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Kultur
»Ognissanti« an der Appia Nuova – Die Titelkirche von Kardinal Walter Kasper

Lebendige Pfarrei im Geist des hl. Don Orione

Lebendige Pfarrei im Geist des hl. Don Orione
Die mächtige aus Ziegelsteinen errichtete Fassade von »Ognissanti« im neu-romanischen Stil.
Von Bernhard Hülsebusch

Eine Pfarrei mit pulsierendem Leben: So präsentiert sich »Ognissanti« im römischen Stadtviertel Appio-Latino, dessen Zentrum (das gleichnamige Gotteshaus) die Titelkirche von Kardinal Walter Kasper ist. Im März d. J. hat Papst Franziskus »Ognissanti« besucht – aus besonderem Anlass.

»Freut euch, demnächst kommt der Heilige Vater zu Besuch«, verkündete Pater Mazzitelli Anfang des Jahres seinen Gläubigen in der römischen Pfarrei »Ognissanti«. So geschah es denn auch. Der Anlass? Am 7. März 1965 hatte Paul VI. just hier, gemäß der vom Vatikanischen Konzil bestimmten Liturgiereform, erstmals die heilige Messe größtenteils auf Italienisch zelebriert. Daran erinnerte Papst Franziskus, als er nun – genau 50 Jahre danach – in »Ognissanti« predigte.

Begrüßt wurde der Bergoglio-Papst (und Bischof von Rom) von Kardinalvikar Agostino Vallini, von Pfarrer Don Francesco Mazzitelli – aber auch von Kardinal Walter Kasper, dem »titolare« dieser Kirche. Der Schwabe, früher exzellenter Theologieprofessor in Tübingen und dann Bischof von Rottenburg-Stuttgart, war 1999 nach Rom gezogen, weil ihn Johannes Paul II. de facto an die Spitze seines Rates zur Förderung der Einheit der Christen stellte. Anfang 2001 erhob ihn der Wojtyla-Papst zum Kardinal und wies ihm als Titelkirche »Ognissanti« zu. Ende März 2001 nahm der neue »Ökumene-Minister« des Pontifex seine Titelkirche in Besitz.

Er sei glücklich, betonte der Purpurträger in seiner Predigt, dass ihm der Heilige Vater mit dieser Titelkirche das Zentrum einer traditionsreichen, von Don Orione geprägten Pfarrei anvertraut habe. »Als ich jung war, wollte ich ja nicht Bischof oder gar Kardinal werden, sondern einfach Pfarrer. Selbst als Theologieprofessor und dann als Bischof ging ich sonntags immer in eine Pfarrei. Um die Eucharistie zu feiern, das Wort Gottes zu predigen und die Gläubigen zu treffen.« Natürlich behandelte Kardinal Kasper dann ausführlich sein Spezialgebiet Ökumene. Um abschließend den Zuhörern in Erinnerung zu rufen: Weder die »parrocchia« noch der ökumenische Einsatz dürfen selbstbezogen sein; beide brauchen Dynamik und missionarischen Aufschwung.

Auf den Spuren von Don Orione

Durch Kardinal Kaspers Predigt fiel erneut ein Schlaglicht auf »Ognissanti« – doch auch auf den Orden »Piccola Opera della Divina Provvidenza«, dem diese Kultstätte samt der dazugehörigen Pfarrei anvertraut ist. Also auf eine Kongregation, deren Mitglieder man (übersetzt) »Söhne der Göttlichen Vorsehung«, abgekürzt FDP, oder nach dem Gründer Don Luigi Orione einfach »Orionini« nennt. In der Tat: Wer immer sich mit »Ognissanti« beschäftigt, wandelt indirekt auf den Spuren dieses 2004 heiliggesprochenen Priesters.

Wer war Luigi Orione? Nun, dieser ebenso fromme wie organisationstüchtige Piemontese (1872-1940) spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der italienischen Orden. Er besuchte einst das Oratorium von Don Giovanni Bosco, dem (ebenfalls kanonisierten) Gründer des Salesianerordens in Turin. Schon als Seminarist erwog er, eine religiöse Gemeinschaft für die Erziehung armer Kinder zu gründen. Gedacht, getan. Kaum 21 Jahre alt, schuf er ein Heim für bedürftige Kinder in Tortona – dies war die Keimzelle seines Ordens. [...]
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