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Kultur
Zwei Jubiläumsjahre im Gedenken an Kaiser Konstantin sind zu Ende gegangen

Konstantin lebt

Konstantin lebt
Konstantinsbogen in Rom, von der Via Triumphalis aus betrachtet.
Von Giuseppe Zecchini

Das Konstantin-Jahr ist soeben zu Ende gegangen – in Wirklichkeit waren es zwei Jahre, zum Jubiläum der Schlacht an der Milvischen Brücke (312-2012) und dem des Mailänder Edikts (313-2013) –, und wir nähern uns jetzt dem 2000. Todestag des Kaisers Augustus (14-2014). Die Kontinuität der Jahrestage für den Gründer des Römischen Reiches und den Begründer des christlich-römischen Reiches fällt natürlich ins Auge, aber jetzt bleiben wir zunächst bei Konstantin, bei den Ausstellungen, den wissenschaftlichen Tagungen (in Perugia, Rom, Mailand und Kaiseraugst bei Basel) und den aus diesem Anlass herausgegebenen Büchern. Zumindest die wichtigsten Ergebnisse, zu denen die Wissenschaft in jüngster Zeit gelangt ist, sollten aufgezeigt werden.

Vor allem werden einige Dokumente, deren Echtheit lange bezweifelt wurde, jetzt als authentisch betrachtet: Die Ansprache an die Gemeinschaft der Heiligen, gehalten an einem Karfreitag zwischen 314 und 325, und der Brief an die Konzilsväter, die 314 in Arles versammelt waren. Diese Meinung, die von zahlreichen Forschern vertreten wird, setzt die Echtheit der beiden Bekenntnisse des christlichen Glaubens voraus, die in diesen beiden Schriften enthalten sind. Wer von jetzt an Konstantins Christentum noch bestreiten will, muss erst beweisen, dass diese Dokumente nicht echt sind.

Zweitens sind epigraphische Zeugnisse aus Afrika aufgetaucht, die die Verwendung des Christusmonogramms auf offiziellen Inschriften der ersten Monate des Jahres 313 belegen, als Maximinus Daia noch im Osten an der Macht war. Das klärt meiner Ansicht nach auch unmissverständlich, was kurz davor, im Oktober des vorhergehenden Jahres, an der Milvischen Brücke geschah: Konstantin ließ auf den Schildern zumindest der Befehlshaber der einzelnen Abteilungen kein beliebiges magisches oder apotropäisches Zeichen einritzen oder aufmalen, sondern die zum Christusmonogramm verbundenen Buchstaben »Chi« und »Rho«. Die afrikanischen Inschriften bestätigen, was Laktantius zur Schlacht an der Milvischen Brücke schreibt. Es handelt sich also nicht um eine spätere Auslegung durch Laktantius, sondern um die genaue Wiedergabe einer von Konstantin ergriffenen Initiative.

Damit stellt sich wieder unvermeidlich das Problem der Bekehrung des Kaisers. Das Vorhandensein eines christlichen Bewusstseins bei Konstantin schon zwischen 312 und 314 setzt voraus, dass sein Übertritt zum Christentum früher datiert werden muss. Neben der extremen und isolierten, wenngleich nicht unmaßgeblichen Position von Barnes, der Konstantin schon zur Zeit seiner Ausrufung zum Kaiser im Jahr 306 in Britannien für einen Christen hält, wächst die Zahl der Forscher, darunter der Unterzeichnete, die dieses Ereignis um 311 in Gallien ansetzen. Mit dem Zeugnis, das Konstantin selbst viele Jahre nach seiner Bekehrung dem Eusebius gab, ist eine Vision Christi verbunden. Wenn man nun die Vision leugnet und sie durch eine Halluzination oder ein Wetterphänomen ersetzt, kann man folglich auch – so meinte man lange Zeit – die Bekehrung leugnen. Hier liegt meiner Ansicht nach der Fehler: Viele Jahre später konnte Konstantin eine mystische Erfahrung, die er in Gallien hatte, im christlichen Sinne neu deuten, er hatte jedoch keinen Grund, das zu erfinden, was in seinem Zeugnis folgt, also dass er infolge dieser Ereignisse Kontakt zu einigen Priestern aufnahm und diese begannen, ihn in der Lehre über die Mensch werdung zu unterweisen, die in der Tat das herausragende Element des christlichen Glaubens ist. [...]
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