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Kultur
Der Mosesbrunnen oder die »Acqua Felice« – Teil 3

Von Engeln und Löwen bewacht

Von Engeln und Löwen bewacht
Die künstlerisch nicht ganz unumstrittene Mosesstatue beherrscht das Brunnenensemble.
Der Mosesbrunnen steht heute ziemlich unglücklich an der Kreuzung der Via XX Settembre mit dem Largo di Santa Susanna. Der Verkehr tost hier unentwegt und es ist eigentlich unmöglich, das Monument ohne vorbeifahrende Autos, Motorräder und Busse zu betrachten. Deshalb sollte man das tunlichst am Sonntagmorgen machen. Da kann man die eindrucksvolle Ansicht mit dem hohen Inschriftenteil und den Statuen darunter bestimmt besser betrachten.

Von Silvia Montanari

Am 15. Juni 1587 wurde die »Acqua Felice« zwar feierlich eingeweiht, doch die Prachtfassade wurde erst etwas später realisiert. Der untere Teil ist in der Art eines Triumphbogens gestaltet: Vier hohe Marmorsäulen – zwei aus Cipollino, links und rechts der Moses-Statue, und zwei aus »Breccia grigia« [graue Brekzien]; sie stammen wohl aus den nahen Diokletiansthermen – trennen drei Rundbogennischen. Die mittlere nimmt eine gewaltige Marmorstatue des Moses ein, die ihre Eingebung der Statue des Michelangelo Buonarroti in San Pietro in Vincoli verdankte. Mit einer weiten Tunika angetan, ist er im Begriff, mit seiner ausgestreckten Rechten Wasser aus dem Felsen zu schlagen, während er in seiner Linken die Gesetzestafeln umfasst. Ein langer, wallender Bart sowie flammenartige Hörner auf der Stirne unterstreichen das bedrohliche Antlitz.

Biblische Szenen

Die Hörner auf dem Haupt des Moses sind auf die lateinische Wiedergabe des hebräischen Urtextes (Ex 34,29) zurückzuführen, die in der Vulgata aufscheint. Da im Althebräischen nur die Konsonanten geschrieben wurden, erlaubte das aus den Konsonanten »k-r-n« bestehende Wort statt »karan« (strahlend, leuchtend) die Formulierung »keren« (Horn). In der Septuaginta wurde die gleiche Stelle sinngemäß mit »strahlend« übersetzt. Michelangelo wählte jedoch für seinen Moses (eben in San Pietro in Vincoli) die Version der Vulgata. Moses-Darstellungen mit einem Strahlenkranz um den Kopf gab es aber bereits vor und gleichzeitig mit dem genialen Meister.

Leonardo Sormani und Prospero Antichi, »il Bresciano« genannt, schufen diese Skulptur, die – wie gesagt – stark an der Mosesstatue von Michelangelo in San Pietro in Vincoli orientiert ist. An der Wand hinter dem Kopf des Moses verstärken Reliefstrahlen, deren Enden kleine Seraphim bilden, die Intensität des Augenblickes. Sormani machte allerdings einen Fehler: Er stellte sich kein Modell her, sondern meißelte die 4 Meter hohe Statue aus einem einzigen Marmorblock, der auf dem Boden lag, statt ihn aufrecht zu bearbeiten. Daher unterlief ihm der Fehler, dass er sich in den Proportionen vertat. Diese wuchtige Interpretation von Michelangelos Vorbild wurde seinerzeit nicht positiv aufgenommen, sondern sogar mit dem für die Römer typischen Sarkasmus ausgelacht. Man wies darauf hin, dass Moses, als er das Wasser aus dem Felsen schlug, die Gesetzestafeln noch nicht erhalten hatte, dass die Statue plump und grotesk sei. Sie kritisierten die ausladende Geste der Hand, den wilden Gesichtsausdruck, das wenig elegante Gewand und tauften ihn »il Mosè ridicolo« (den »lächerlichen Moses«). Natürlich gab es auch eine »Pasquinata« (ein Spottgedicht) auf diese unglückliche Kolossalfigur: »Guarda con occhio torvo l’acqua che sgorga ai pie’ pensando inorridito al danno che a lui fe’ uno scultor stordito« (Mit scheelem Blick schaut auf das zu seinen Füßen entspringende Wasser er (Moses), bedenkend den Schaden, den ihm zugefügt ein Bildhauer, ein Verwirrter). Natürlich darf man diese Kritik nicht zu ernst nehmen; im Laufe der Jahrhunderte hat dieser Moses auch viele Bewunderer gefunden, wobei es diese auch heute noch gibt. [...]
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