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Kultur
Ausstellung »Barmherzigkeit in der Kunst« auf dem Kapitol

Einheit aus Kunst, Geschichte und Glauben

Einheit aus Kunst, Geschichte und Glauben
Heilige üben Barmherzigkeit gegenüber den Armen: Der heilige Martin bekleidet einen nackten Bettler, indem er seinen Mantel teilt. Das Marmorrelief wurde 1595/98 von Pietro Bernini geschaffen, dem Vater des berühmten Bildhauers Gianlorenzo Bernini.
Von Christa Langen-Peduto

Mit der Ausstellung »La misericordia nell’arte« (Die Barmherzigkeit in der Kunst), die bis 27. November in den Kapitolinischen Museen in Rom zu sehen ist, hat sich eine Lücke geschlossen. Sie zeigt anschaulich, passend zum derzeitigen, von Papst Franziskus ausgerufenen Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit, wie italienische Maler und Bildhauer über Jahrhunderte hinweg dieses Thema künstlerisch gestaltet haben. Viele Meister, von Piero della Francesca und Caravaggio im 15. und 16. Jahrhundert bis hin zu Künstlern in späteren Zeiten, haben sich ihm mit Hingabe gewidmet. Es handele sich um Werke, so Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der Ausstellungseröffnung am 30. Mai, »die für sich sprechen und eine Einheit aus Kunst, Geschichte und Glauben sind«.

Diese Künstler hätten die Barmherzigkeit in ihrer täglichen Realität auszudrücken gewusst und so veranschaulicht, dass diese nicht nur ein abstrakter Begriff sei. Erzbischof Jean-Louis Bruguès, vatikanischer Archivar und Bibliothekar, stellt in seinem Vorwort im Katalog heraus, dass diese Ausstellung originell und generell wohl einmalig in der Kirche sei. Sie wird gefördert von italienischen und römischen Kulturbehörden sowie vom »Centro Europeo per il Turismo e Cultura« (Europäisches Zentrum für Tourismus und Kultur).

Im Erdgeschoss des Konservatorenpalastes auf dem Kapitol, gleich hinter dem von Michelangelo entworfenen Platz, befindet sie sich in drei der sogenannten »Sale terrene«. Das waren schon in der Renaissance Gerichtsorte für Bruderschaften der Markthändler, Schneider und Metzger, die dort Streitigkeiten unter Mitgliedern schlichteten. Sie sind nicht sehr groß, und das ist der vielleicht einzige Nachteil dieser hochinteressanten Ausstellung. Denn etliche auch mehr als meterhohe Meisterwerke können nur aus der Nähe und nicht in ihrer Gesamtwirkung auch aus der Distanz betrachtet werden. Die Schau ist in zwei Sektionen aufgeteilt. Zunächst geht es um die Madonna der Barmherzigkeit, so benannt schon ab dem 5. und 6. Jahrhundert, aber erst im späten Mittelalter als Kunstdarstellung vor allem in der Toskana und im römischem Latium gepflegt. Die Ausstellung zeigt sie mehrfach aufrecht stehend mit weit ausgebreitetem, bodenlangem Mantel, unter dem Bedürftige Schutz und Trost suchen. Dazu gehören etwa die Madonna der Barmherzigkeit von Niccolò Alunno aus dem 15. Jahrhundert, in der Pinakothek von Assisi zuhause. Aber auch die eindrucksvolle, gigantische Darstellung von Egidio Cola da Orte (1500 bis 1503) aus dem Museum für sakrale Kunst in Orte. Sie zeigt auf einem goldenen Hintergrund Maria im roten Gewand und wie zwei Engel ihr eine Krone aufsetzen, während unter ihrem dunklen Cape zahlreiche Schutzbefohlene beten. Über das noch ältere Gemälde »Muttergottes mit Kind und Stifterfamilie« vom Anfang des 15. Jahrhunderts aus der Pinakothek von Siena rätseln Experten noch. Es stammt wohl klar aus der Malerschule von Siena, vielleicht von einem Schüler von Taddeo di Bartolo. Doch sicher ist man sich da nicht. Das berühmteste Werk einer Barmherzigkeits-Darstellung stammt aber von Piero della Francesca. Es ist das aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Polyptychon der Schutzmantelmadonna, das im Museo Civico des toskanischen Sansepolcro aufbewahrt wird. Das kostbare mehrflügelige Altarbild ist auf dem Kapitol nur in einer Fotoreproduktion präsent. [...]
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