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Einblicke in das Imperium Romanum: Die römischen Kaiser von Augustus bis zu Konstantin dem Großen (Teil 32)

Brücken zerstören, Mauern aufbauen – Aurelian

Brücken zerstören, Mauern aufbauen – Aurelian
Nach der Rückeroberung Palmyras durch Kaiser Aurelian wurde Königin Zenobia gefangen genommen. Ihr weiteres Schicksal ist ungewiss. Das großformatige Gemälde stammt von Giovanni Battista Tiepolo 1717) und befindet sich im Prado in Madrid. (Ausschnitt)
Von Claudia Kock

Nachdem Claudius Gothicus der Pest zum Opfer gefallen war, folgte ihm auf dem römischen Kaiserthron zunächst sein Bruder Quintillus. Dieser wurde jedoch beseitigt, nachdem die Donautruppen ihren Heerführer Domitius Aurelianus (270-275) zum Kaiser akklamiert hatten. Im Herbst 270 zog Aurelian als neuer Herrscher in Rom ein.

Aurelian stammte aus dem südlich der Donau gelegenen, heute serbischen Teil der Provinz Dakien und kam nicht aus einer Senatorenfamilie, war jedoch durch Heirat in höchste Kreise aufgestiegen: Seine Frau Ulpia Severina soll eine Tochter des Kaisers Philippus Arabs gewesen sein.

Im unmittelbaren Umfeld des Kaiserhofes waren inzwischen viele Menschen getauft. Von Eusebius von Caesarea wissen wir, dass einzelnen Christen auch die Leitung von Provinzen anvertraut war und diese sogar von der Darbringung heidnischer Opfer entbunden waren, die eigentlich zu ihren Amtspflichten gehörte (vgl. Kirchengeschichte, 8,1). Aurelian war daher über innerkirchliche Vorgänge zumindest weitläufig informiert. So wandten sich die Bischöfe im Streit um Paul von Samosata an den Kaiser. Paul von Samosata war im Jahr 268 von einer Synode als Bischof von Antiochien abgesetzt worden, da er eine christologische Irrlehre vertrat. Mit Rückendeckung der Königin Zenobia von Palmyra hielt er jedoch an seiner Position fest und weigerte sich, den Bischofssitz von Antiochien zu verlassen. »Da Paulus um keinen Preis das Haus der Kirche räumen wollte«, schreibt Eusebius, »wandte man sich an Kaiser Aurelianus, der durchaus billig in der Sache entschied, indem er befahl, denjenigen das Haus zu übergeben, mit welchen die christlichen Bischöfe Italiens und Roms in schriftlichem Verkehre stünden. Somit wurde der erwähnte Mann zu seiner größten Schande von der weltlichen Macht aus der Kirche vertrieben« (ebd., 7,30).

Interessant ist Aurelians Antwort vor allem durch die Tatsache, dass er die Entscheidungsgewalt in dieser innerkirchlichen Frage den Bischöfen in Italien und vor allem dem Bischof von Rom überlässt: ein Hinweis darauf, dass Aurelian wusste, dass der Bischof von Rom in Fragen des Glaubens und der innerkirchlichen Disziplin große Autorität besaß. Für die Geschichte des Päpstlichen Primats ist diese von Eusebius überlieferte Antwort Kaisers Aurelians von großer Bedeutung.

Aurelian war von Anfang an bestrebt, die Reichseinheit wiederherzustellen, die durch die Abspaltung von »Sonderreichen« gefährdet war. Sein größter Erfolg war die Rückeroberung Palmyras im Jahr 272. Königin Zenobia wurde gefangen genommen. Über ihr weiteres Schicksal herrscht Ungewissheit, aber sie wurde als Frau, die sich dem Römischen Weltreich widersetzte, zur sagenumwobenen Gestalt. Einigen Quellen zufolge nahm Aurelian sie mit nach Rom, wo sie im Triumphzug als Gefangene durch die Straßen der Hauptstadt geführt und anschließend hingerichtet wurde oder – wie andere sagen – bis ins hohe Alter in der Hadriansvilla bei Tivoli im Exil gelebt haben soll. Anderen zufolge ist sie nie in Rom angekommen, sondern in den Hungerstreik getreten und auf der Reise gestorben. Ihre Legende hat viele Künstler inspiriert – wie den Renaissance-Schriftsteller Giovanni Bocaccio, der in seinem Werk De mulieribus claris Zenobias Biographie nachzeichnete, den venezianischen Rokoko-Maler Giovanni Battista Tiepolo, der sie in einem Gemäldezyklus verewigte, oder den Komponisten Giacomo Rossini, dessen 1813 an der Mailänder Scala uraufgeführte Oper Aureliano in Palmira die Begegnung zwischen dem Kaiser und der Rebellin gegen Rom zum Thema hat. [...]
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