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Kultur
Seit über 600 Jahren pilgern die Menschen zu »Unserer Lieben Frau mit dem Kind« auf die Waldrast

Gnadenstätte zwischen Berg und Wald

Gnadenstätte zwischen Berg und Wald
Gnadenbild in der Wallfahrtskirche Maria Waldrast. Das Gnadenbild ist eine geschnitzte Madonna, die dem Jesuskind einen Apfel reicht. Es stammt aus dem beginnenden 15. Jh. und wurde im Jahre 1908 feierlich gekrönt.
Die Wallfahrtsorte und das sich an ihnen abspielende spirituelle Leben stellen einen großen Schatz dar, den es für immer zu bewahren gilt. Hofrat Dr. Hans Wieser (Innsbruck) beschreibt in seinem Artikel eine dieser einzigartigen Stätten der Einkehr in den Tiroler Bergen, wo die Pilger Stärke im Glauben suchen: Maria Waldrast.

Welche Poesie steckt im Namen dieses Wallfahrtsortes. Wie schön, dass es unserer Zeit, die unter anderem den Tempowallfahrer hervorgebracht hat, nicht gelungen ist, das Landschaftidyll am Fuße der Serles und die Stätte der Einkehr dort zu verschandeln. Trotz einer Fahrstraße für Motorisierte, trotz Parkplätzen auch für Busse, und trotz mitunter regen Verkehrs von Ausflüglern mit und ohne Andachtsabsichten hat die »Waldrast« viel von dem bewahrt, was sie einst zu einem der beliebtesten Wallfahrtsorte Tirols gemacht hat. Immer noch fühlt sich der Mensch stark berührt von einem schlichten Kloster und einer einfachen Kirche, von der Stille einer Stärke des Gebetes, vom Atem der Geschichte und von einer Gastlichkeit, die typisch ist für einen Ort der Zuflucht und Gemütlichkeit. Maria Waldrast gehört den Serviten. Sie sind gewiss keine »Großmacht« unter den Orden: In der ganzen Österreichischen Servitenprovinz obliegen nur 25 Patres in sechs KIöstern ihrer seelsorglichen Aufgabe.

Prominente Pilger

Zu den prominentesten Pilgern dieser Gnadenstätte zählt der lächelnde Papst Johannes Paul I., der das Petrusamt nur 33 Tage inne hatte und am 28. September 1978 plötzlich verstarb. Er besuchte – zwar nicht als Heiliger Vater, so doch als Patriarch Albino Kardinal Luciani von Venedig – am 23. Juli 1975 den bekannten Tiroler Marienwallfahrtsort »Maria Waldrast« am Abhang der Serles bei Matrei am Brenner. Am 7. August 2001 pilgerte der heutige Heilige Vater Papst Benedikt XVI. als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre auf die Waldrast. Joseph Kardinal Ratzinger besuchte damals diesen Wallfahrtsort mit seinem Bruder Georg. Die Waldrast liegt in der Nähe der Gemeinde Matrei am Brenner, die – historisch betrachtet – von päpstlicher und bischöflicher sowie kaiserlicher Atmosphäre gekennzeichnet ist. Jahrhunderte sind durch diesen Ort die deutschen Kaiser in Richtung Süden gezogen, um in Rom von den Päpsten die Kaiserkrone zu empfangen. Auf seiner Rückreise von Wien nach Rom machte in Matrei auch Papst Pius VI. im Jahre 1782 Station. Der ehemalige Missionsbischof Bonifaz Madersbacher kam am 8. Januar 1919 hier in Matrei am Brenner zur Welt, wurde am 30. August 1970 in Innsbruck vom damaligen Salzburger Erzbischof Dr. Eduard Macheiner zum Bischof konsekriert und übernahm ein Missionsgebiet der Franziskaner in Bolivien. Auch der Tiroler Historiker Monsignore Prof. Dr. Franz Kolb, der von 1886 bis 1959 lebte, wurde in Matrei geboren. [...]
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