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Kultur
Zum 700. Todestag von Marco Polo (1254-1324), dem ersten Berichterstatter aus dem Reich der Mitte

Der berühmteste Reisende der Geschichte

Der berühmteste Reisende der Geschichte
Marco Polo im Tatarenkostüm (Darstellung aus dem 18. Jahrhundert).
Von Dr. Christine Grafinger

Am 8. Januar jährte sich zum 700. Mal der Todestag des berühmten Orientreisenden Marco Polo aus Venedig, der als erster das Leben und die Kultur Chinas beschrieb. Marco entstammte einer Handelsfamilie mit Ursprung in Dalmatien, die zur Oberschicht der »Serenissima«, der Republik Venedig, gehörte. Sein Vater Niccolò und sein Onkel Maffeo betrieben Handel mit den Gebieten des östlichen Mittelmeers, der sogenannten Levante. Die beiden verfassten von ihrer Reise 1260 nach Zentralasien, wo sie am Unterlauf der Wolga die Edelsteinmärkte aufsuchen wollten und wo sie auf vorrückende Heeresteile der Goldenen Horde trafen, einen Reisebericht. Um den Kriegswirren zu entgehen, wichen sie Richtung Osten aus, konnten aber nicht sofort in die Heimat zurückkehren. Daher schlossen sie sich einer persischen Gesandtschaft an und erreichten nach einem Jahr den Hof des Großkhans in Peking.

Bei ihrer Abreise erhielten sie vom Herrscher ein Goldtäfelchen, das sicheres Geleit und Versorgung in seinem Herrschaftsbereich garantierte. Sie verließen die chinesische Hauptstadt mit einer Botschaft des Groß khans an den Papst und der Bitte, Öl aus der Lampe des Heiligen Grabes in Jerusalem und christliche Gelehrte zur Verkündigung des Evangeliums nach China zu schicken. Nach neun Jahren beschwerlicher Reise trafen sie in ihrer Heimatstadt ein.

Aufbruch in den Osten in Begleitung des siebzehnjährigen Marco

Da die beiden venezianischen Kaufleute den Auftrag des Khans nicht erfüllen konnten, weil inzwischen der Papst gestorben war und die Kardinäle sich fast drei Jahre lang (1268-1271) nicht auf ein neues Oberhaupt einigen konnten, brachen sie vor Beendigung der Sedisvakanz 1271 wieder Richtung Osten auf und nahmen dieses Mal auch den jungen Marco auf die Reise mit. Die Polos sollten ein Vierteljahrhundert unterwegs sein und fast siebzehn Jahre im Reich der Mitte verbringen. Mit der Absicht, einen Teil des Versprechens einzulösen, schifften sie sich nach Akkon ein, um im Heiligen Land das Öl in Jerusalem zu besorgen. Sie trafen dort den päpstlichen Legaten Tebaldo Visconti da Piacenza (1210-1276), von dem sie ein Begleitschreiben an den Großkhan erhielten, worin er bekräftigte, dass er sich beim neu gewählten Papst um die Entsendung von Missionaren einsetzen werde. Doch kurze Zeit nach ihrer Abreise erfuhren sie, dass der Legat Visconti zum Papst gewählt worden war. Papst Gregor X. (1271-1276) bat sie nach Akkon zurückzukehren. In einem Schreiben beauftragte er die venezianischen Kaufleute, offiziell ihr Vorhaben durchzuführen. Hundert päpstliche Gesandte an den Herrscher des Reichs der Mitte konnte er ihnen allerdings nicht mitgeben. Zwei gelehrte und theologisch versierte Dominikaner Bruder Nicolò von Vicenza und Bruder Wilhelm von Tripolis (1220-1273) sollten sie begleiten und sich um die Bekehrung des Großkhan zum Christentum bemühen. Doch die beiden gaben wegen der großen und unerwarteten Strapazen bald auf und kehrten nach Palästina zurück. Die Händler aus Venedig zogen nach Zentralasien weiter und durchquerten Persien. Der junge Marco war vom Treiben in den Basaren der großen Städte wie Täbris oder Kerman stark beeindruckt. Die ansässigen Kaufleute boten viele exotische Waren feil zum Beispiel Seide, Edelsteine, kunstvolle Schmiedearbeiten und Gewürze aus Indien.

Änderung der Reiseroute


Da ihr Plan, ab dem Hafen Hormus den Seeweg zu nehmen, wegen des schlechten Zustands der Schiffe nicht möglich war, mussten sie den beschwerlichen Landweg nehmen. Sie durchquerten die Salzwüste Dasht-e Lut in Afghanistan. Marco berichtete aber auch von Wasserkanälen in den Oasen, Reisfeldern, prächtigen Villen in den Städten und den berühmten blaugrünen Lapislazuli. Die Kaufleute wählten dann die alte Handelsroute der nördlichen Seidenstraße über Buchara und Samarkand und nahmen die beschwerlichen Wege über die Pässe des Pamir-Plateaus. Nach der kräftefordernden Durchquerung der Wüste Taklamakan kamen sie in dichter besiedeltem Gebiet in Kontakt mit der ansässigen Bevölkerung. Kublai Kahn (1215-1294), der Enkel des Mongolenherrschers Dschingis Khan, schickte ihnen Gesandte entgegen, die sie in die nördlich von Peking gelegene Sommerresidenz Shangdu geleiten sollten. [...]
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