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Kultur
Innozenz III. (1198-1216) – Herrscher und Diener

»O weh, der Papst ist zu jung …«

»O weh, der Papst ist zu jung …«
Innozenz III. mit Tiara und Pallium (13. Jh.), Kloster San Benedetto in Subiaco
Am 16. Juli jährt sich der 800. Todestag Innozenz’ III., der in die Geschichte der Kirche als »Papstkaiser« eingegangen ist. Doch sein Wirken beschränkte sich nicht auf die Politik, er war zugleich ein großer Reformpapst. Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit gewinnt zudem eine viel zu wenig beachtete Seite seiner Persönlichkeit an Bedeutung.

Von Ulrich Nersinger

»Owê, der bâbest ist ze junc: hilf, hêrre, dîner cristenheit – O weh, der Papst ist zu jung. Hilf, Herr, Deiner Christenheit«, rief Walther von der Vogelweide aus, als er von der Wahl des erst 37-jährigen Grafen Lothar von Segni zum Oberhaupt der Kirche erfuhr. Doch der Minnesänger sollte eines Besseren belehrt werden. Der Kardinaldiakon von Santi Sergio e Bacco, nunmehr Papst Innozenz III., ein Mann mit einem strengen Antlitz und scharfblickenden Augen, war der geborene Herrscher. »Klarblick und Gewandheit, Hartnäckigkeit und Hingabe und vor allem eine unglaubliche Tatkraft waren seine natürlichen Gaben«, so Wilhelm Brüggeboes.

Der Papst wurde um das Jahr 1160 auf dem Kastell Segni in Gavignano südöstlich von Rom geboren. Er schrieb sich als junger Mann an der Pariser Universität ein und widmete sich danach dem Studium der Rechte in Bologna. Auf die Weihe zum Subdiakon durch Papst Gregor VIII. (Alberto de Morra, 1187) im November 1187 erfolgte drei Jahre später die Erhebung zum Kardinaldiakon der Titelkirche Santi Sergio e Bacco. Nach dem Tode Papst Cölestins III. (Giacinto Bobone, 1191-1198) wurde er am 8. Januar 1198 als Innozenz III. zum Nachfolger des heiligen Petrus bestimmt. Erst am Tage seiner Krönung, dem 22. Februar, empfing er die Priester- und Bischofsweihe. Der neue Pontifex Maximus, der »über eine hohe theologische Bildung verfügte« (Benedikt XVI.), galt als einer der besten Juristen und Kirchenrechtler seiner Zeit.

Vorrangstellung des Papsttums


Unmittelbar nach seiner Wahl begann der Papst den Kirchenstaat als unabdingbare Grundlage seiner Unabhängigkeit zu reorganisieren und zu festigen. Unmissverständlich formulierte er darüber hinaus die weltliche Vorrangstellung des Papsttums. Für Innozenz III. stand fest: »Gott hat Sonne und Mond ans Firmament gesetzt; so gibt es zwei Lichter in der Kirche, die königliche und die päpstliche Gewalt, die eine herrscht über die Seelen, die andere über die Leiber. Wie der Mond sein Licht von der Sonne empfängt, so nimmt die königliche Gewalt den Glanz ihrer Würde von der päpstlichen Macht.« Sichtbare Zeugnisse dieses Anspruches zeigten sich darin, dass der Papst in Streitigkeiten der Länder als oberster Schiedsrichter auftrat und nicht wenige Herrscher ihr Land vom Papst als Lehen nahmen. In diesem Vorgehen sah Innozenz III. kein irdisches Machtstreben; für ihn stand die Herrschaft im Zeichen des Kreuzes in keinerlei Widerspruch zur Kreuzesnachfolge.

Innerkirchlich ging der Papst mit äußerster Härte gegen die Häresie vor. So entschloss er sich im Jahre 1209 zu einem Kreuzzug, um der Irrlehre der Albigenser in Südfrankreich Herr zu werden. Der brutale Verlauf des Kreuzzuges erschütterte den Papst, aber er sah ihn zum Schutz des Glaubens als notwendig an. Das Heilige Land wollte er befreien, er musste jedoch erleben, dass Venedig das fromme Unternehmen zur Plünderung Konstantinopels missbrauchte. Im November 1215 berief er, wenige Monate vor seinem Ableben und schon von Todesahnungen erfüllt, das IV. Laterankonzil mit den Worten ein: »Sehnlich habe ich danach verlangt, mit den Vätern ein dreifaches Pascha zu feiern: ein Pascha nach Jerusalem, eines zur Reform und ein ewiges zur himmlischen Herrlichkeit.« Auf der Kirchenversammlung definierte er die Lehre über die Eucharistie und legte den Gläubigen die Pflicht auf, wenigstens einmal im Jahr das Buß- und das Altarssakrament zu empfangen. [...]
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