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Kultur
Wie kam das »Vaterunser« zu den Stammesvorfahren der Deutschen

Beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat

Beten, wie der Herr uns zu beten gelehrt hat
Das »Vaterunser« in der ersten in deutscher Sprache gedruckten Bibel (J. Mentel, Straßburg 1466).
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name …

Wie oft in seinem Leben richtet ein gläubiger Christ dieses Gebet zum Himmel, um in einer Notsituation oder aus Dankbarkeit mit Gott zu sprechen? Der folgende Beitrag soll einen Einblick geben in die sprachliche Entwicklung dieses weltweit gesprochenen Gebets. Schon Johannes der Täufer hatte seine Jünger auf ihre Bitten hin in der Art des Betens unterwiesen: ein Beweis dafür, daß die Menschen, wenigstens im allgemeinen, Richtlinien und Form für das brauchen, was sie Gott bittend oder dankend zu sagen haben. Aber erst Christus selbst hat bei der Bergpredigt die sieben Bitten, die nach seiner Anweisung der Mensch an Gott richten soll, in einer gegliederten Folge formuliert, deren erste Gruppe die drei Gott gewidmeten und deren zweite die auf die menschlichen Nöte bezogenen vier Bitten enthält (vgl. Mt 6,9–13; Lk 11, 2–4).

In den rund 2000 Jahren seit dieser Bergpredigt ist dieses »Gebet des Herrn«, nach seinen ersten Worten allgemein »Vaterunser« genannt, in verschiedenen Sprachen von allen Völkern der Erde unzählige Male zum Himmel gerichtet worden. Wie ist nun dieses Gebet zu den Stammesvorfahren der Deutschen, den Germanen, gekommen?

Die heutige Sprachform des Gebets ist im wesentlichen noch die des 16. Jahrhunderts. Für die älteste literarisch erfaßbare deutsche Zeit, also für das Althochdeutsche, ist es schriftlich aus der Zeit Karls des Großen (768–814) überliefert, für das Germanische aber schon aus dem 4. Jahrhundert in der gotischen Bibelübersetzung des Wulfila, des Bischofs der Goten (* um 311, † 383 im heutigen Istanbul in der Türkei). Er legte mit seinem »Atta unsar, thu in himinam« den Grundstein für unser deutsches »Vaterunser«. [...]
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