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Kultur
Sant’Agnese in Agone – Titelkirche von Kurienkardinal Müller

Barockes Meisterwerk über antiker Arena

Barockes Meisterwerk über antiker Arena
Die Barock-Fassade von Sant’Agnese in Agone mit dem Vier-Flüsse-Brunnen davor
Von Bernhard Müller-Hülsebusch

Sie gehört zu den Hochleistungen des Barock in der Ewigen Stadt: Sant’Agnese in Agone. Das Gotteshaus an der malerischen Piazza Navona mit der von Borromini geschaffenen eleganten Fassade ist nun die Titelkirche des deutschen Kurienkardinals Gerhard Müller.

Ein Sommertag an der Piazza Navona. Auf dem postkartenberühmten Platz herrscht wie stets reges Treiben, mit Touristen aus aller Welt. Ein spanischer Lehrer lässt sich, auf einem Klappstuhl sitzend, von einem bärtigen Schnell-Maler porträtieren; eine amerikanische Familie kauft Luftballons für ihre herumtollenden Kinder: eine japanische Reisegruppe lauscht ihrem Fremdenführer, der ihr den grandiosen Vier-Ströme-Brunnen von Bernini erläutert.

Von diesem Brunnen sind es nur ein paar Schritte zur gegenüberliegenden Kirche Sant’Agnese in Agone. Unzählige Touristen, meist mit Fotoapparaten und einem Stadtplan Roms ausgestattet, machen deshalb eine Stippvisite in dem Sakralbau, dessen Eingang durch ein kleines schwarzes Eisengitter abgeschirmt wird. Über eine breite Treppe gelangen auch wir in das Gotteshaus, wo uns der Rektor Don Gianni Todescato freundlich empfängt. Die Besucher, erklärt er, sind einerseits Touristen von überallher, die beim Bummel über die schöne Piazza nebenbei noch Sant’Agnese besichtigen – andererseits jedoch Bildungsbürger aus christlich geprägten Ländern, die ganz bewusst diese bedeutende Kirche ansteuern, studieren und bewundern.

Zu bewundern gibt es hier tatsächlich viel. Don Gianni, 84, der vor der Übernahme des Rektorats über 40 Jahre lang »parrocco« der römischen Pfarrei Santa Chiara di Vigna Clara war, hat ein Vorwort für den in mehreren Sprachen verfügbaren »Kurzführer« der Kirche geschrieben. Also für eine Broschüre, die nach seinen Worten ein wertvolles Instrument darstellt, »um ein Meisterwerk des Barock anhand der wichtigsten historischen und kunsthistorischen Daten kennenzulernen«. Stimmt.

Auf den weiten und interessanten historischen Hintergrund verweist schon der Kirchenname. Denn die der römischen Märtyrerin Agnes geweihte Kultstätte erhebt sich ja über den Fundamenten des Stadions von Kaiser Domitian aus dem 1. Jahrhundert n. Chr; daher die Ortsbezeichnung »in Agone« – vom griechischen Wort »agon« (für Wettkampf). Hier, so erzählt die Legende, fiel Agnes als junges Mädchen der Christenverfolgung zum Opfer, allerdings unter höchst merkwürdigen Umständen.

Wie das? Nun, Agnes sollte nackt der Menge vorgeführt und an den Pranger gestellt werden, doch sie trat – von ihren plötzlich wie durch ein Wunder lang gewachsenen Haaren umhüllt – sozusagen bedeckt vor die Gaffer. Dennoch wurde sie, nach dem vergeblichen Versuch, sie zu verbrennen, schließlich enthauptet. [...]
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