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archivierte Ausgabe 27/2016
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†Papst Benedikt XVI.
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Kultur |
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Ewige Stadt – Die sehenswerte Basilika San Nicola in Carcere |
Eine Kirche über drei Göttertempeln |
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Blick auf die Kirche mit den Überresten der antiken Tempelanlage |
Von Bernhard Hülsebusch
Ein sonniger Sommertag im historischen Zentrum der Tiberstadt. Eine deutsche Touristengruppe folgt, nach Besichtigung des Kapitols, dem grünen Fähnlein ihres Fremdenführers Michael auf der Straße zum Marcello-Theater. »Was Sie hier sehen«, schärft Michael seinen »Schäfchen« ein, »sind bedeutende Zeugnisse der Vergangenheit – vom Altertum bis zur Renaissance«.
Zunächst das schon erwähnte, in den Jahren 17-13 v. Chr. errichtete Theatergebäude, das Kaiser Augustus dem frühverstorbenen Sohn seiner Schwester Oktavia, Marcellus, widmete und auf dessen Ruinen man im Mittelalter eine Festung baute. Gleich daneben die Basilika San Nicola in Carcere. Sie entstand, wie der Reiseleiter erklärt, »auf dem Gelände des Forum Holitorium, des antiken Gemüsemarktes, auf der Basis von drei Göttertempeln und hat eine hochinteressante Geschichte«. Stimmt! Die Sakralbauten aus dem 2. und 3. Jahrhundert v. Chr. bildeten einen einheitlichen Komplex. Von den vielen christlichen Kirchen, die über antiken Heiligtümern errichtet wurden, schreibt der Historiker Eberhard Paul in seinem Buch »Antikes Rom«, »ist S. Nicola in Carcere wohl die kurioseste«. Denn sie vereinnahmt gleich mehrere Tempel des antiken Gemüsemarktes. »Mit verblüffender Naivität hat hier das Mittelalter aus drei dicht nebeneinander stehenden Tempeln eine Kirche zusammengefügt und dadurch 32 antike Säulen und manches Stück Gebälk vor dem Untergang bewahrt.«
Imposante Säulen sind beispielsweise in die Außenwände der Basilika integriert. In deren Untergeschoss hingegen sieht man die Tempelfundamente sowie kleine Räume, die anno dazumal möglicherweise den Geldwechslern der angrenzenden Märkte dienten.
Reiche Geschichte
Zwar betont das deutsche »Handbuch der Kirchen Roms« im Kapitel über dieses Gotteshaus, dass die Archäologen seit je über die Zuweisung der Tempel an bestimmte Gottheiten stritten. Doch diese Feststellung stammt von 1973/74. Inzwischen gilt als ziemlich sicher: Der nördlichste, nächst dem Marcellus-Theater stehende Tempel war dem zweigesichtigen Janus gewidmet, der mittlere und größte hingegen der Juno und der südliche der Göttin Spes. »Für mich gibt es da keine Zweifel mehr«, sagt der Kirchenrektor Prälat Antonio Silvestrelli, der selbst ein dickes Buch über die Geschichte seiner Basilika geschrieben hat, gegenüber unserer Zeitung.
Wahrscheinlich im 6./7. Jahrhundert verfiel die Tempelanlage. Bald darauf ist die Existenz eines Gefängnisses in den antiken Gebäuden belegt – daher der spätere Beiname der Kirche. Die Nutzung durch eine christliche Gemeinde begann im 8. oder 9. Jahrhundert – die Gründung einer Kirche dort kann allerdings nicht eindeutig datiert werden.
Besonders wichtig wurden dann bestimmte Ereignisse im Hochmittelalter. Denn 1087 brachten italienische Fischer die Reliquien von San Nicola (auf Deutsch: Nikolaus) aus der Türkei in die apulische Hauptstadt Bari. Dies verursachte im Abendland einen ungeahnten Aufschwung des – zumindest in Süditalien schon vorher verbreiteten – Nikolauskultes. [...]
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