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Kultur
Päpste und Pferde (Teil 1)

Päpstliche Reiterprozessionen

Päpstliche Reiterprozessionen
Papst Klemens VII. und Kaiser Karl V. bei einer Kavalkade. Der gemeinsame Ritt ist zeremonieller Ausdruck des Papsttums und des Kaisertums.
In früheren Zeiten gehörten die Kavalkaden des Heiligen Vaters zum zeremoniellen Ausdruck des Papsttums und schrieben Geschichte.

Von Ulrich Nersinger

Der Papst auf einem Pferd oder Maulesel war den Gläubigen in den frühen Zeiten der Kirche ein vertrauter Anblick. Seit dem 4. Jahrhundert wird der »reitende Papst« in Schriften und Dokumenten bezeugt. Zu den gottesdienstlichen Feiern, die er als Bischof von Rom in den Kirchen der Ewigen Stadt feierte, begab er sich stets zu Pferde.

Liturgien wie gottesdienstliche Umzüge in der Ewigen Stadt bewahrten die Päpste jedoch nicht vor Attentaten. Leo III. (796-816) hatte sich die Verwandten und Anhänger seines Vorgängers Hadrian I. zu Feinden gemacht. Als sich der Papst im April 799 auf einer Prozession befand, wurde er von einem Neffen des verstorbenen Papstes und dessen Gefährten vom Pferd gestürzt. Die Angreifer versuchten, den Pontifex zu blenden und ihm die Zunge abzuschneiden. Er wurde in ein nahes Kloster gebracht; von dort gelang ihm auf abenteuerliche Weise die Flucht nach Paderborn. Unter dem Schutz Karls des Großen kehrte Leo III. dann hoch zu Ross nach Rom zurück.

Die Reiterprozession, die nach der Krönung eines Papstes zum Lateran zog, war ein feierliches Geschehen, das eine reiche Symbolik in sich trug. Der Papst ritt bei dieser Kavalkade auf einem weißen, besonders prachtvoll geschmückten Pferd. Dass schon unter Papst Gregor dem Großen (509-504) dieses Reittier einen festen Platz in den feierlichen Prozessionen des Papstes besaß, bezeugt der erste Ordo Romanus. Die Päpste dürften es im Sinne der imitatio Imperii vom römischen Kaiser übernommen haben; wenn es auch in der Konstantinischen Schenkung nicht ausdrücklich genannt wird, so gehörte es doch zu den diversa ornamenta imperialia, den »verschiedenen kaiserlichen Ornamenten«. In der vorchristlichen Antike wie auch im Alten Testament bedienten sich die Herrscher für ihr zeremonielles Auftreten eines Maulesels oder Pferdes. Für den Konsulartriumph im alten Rom wurde ein weißes Maultier herangezogen. Von Salomon heißt es: »Sie setzten Salomo auf das Maultier König Davids und führten ihn zum Gihon« (1 Könige 1, 38).

Das päpstliche Pferd sollte möglichst candissimus, ein »weißgeborenes«, das heißt ein Albino sein. Das Sonnenross des Helios und das Staatspferd des römischen Kaisers waren von weißer Farbe. Für die Begründung der Farbe »Weiß« wurden auch biblische Stellen herangezogen. In der Geheimen Offenbarung des Johannes steht Weiß für die vollkommene Reinheit, den Sieg und die ewige Herrlichkeit. »Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt ›Der Treue und Wahrhaftige‹«, berichtet Kapitel 19, Vers 11. Und drei Verse weiter liest man: »Die Heere des Himmels folgten ihm auf weißen Pferden, sie waren in reines, weißes Leinen gekleidet« (Offb 19, 14). Clemens von Alexandria unterstreicht in einer seiner Schriften: »Für Menschen, die den Frieden und das Licht lieben, ist Weiß die passende Farbe.« Und Cesare Ripa schreibt 1645 in seiner Iconologia: »Weiß ist das Symbol des Lichtes der Göttlichkeit.«

Goldene Glöckchen

Goldene Glöckchen und Schellen, die das Papstpferd schmückten, waren im byzantinischen Hofzeremoniell auszumachen; sie wurden jedoch auch mit dem Festornat des alttestamentarischen Hohenpriesters in Verbindung gebracht: »Sie machten Glöckchen aus reinem Gold und befestigten die Glöckchen zwischen den Granatäpfeln am Saum des Mantels, ringsum zwischen den Granatäpfeln: ein Glöckchen und ein Granatapfel abwechselnd ringsum am Saum des Mantels für den Dienst, wie es der Herr dem Mose befohlen hatte« (Ex 39, 25-26). [...]
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