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Kultur
Ausstellung »Urban VIII. und die Barberini« im Palazzo Barberini in Rom

Glanz einer Epoche

Glanz einer Epoche
Blick in die Ausstelllungsräume
Foto: Alberto Novelli
Von Brigitte Kuhn-Forte

Als den »größten Kunstpapst des 17. Jahrhunderts« hatte Alois Riegl 1908 Urban VIII. Barberini bezeichnet. Tatsächlich kann der am 6. August 1623 überraschend aus dem Konklave als Nachfolger Petri hervorgegangene, hochkultivierte und als neo-lateinischer religiöser Dichter renommierte Kardinal Maffeo Barberini (1568-1644, seit 1606 Kardinal) aus der Toskana als Wegbereiter des Hochbarock gelten. War sein Pontifikat vor allem gegen Ende von politischen Misserfolgen, unter anderem dem fatalen Krieg von Castro (1641-44), von Verschwendung, hoher Verschuldung, drastischer Steuererhöhung sowie extremem Nepotismus überschattet – das Wort selbst entstand zu dieser Zeit –, bleiben doch die glänzende Kunstpatronage Urbans, seiner Familie und seiner Entourage, die Blüte von Kunst, Architektur, Musik, Literatur und Wissenschaft unumstritten.

Universales Zentrum der Künste


Großprojekte wie die Ausstattung von Neu-Sankt Peter mit dem gewaltigen bronzenen Hochaltar und der Cathedra Petri von Gianlorenzo Bernini, der monumentale Familienpalast mit dem atemberaubenden Deckenfresko von Pietro da Cortona im Festsaal (das zweitgrößte Roms nach der Sixtina); der raffinierte Einsatz von Allegorie und Emblematik, die strategische Inszenierung aller Sektoren von Kultur als Propaganda-Instrument in Politik und Diplomatie, die Gründung einer eigenen Gobelin-Manufaktur (1626-1680), Theater und spektakuläre Feste als Selbstinszenierung der Familie – das alles »verkörpert exemplarisch Wesensmerkmale barocker Kunst und sicherte Rom bis weit ins 18. Jahrhundert die Vorrangstellung als universales Zentrum der Künste«. So Sebastian Schütze, Kurator der grandiosen Ausstellung zum 400. Jubiläum des Pontifikats Papst Urbans VIII., gemeinsam mit Flaminia Gennari Santori, Direktorin der Nationalgalerie im Palazzo Barberini, und deren Mitarbeiterin Maurizia Cicconi.

Man spricht von einem authentischen »Stil Barberini«. An dessen Verbreitung war nicht nur die Familie beteiligt – die drei Nepoten, Söhne seines Bruders Carlo: Prinz Taddeo (1603-1647), die Kardinäle Francesco (1597-1679) und Antonio (1607-1671) – sondern hunderte Personen seiner Entourage, die sich auch als Mäzene und Sammler betätigten. Dazu gehörten hervorragende Intellektuelle wie der Antiquar Cassiano dal Pozzo; hohe Prälaten, der Bankier Marcello Sacchetti, erstrangige Künstler. Schriftsteller und Dichter sparten nicht mit panegyrischen Lobschriften. Francesco Bracciolini inspirierte Cortonas Deckenfresko »Triumph der göttlichen Vorsehung« (1632-39), das die Barberini zelebrierte. Girolamo Tezi (Tetius) publizierte 1642 einen illustrierten Folioband über den Palazzo Barberini (Aedes Barberinae). Zu weiteren ausgestellten bibliophilen Kostbarkeiten zählt die 1631 vom Jesuitenorden besorgte Prunkedition von Urbans »Poemata«, welche bereits 1620 in Paris erschienen waren.

Maffeo war von den Jesuiten in Florenz und 1584-86 in Rom am Collegio Romano erzogen worden, bevor er an der Universität Pisa das Doktorat beider Rechte erwarb. Seine Bibliothek enthielt 1644 4000 Bände und 100 Manuskripte.

Schon früh hatte er besonders geschickt die drei Bremsen (italienisch »tafani«) im Familienwappen durch die viel edleren, symbolträchtigen Bienen ersetzt. Die Familie hieß seit dem Mittelalter Tafani, stammte aus Barberino Val d’Elsa und nahm später als begüterte Textilhändler in Florenz den neuen Namen an. So kam es, dass Schwärme von Bienen (und Lorbeerblättern) Rom überschwemmten, wie an den Bronzesäulen des Hochaltars von St. Peter (1626/27). [...]
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