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Kultur
Mittelalterliche Herkunft und symbolische Bedeutung der päpstlichen Gewänder

Weiß und rot für den Nachfolger Petri

Weiß und rot für den Nachfolger Petri
El Greco; Porträt von Pius V. (1600-1610)
Von Agostino Paravicini Bagliani

Einer weit verbreiteten Ansicht zufolge soll die weiße Soutane, die der Papst normalerweise trägt, von Papst Pius V. (1566–1572) eingeführt worden sein, zur Erinnerung daran, dass er vor seiner Wahl zum Papst dem Predigerorden angehört hatte. Diese Erzählung, für die keine zuverlässige Quelle vorliegt (noch nicht einmal Gaetano Moroni, der in seinem Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica [Lexikon der historisch-kirchlichen Gelahrtheit] gut belegte Fakten wiedergibt, berichtet davon), wird mit schöner Regelmäßigkeit wiederholt – selbst im Wikipedia-Artikel zu Pius V. –, wenn die Farben der päpstlichen Gewänder auf öffentliches Interesse stoßen. So ist es auch geschehen seit dem ersten Tag des Pontifikats von Papst Franziskus, der sich dafür entschieden hat, weiterhin die traditionelle weiße Soutane zu tragen und auf die rote Mozetta zu verzichten.

Die Tatsache, dass keineswegs Pius V. der Papst war, der die weiße Soutane eingeführt hat, kann man auch schlicht und einfach bemerken, wenn man Raffaels Portrait Julius’ II. (1503–1513) mit jenem vergleicht, das El Greco von Pius V. gemalt hat. Im Hinblick auf die weiß-roten päpstlichen Gewänder sind diese beiden Portraits völlig identisch.

Aber wann wurde der Gebrauch der weißen und roten Papstgewänder eingeführt? Was erfahren wir darüber aus den historischen Quellen, und wie sollen wir diese interpretieren?

In dieser Hinsicht vermag eine erste Beobachtung zu überraschen. Und zwar die Tatsache, dass das erste päpstliche »Gewand«, von dem die Quellen reden, der rote Mantel ist, ein Wort, das Dante Papst Nikolaus III. deshalb aussprechen lässt, um ihm zu gestatten, sich vorzustellen (»Um mich zu kennen, wohl, so sag’ ich dir, / Dass ich den hehren Mantel einst getragen«, Inferno, XIX, 69f.). Das bestätigt, dass der rote Mantel für Dante jenes Gewand war, das mehr als alle anderen geeignet war, den Papst anhand seines Amtes zu identifizieren.

Um mehr zu erfahren, müssen wir in der Zeit weiter zurückgehen, bis zum Pontifikat Sylvesters II. (999–1003), des Papstes der ersten Jahrtausendwende. Tatsächlich erfahren wir, dass Bischof Arnulf von Orléans diesen beschuldigt, »angetan mit einem strahlend purpurfarben-goldenem Gewand auf dem erhabenen Stuhl zu sitzen«. Es ist uns nicht bekannt, ob der Papst zum Zeitpunkt seiner Wahl tatsächlich den roten Mantel getragen hat oder ob es sich um einen rhetorischen Verweis auf die Konstantinische Schenkung handelt, der zufolge der Kaiser Papst Sylvester I. (314–335) »verschiedene kaiserliche Gewänder« geschenkt habe, zu denen auch die »purpurfarbene Chlamys« (Kurzmantel) gehört habe. Es steht aber mit Sicherheit fest, dass auch Petrus Damiani, einer der wichtigsten Protagonisten der gregorianischen Reform, den roten Mantel mit dem päpstlichen Amt identifiziert. Der berühmte Kardinal fragte in der Tat den Gegenpapst Cadalus (1061–1064), dessen Wahl er bestritt: »Bist du denn mit dem roten Mantel der römischen Päpste bekleidet worden, wie es die Sitte verlangt?« [...]
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