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archivierte Ausgabe 24/2020
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Wir trauern um einen großen Papst, der durch seinen Scharfsinn und seine Klarheit vielen Menschen Orientierung gegeben hat.
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†Papst Benedikt XVI.
Bildergalerie †Papst Benedikt XVI. |
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Kultur |
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Kurioses aus der Geschichte des Kirchenstaates |
Die Päpste und der Tabak |
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Zeichnung der Tabakpflanze »Nicotiana tabacum« aus einem botanischen Atlas, um 1880. |
Die Einstellung der Päpste zum Tabak erfuhr in der jüngeren Zeit eine Wende. Von einer einstigen Förderung des Rauchwerks kam es zu einem umfassenden Rauchverbot und dem Verbot des Verkaufes von Zigaretten in der Vatikanstadt.
Von Ulrich Nersinger
Eine frühe Nachricht über den Gebrauch des Tabaks findet sich in dem Bericht eines Eremitenmönches, Frà Romano Pane, an Papst Alexander VI. (Rodrigo Borgia, 1492-1503). Der Ordensmann war Christoph Columbus auf seiner zweiten Reise von dem Borgia-Papst mitgegeben worden. Auf der Insel Hispaniola, dem heutigen Haiti, hatte Pane beobachtet, wie die indianischen Priester und Medizinmänner den Tabak als Wundkraut benutzten.
Kardinal Prospero Publicola di Santa Croce (1513-1589) war der Botschafter des Papstes am portugiesischen Hof gewesen. Als er von seiner diplomatischen Mission in Lissabon nach Rom zurückkehrte, brachte er Tabaksamen als Geschenk für Pius IV. (Gian Pietro Carafa, 1559-1565) mit. Der Papst übergab das kostbare Pflanzgut den Zisterziensermönchen der Ewigen Stadt. Für eine Reihe von Jahren verblieb das sonderbare Kraut in den Kräutergärten der Ordensleute und diente ausschließlich als Heilmittel. Die Pflanze, zunächst als »erba santa – heiliges Kraut« bekannt, erhielt später den lateinischen Namen »nicotiana rustica«, so benannt nach Jean Nicot, dem französischen Botschafter in Portugal, der zeitgleich mit dem Kardinal den Samen nach Frankreich brachte.
Kirchliche Rauchverbote
Der erste Anbau von Tabak in den Päpstlichen Staaten, der nicht ausschließlich zu medizinischen Zwecken geschah, fand in den Marken statt, in Chiaravalle, einem Kloster des Zisterzienserordens. Die Mönche erzeugten aus den getrockneten Blättern der Pflanze mit primitiven Steinmühlen ein Pulver, aus dem Schnupftabak gewonnen wurde. Nur wenige Jahre nachdem Kardinal Prospero di Santa Croce die Tabakpflanze nach Italien gebracht hatte, sorgte ein anderer Purpurträger für einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Tabaks. Während eines Empfangs bei dem römischen Fürsten Virginio Orsini wurde Kardinal Cesario vom Hausherrn ein Gegenstand gezeigt, den der Adelige kurz zuvor in London erworben hatte. Das Objekt – unter dem Name »Pfeife« bekannt – fand das Interesse des Geistlichen. Der Kardinal begeisterte sich so sehr für die Möglichkeit, den Tabak auf diese Weise zu genießen, dass er die Pfeife um das Jahr 1590 am päpstlichen Hof einführte – von dort aus fand sie Heimstatt und Verbreitung in Rom und im ganzen Herrschaftsgebiet des Papstes.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde erstmals ein kirchliches Rauchverbot ausgesprochen; es betraf jedoch nur den Missbrauch in einigen Gotteshäusern und wandte sich nicht gegen das Rauchen generell. Papst Urban VIII. (Maffeo Barberini, 1623-1644) erließ am 30. Januar 1642 eine Bulle, die sich gegen bestimmte Ausuferungen in spanischen Kirchen wandte. Als der Papst die Strafe der Exkommunikation nicht ausschloss, erntete er den Spott der Römer. An der Statue des Pasquino war zu lesen: »Gegen ein Blatt, das vom Winde fortgerissen wird, gehst du mit Macht vor, und einen dürren Halm verfolgst du«. Der Spruch gefiel dem Papst und er versprach dem Verfasser großzügig fünfhundert Scudi Belohnung. Pasquino antwortete: »Gib sie dem Hiob.« Die Worte waren nämlich dem Buch Hiob, Kapitel XIII, Vers 25, entnommen.
Die Bestimmungen der Bulle wurden nur in Spanien durchgeführt – dort aber rigoros: In Santiago mauerte man im Jahre 1692 fünf Mönche ein, weil sie sich während religiöser Zeremonien wiederholt nicht an das päpstliche Rauchverbot gehalten hatten. 1650 verfügte Innozenz X. (Giovanni Battista Pamphilj, 1644-1655) ein Rauchund Schnupfverbot für Sankt Peter. Bei einem Hochamt in der Basilika hatte der Papst beobachtet, wie sich sogar hochstehende Mitglieder seines Hofstaates mehr an der Konsumierung des Tabaks erfreuten als an der feierlichen Liturgie [...]
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