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Kultur

Alles für ein Marienbild

Alles für ein Marienbild
Das wundertätige Bild ist auch an den Häusern der umliegenden Straßen abgebildet.
An der Piazza Santa Maria in Campitelli springt einem sofort die mächtige Fassade des gleichnamigen Gotteshauses ins Auge. Es handelt sich um eine Kirche, die in der Blütezeit des Barock entstand und einige architektonische Neuerungen bietet. Am Hochaltar wird in der Mitte eines gigantischen Strahlenkranzes die kleine Ikone Santa Maria in Portico aufbewahrt.

Von Silvia Montanari

Wer vom Gotteshaus Sant’Angelo in Pescheria durch die Via Tribuna di Campitelli nach Norden wandert, kommt zur Piazza Campitelli. Der Platz wird von der imposanten barocken Fassade von Santa Maria in Campitelli beherrscht. Mitte des 17. Jahrhunderts begonnen, wurde 1662 eine wundertätige Ikone aus der nahegelegenen Kirche Santa Maria in Portico, später Santa Galla, hierher überführt. Die Geschichte des kleinen Gnadenbildes weist in die Zeit der Wende von der Spätantike zum Mittelalter, als sich das Christentum gegenüber der römischen Staatsreligion endgültig durchsetzten konnte.

Der Tradition nach soll sich zwischen der Piazza Bocca della Verità und San Nicola in Carcere ein langer Säulengang, der »Porticus Gallatorum«, erstreckt haben. In dieser Gegend gab es die uralte Kirche Santa Maria in Porticus. Sie wurde zusammen mit dem Viertel rundherum in den 1920er-Jahren abgerissen, um für die Via del Teatro di Marcello und die neuen Bauten am Fuße des Kapitolhügels Platz zu machen. An der Stelle des »Anagrafe« (Einwohnermeldeamt) genannten Gebäudes erhob sich gegenüber der Seitenfassade von San Nicola in Carcere die Kirche , von der hier die Rede ist: Santa Maria in Portico. »In porticus« bezog sich vielleicht auf den eben erwähnten Porticus oder die Ruinen des prächtigen Wohnhauses der heiligen Galla.

Bedeutende Familie

Galla – das bedeutet die »Gallierin« – war die Tochter des Senators und Patriziers Quintus Aurelius Memmius Symmachus, der zur alteingesessenen Familie der Symmachi gehörte, einer der bedeutendsten und reichsten Familien der Ewigen Stadt. Er war Politiker und Senator und galt als einer der gebildetsten Männer seiner Zeit. Während der Tumulte um die Wahl des Papstes Symmachus (der aber nicht mit ihm verwandt war) im Jahr 498 stand er auf dessen Seite. Unter Odoaker und Theoderich bekleidete er verschiedene hohe Ämter. Er war Stadtpräfekt Roms sowie Konsul und trug seit etwa 510 den ehrenvollen Titel eines »patricius«. Er war Schwiegervater des Boethius, der mit Gallas Schwester Rusticiana verheiratet war. Im Jahr 525 wurde er vom Gotenkönig Theoderich zusammen mit Boethius unrechtmäßig des Verrats beschuldigt und hingerichtet. Ferdinand Grevorovius schreibt in seiner Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter: »Es folgte der tragische Sturz zweier erlauchter Senatoren, des Boethius und des Symmachus, deren Schatten den Ruhm des edlen Gotenkönigs verdunkeln. Man kann die Notwendigkeit ihrer Hinrichtung aus Staatsgründen beweisen, wie das manche Geschichtsschreiber getan haben; aber ein Mann wie Boethius, das weltberühmte Trostbuch der Philosophie in der Hand, ist ein zu gewichtiger Ankläger, und seine Todesart wird für jedes, auch das dunkelste Zeitalter, zu barbarisch gefunden werden.« [...]
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