeit gegen eine alles auf den Kopf stellende Moderne verteidigt. Sein Werk sollte später sehr bedeutsam für die Bewegung des Ultramontanismus werden. Cappellari erklomm die Leiter der kirchlichen Hierarchie und hatte Gelegenheit, sich mit der Komplexität kirchlicher Verwaltungsangelegenheiten vertraut zu machen: zunächst in seinem Orden ab 1805 als Abt, von 1823 an als Generalvikar der Kamaldulenser, sodann auch in verschiedenen Diensten des Heiligen Stuhls in Rom, wo er im März 1826 durch Papst Leo XII. zum Kardinal kreiert und aufgrund seiner dogmatischen Expertise Präfekt der Kongregation für die Glaubensverbreitung wurde.

Nach dem Tode des keine 20 Monate regierenden Papstes Pius VIII. begann am 14. Dezember 1830 im Quirinal ein überaus langwieriges und konfliktreiches Konklave, bei dem die Kardinäle gemäßigter politischer Gesinnung den sog. »Zelanti« gegenüberstanden, die rigide konservativ-kirchliche Interessen verteidigten und namentlich von Seiten Österreichs, das sich einen dem Absolutismus wohlwollenden Papst wünschte, unterstützt wurden. Die Zerrissenheit der Kardinäle erschwerte selbst die Einigung auf einen Kompromisskandidaten. Lethargie machte sich breit, als mehrere ausländische Mächte ihre Exklusivrechte ankündigten und wie im Falle Spaniens gegen einen Kandidaten ihr Veto geltend machten. Schließlich, als es im Kirchenstaat bereits aufgrund der langen Wahldauer zu Massenprotesten kam und die Gefahr weiterer Unruhen zu befürchten war, einigten sich die Kardinäle am 2. Februar 1831 auf den 75-jährigen Kamaldulensermönch, der den Namen Gregor annahm.

Als Gregor XVI. sein Papstamt antrat, waren Rom und zahlreiche Städte im Kirchenstaat von revolutionären Aufständen der italienischen Unabhängigkeitsbewegung bedroht, die sich gegen die weltliche und absolutistische Herrschaft des Papsttums richteten. Da Maßnahmen zur Deeskalation wie Reformankündigungen, Steuersenkungen oder Gefangenenfreilassungen scheiterten, erbat Gregor die militärische Hilfe Österreichs zur Niederschlagung der Revolten. Die erfolgreiche Intervention Österreichs rief jedoch außenpolitische Konflikte hervor und führte zu einer militärischen Besetzung Anconas durch Frankreich, die erst durch den Rückzug Österreichs 1839 aus dem Kirchenstaat beendet wurde. [...]
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