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Rom in der Antike: Die Stadt als Ort des Zusammenlebens und der Armenfürsorge

Rom in der Antike: Die Stadt als Ort des Zusammenlebens und der Armenfürsorge
Die Diakonie Santa Maria in Cosmedin: Lebensmittelverteilung an die Bevölkerung hatte hier bereits eine lange Tradition. Die großen Säulen in der Fassadenwand gehörten zur »Statio annonae«, die für die Versorgung der Bevölkerung mit Getreide zuständig war. Das Getreide kam in der Kaiserzeit vor allem aus Nordafrika und Ägypten.
Von Lucrezia Spera

Kaiser Constantius II. kam 357 nach Rom, um den Triumph über seinen Gegner Magnentius zu feiern. Als er auf die Menschenmenge schaute, die vor die Stadtmauern geströmt war, um ihn freudig zu empfangen, staunte er, dass in der Stadt »alle Völker der Erde in großer Zahl zusammengeflossen« waren, wie der Historiker Ammianus Marcellinus (Amm 15.10.6) berichtet. Vor allem in der Kaiserzeit hatte sich Rom zu einer multiethnischen, multikulturellen und multireligiösen Metropole entwickelt, wobei mindestens 25 Prozent der vielleicht bis zu 800.000 Einwohner Fremde (peregrini) waren: Einwanderer, die aus verschiedensten Motiven nach Rom kamen, vor allem wegen der guten Arbeitsmöglichkeiten. Bekanntlich genossen die meisten von ihnen Rechte, die ihnen Kaiser Caracallas Edikt von 212 zugesprochen hatte, das allen, die innerhalb der Reichsgrenzen lebten, die Staatsbürgerschaft gewährte.

Die lebhafteste Beschreibung der Vielschichtigkeit der römischen Bevölkerung findet sich bereits bei Seneca, ebenfalls ein Fremder, in einem Abschnitt seines Werks Trostschrift an die Mutter Helvia (6,2-3): »So blicke doch einmal auf diese Volksmenge, für welche kaum die Häuser der unermesslichen Stadt hinreichen; der größte Teil dieses Haufens entbehrt des Vaterlandes. Aus ihren Munizipien und Kolonien, ja aus dem ganzen Erdkreis sind sie zusammengeströmt. Die einen führte der Ehrgeiz her, andere die Notwendigkeit einer Tätigkeit für das öffentliche Leben, andere eine übertragene Gesandtschaft, andere Genusssucht, die einen den Lastern günstigen und an ihnen reichen Ort aufsucht, andere die Liebe zur Beschäftigung mit den edlen Wissenschaften, andere die Schauspiele; manche zog auch die Freundschaft her, manche die Betriebsamkeit, die hier ein weites Feld findet, ihr Talent zu zeigen; manche tragen ihre schöne Gestalt zu Markte, manche ihre Beredsamkeit. Jede Klasse von Menschen strömt in der Hauptstadt zusammen, die sowohl den Tugenden als den Lastern große Belohnungen verspricht. Befiehl einmal, diese alle beim Namen aufzurufen und frage, wo ein jeder zu Hause sei: Du wirst sehen, dass der größere Teil von ihnen die Heimat verlassen hat und in diese allerdings sehr große und schöne Stadt gekommen ist.«

Auch die Identität des antiken Rom ist geprägt von der Vielfalt seiner Stimmen. Anpassungsund Integrationsprozesse standen oft neben Fortdauer und Wahrung der Unterschiede, was in der Religionsausübung (die Stadt hatte sich allmählich mit wichtigen Kulten, vor allem aus dem Osten, gefüllt) ebenso zutage trat wie im Gebrauch anderer Sprachen als des Lateinischen, insbesondere des Griechischen, und in der Beibehaltung von Bräuchen der Herkunftsländer, erkennbar beispielweise bei den Bestattungsriten.

In einigen kritischen Momenten hatte vor allem der Schutz der öffentlichen Ordnung zur Vertreibung einiger Gruppen Fremder geführt: im Jahr 139 v. Chr. der Chaldäer und der Wortführer des Kultes von Zeus Sabazios; auf Anweisung von Agrippa im Jahr 33 v. Chr. (und auch später mehrmals) von Magiern und Astrologen; von Galliern und Germanen nach der Niederlage im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr.; im Jahr 19 n. Chr. der Anhänger der jüdischen und der ägyptischen Religion, auch durch Deportationen nach Sardinien; im Jahr 49 n. Chr., unter der Herrschaft von Claudius, der ersten Christen (»die Anhänger eines gewissen Chrestos«) nach dem Zeugnis von Sueton. In einigen Situationen wurden zur Wahrung des »mos maiorum« auch griechische Lehrer und Rhetoren ausgewiesen.

Engpässe in der Lebensmittelversorgung

Im Laufe des 4. Jahrhunderts war die Situation schwieriger geworden: Durch die Wirtschaftskrise und häufige Engpässe in der Verteilung von Lebensmitteln an das Volk hatten Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz sich verbreitet. Ammianus Marcellinus (28.4.32) schreibt: »Bei den Schauspielen schreit die Menge mit abscheulicher Einfalt, dass man die Fremden wegjagen solle, auf deren Hilfe die Römer stets vertraut haben und durch die sie gelebt haben.« Verfügungen zur Ausweisung von Fremden waren immer häufiger geworden und brachten die große antike Hauptstadt bereits in einen schlechten Ruf: In Antiochia prahlte der Rhetor Libanius (Oratio 11,174) gegen Ende des 4. Jahrhunderts mit der Gastfreundschaft seiner Stadt, während Rom aus Mangel an Lebensmitteln die Fremden vertreibe und so Zeus Xenios, den Schutzgott der Fremden, entehre. [...]
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