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Kultur
Alltagsleben im antiken Rom (Teil 1): Der römische Kalender

Von guten und verhängnisvollen Tagen

Von guten und verhängnisvollen Tagen
Römischer Steckkalender aus Privathaushalt mit 30 Monatstagen, den Tierkreiszeichen und den sieben planetarischen Göttern.
In dieser neuen Serie wollen wir beleuchten, wie die Menschen im antiken Rom ihren Alltag erlebten: Wie war die Gesellschaft geordnet, was aßen und tranken die Menschen, wie kleideten sie sich, wie arbeiteten sie, wie feierten sie, wie sah die medizinische Versorgung aus, wie bewegten sie sich fort, welche Rolle spielten Tiere und die natürliche Umwelt im Leben der Menschen? Diesen und weiteren Fragen soll in den einzelnen Folgen dieser Serie nachgegangen werden. Die Grundfrage, die dabei besondere Beachtung finden soll, lautet: Hat der christliche Glaube, der sich im kaiserzeitlichen Rom verbreitete, zu Veränderungen im Alltag geführt? Und wenn ja, wie sehen diese Veränderungen aus? In den ersten beiden Folgen wollen wir kurz betrachten, wie die Menschen im antiken Rom die Zeit einteilten, welchen Rhythmen das Jahr und der Tag folgten. Im ersten Teil wenden wir uns dem Jahreslauf und damit dem römischen Kalender zu. Die zweite Folge wird dann dem Tageslauf gewidmet sein.

Von Claudia Kock

»Ich messe die Zeit, das weiß ich. Aber ich messe nicht die Zukunft, denn diese ist ja noch nicht, ich messe auch nicht die Gegenwart, denn sie hat keine Ausdehnung im Raume, ich messe auch nicht die Vergangenheit, denn sie ist nicht mehr. Was also messe ich?« So schreibt der heilige Augustinus von Hippo in seinen Bekenntnissen (11,26) über das Phänomen der Zeit, deren Wesen wir nicht erfassen können, die jedoch unseren Alltag und unser ganzes Dasein bestimmt. Schon früh wurden der Mond und die Gestirne beobachtet, und als der Mensch begann, Ackerbau zu betreiben, entstanden die ersten Kalender. So wurden Aussaat und Ernte planbar. In Rom, das ebenfalls bäuerlichen Ursprungs war, soll der erste Kalender, der an den Mondphasen orientiert war, von Stadtgründer Romulus selbst erstellt worden sein; tatsächlich geht er auf die etruskischen Könige zurück.

Dieser altrömische Mondkalender teilte das Jahr zunächst in zehn, später in zwölf Monate ein. Am Anfang eines jeden Monats standen die »Kalenden«, auf die das Wort »Kalender« zurückgeht. Es kommt vom lateinischen »calare«, was »ausrufen« bedeutet, denn an den »Kalenden« wurde ursprünglich vom Pontifex maximus öffentlich verkündigt, auf welchen Tag des Monats die »Iden« und die »Nonen«, die beiden anderen Fixtage des römischen Monats, fallen würden, von denen aus die anderen Tage zurückgerechnet wurden. Jahresbeginn war der 1. März, wenn nach dem Winter die Landarbeit wieder aufgenommen wurde.

Da das Mondjahr, das nur 355 Tage umfasst, nicht genau mit dem Sonnenjahr übereinstimmt und die Messungen ungenau waren, kam es im Laufe der Römischen Republik zu einer starken Verschiebung zwischen dem Kalender und den tatsächlichen Jahreszeiten, so dass in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. der 1. März kurz nach der Wintersonnenwende lag. Die dringend notwendige Kalenderreform wurde von Julius Caesar vorgenommen, der durch den alexandrinischen Astronomen Sosigenes in Ägypten den Sonnenkalender kennengelernt hatte, mit dem sich die Jahreszeiten präziser bestimmen ließen.

So entstand der »Julianische Kalender«: Die Grundelemente des altrömischen Kalenders – 12 Monate und die drei Fixtage der Kalenden, Nonen und Iden – blieben erhalten, aber die Länge des Jahres wurde auf 365 Tage erweitert und alle vier Jahre ein Schalttag eingefügt. [...]
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