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Schätze in der
Vatikanischen Bibliothek

Schätze in der Vatikanischen Bibliothek

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Eine der ersten deutschen Ausgaben des später vielfach angezweifelten Reiseberichtes »Die Neue Welt« des Florentiner Kaufmanns Amerigo Vespucci (Inc. V.208, int. 4)


Apostolische Reise in den
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Papst Benedikt XVI.
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Kultur
Kurioses aus dem Vatikan

Leo XIII. und Pius X. in Anekdoten

Leo XIII. und Pius X. in Anekdoten
Leo XIII. (1878-1903) im Kreise von Mitgliedern des Päpstlichen Hofes.
Von Ulrich Nersinger

In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, unmittelbar nach dem Tod Kaiser Justinians, gab der byzantinische Historiker Prokopios eine Schrift mit Indiskretionen über den verstorbenen oströmischen Herrscher heraus. Prokopios nannte sein Werk »anekdoton – das nicht Herausgegebene«. Seit dieser Zeit gilt die Anekdote als eine zunächst mündlich überlieferte Erzählung aus dem Leben einer bekannten historischen Persönlichkeit. Ihr Hauptmerkmal besteht darin, an einem scheinbar zufälligen Detail – wie einem Ausspruch oder einer Handlungsweise – die charakteristische Eigenart dieser Person zu verdeutlichen, eine repräsentative Momentaufnahme zu bieten.

Auch die Päpste gehören zu jenen, die uns auf diese Art und Weise näher gebracht wurden und werden. In diesen Tagen gedenken wir des Todes von Papst Leo XIII. (Gioacchino Pecci, 1878-1903) vor 120 Jahren und der Wahl seines Nachfolgers, des heiligen Pius X. (Giuseppe Sarto, 1903-1914). Aus diesen beiden Anlässen heraus sei ein Blick in den Anekdotenschatz erlaubt, der uns von diesen beiden großen Hirten der Kirche erhalten geblieben ist.

Schon als Apostolischer Nuntius in Brüssel hatte der Pecci-Papst Schlagfertigkeit bewiesen. Bei einem Botschaftsempfang wollte man den Vertreter des Heiligen Stuhls in Verlegenheit bringen. Es war bekannt, dass der Nuntius einen guten Schnupftabak schätzte. So bot man ihm eine Schnupftabakdose an, auf deren Innenseite des Deckels sich eine gewagte, ja als schlüpfrig zu bezeichnende Darstellung einer jungen Dame befand. Einige eingeweihte Diplomaten blickten auf Monsignore Pecci und warteten gespannt auf die Reaktion des päpstlichen Gesandten. Der Nuntius öffnete die Dose, warf einen Blick auf das Bild, nahm genüsslich eine Prise zu sich, schloss das Behältnis, wandte sich dann dem Besitzer der Tabakdose zu und fragte mit freundlicher Miene: »Reizend! Die Frau Gemahlin?«

Der spätere Papst Leo XIII. war als Oberhirte von Perugia dafür bekannt gewesen, dass er bisweilen Kritik an Entscheidungen römischer Behörden, vornehmlich des Staatssekretariates unter Kardinal Antonelli, äußerte. Dies war auch dem seligen Pius IX. zu Ohren gekommen. Als der Papst Monsignore Pecci im Jahre 1853 den Kardinalshut aufsetzte, bemerkte der Heilige Vater schmunzelnd: »Ich hoffe, dass dies eine Maßnahme ist, die ausnahmsweise nicht ihre Kritik erweckt.«

Mit Gioacchino Pecci bestieg ein Mann den Thron des heiligen Petrus, der trotz der Beraubung der zeitlichen Macht, die dem Stellvertreter Christi anvertraut war, wieder in das politische Geschehen der Welt eingriff, und als Schiedsrichter unter den Nationen angerufen wurde, so unter anderem im Streit Spaniens und Deutschlands um die Karolinen-Inseln. Als richtungsweisend gelten seine Rundschreiben zur Arbeiterfrage (»Rerum Novarum«, »Grave de communi«). Innerkirchlich gilt er als großer Förderer der Verehrung der Gottesmutter, des Herzens Jesu und des Heiligen Geistes, als Wiederbeleber des Thomismus und der Latinität.

In seinem Pontifikat behielt er die ihm eigene karge Lebensweise bei. Als er sich nach seiner Wahl zum ersten Mal zu Tische setzte, zeigte er sich sehr erstaunt, dass ein Gang mehr aufgetragen wurde. »Was soll das heißen?«, fragte er den Kammerdiener. »Verzeihung, Heiligkeit«, antwortete dieser verlegen, »aber ich dachte, da Eure Eminenz jetzt Heiligkeit geworden sind, würden Heiligkeit eine Änderung wünschen«. »Dann meinst Du wohl«, entgegnete der neue Papst, »dass der Papst Pecci einen anderen Magen habe als der Kardinal Pecci.«

Sparsamkeit gehörte zum Charakter und zur Lebensweise Leos XIII. (Émile Zola bezichtigte ihn in seinem Roman über die Ewige Stadt ungerechterweise des Geizes). Obschon die Familie des Papstes zum Landadel gehörte, verfügte sie nur über ein bescheidenes Einkommen. Besonders die Mutter drang bei den sieben Kindern, fünf Söhnen und zwei Töchtern, auf Sparsamkeit. Sie selber züchtete Seidenraupen, um durch den Erlös die Familieneinkünfte etwas zu verbessern. Gioacchino Pecci hatte von seiner Mutter den Sparsinn geerbt und lebte ihn auch als Papst. Bei einem Spaziergang in den Vatikanischen Gärten bemerkte er auf einmal, dass alle Pomeranzen- und Zitronenbäume geplündert waren. »Wer hat das getan?«, fragte er ärgerlich. Man antwortete ihm, es sei seit Jahren Sitte, dass sich an dem Obst, das im Vatikan nicht gebraucht würde, die Kardinäle und hohen Prälaten schadlos halten dürften. Im folgenden Jahr patrouillierten päpstliche Gendarmen vor dem Obst. Die Früchte wurden von den Gärtnern gepflückt, verkauft und der Erlös in die päpstliche Kasse eingezahlt – die Gelder gingen dann an das Almosenamt des Heiligen Vaters. [...]
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