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archivierte Ausgabe 36/2014
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Wir trauern um einen großen Papst, der durch seinen Scharfsinn und seine Klarheit vielen Menschen Orientierung gegeben hat.
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†Papst Benedikt XVI.
Bildergalerie †Papst Benedikt XVI. |
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Die Themen
des Osservatore Romano
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Aus dem Vatikan
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Kultur |
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Zum 100. Todestag von Charles Péguy, Modell des »Renouveau catholique« |
Literatur leben als katholische Leidenschaft |
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Blick auf Orléans an der Loire, wo Charles Péguy geboren wurde, mit der Kathedrale »Sainte-Croix« und der George V. Brücke. |
Von Veit Neumann
Charles Péguy, der zur französischen Schriftstellerbewegung des »Renouveau catholique« gezählt wird, ist vor 100 Jahren, am 5. September 1914, kurz vor dem Beginn der Marneschlacht in Villeroy gefallen. Er war eine Art Wunderkind der französischen Literaturszene, das im Frankreich vor dem Krieg in den Intellektuellenzirkeln einen respektierten Platz eingenommen hatte. Auch wenn Péguy, ganz »homme de lettres«, sich nicht leicht in dieses Milieu einordnen lässt, nahm er im Frankreich der Belle Époque erheblichen Einfluss auf die Elite des Geisteslebens und darüber hinaus. Bis heute erscheint Péguy (1873-1914) wie ein feiner und distinkter Farbpunkt in den weltanschaulichen Auseinandersetzungen während der Dritten Republik (1870-1940). Dies gilt vor allem deshalb, weil sich der Literat in der Art französischer Moralisten über die Konfliktlinien erhob, die damals zwischen dem republikanischen Laizismus einerseits und dem alten Frankreich mit seinen tragenden Werten des Bewahrens andererseits verliefen. In seinem Leben und Werk überwölbte Péguy beide Linien. Er führte sie nicht zusammen, noch vereinte er sie, noch löste er ihre Spannung. Die Gabe, diese Spannung in sich zu tragen, ruhte in seinem Fall auf der reichen Kenntnis der französischen Klassiker und war eine Voraussetzung dafür, dass er zu einem Protagonisten des »Renouveau catholique« seiner Generation wurde.
Katholik aus der Provinz, der das Vertrauen in den angestammten Glauben verlor; Sozialist, der die sozialistische Solidarität zunehmend für unangebracht befand; nationaler Denker, der die christliche Liebe in Person und Leben der heiligen Johanna von Orléans für sich entdeckte und damit seine Weltanschauung tränkte – wie sich sein Geist und Werk in Fortsetzung dieser Linien entwickelt hätte, ist heute müßig zu fragen, denn ein feindliches Geschoss verletzte den 41-Jährigen Leutnant der Reserve tödlich am Kopf, in Villeroy, wo das deutsche Heer der Hauptstadt Paris im Weltkrieg am nächsten gekommen war. Péguys sterbliche Überreste ruhen auf dem Soldatenfriedhof in Chauconin-Neufmontiers.
Für den Zustand Frankreichs, seine innere Verfassung in den Jahren vor 1914 stehen wie kaum etwas anderes Péguys unabhängiges Génie und sein literarisches Werk, die beide zu einer Entität verschmolzen sind. Gleichzeitig versetzt der eingehende Blick auf Charles Péguy in die Lage, bei all dessen geistigem Eigenstand in Frankreichs Literatur die innere Beschaffenheit der Bewegung des literarischen »Renouveau catholique« besser zu erkennen sowie den Herausgeber der »Cahiers de la Quinzaine« – so der Titel seines Lebenswerkes – im Abstand der Zeit unter den renommierten katholischen Autoren genauer zu verorten. [...]
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