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Kultur
Ewige Stadt – Architektonischer Reichtum mit vielen Facetten (Teil 2)

Auch steinerne Bögen sind typisch für Rom

Auch steinerne Bögen sind typisch für Rom
Die Rückseite des spätantiken römischen Stadttores »Porta Pinciana«. In seiner langen Geschichte wurde es wiederholt zugemauert und wieder geöffnet.
Während Triumphbögen die glorreichen Taten der Kaiser verewigen sollen, wurden viele weitere »archi« in Rom aus ganz anderen, oft nur praktischen Gründen erbaut. Doch auch sie bezeugen den geschichtlichen und architektonischen Reichtum der Tiberstadt.

Bernhard Hülsebusch

Er liegt im ehemaligen Ghetto, ist aber viel älter als das sogenannte Judenviertel: der Portico d’Ottavia, also der Torbogen der Octavia gleich hinter der Synagoge. Ursprünglich befand sich hier eine Tempelhalle aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Bis im Jahr 27 v. Chr. Kaiser Augustus diese große Anlage erneuerte und sie seiner Schwester Octavia – daher der Name – widmete.

Dieser Torbogen, betonen Historiker und Reiseführer, »gehört zu den besonders geschichtsträchtigen Monumenten des historischen Zentrums von Rom«. In der Tat. Wir können hier allerdings nur die wichtigsten Etappen in der bewegten Vergangenheit dieses Denkmals erwähnen …

Papst Stephan III. gründete 770 die Kirche Sant’Angelo in Pescheria und baute sie an den Torbogen an. Benannt ist dieser Sakralbau nach dem damals davorliegenden Fischmarkt (pesce heißt Fisch). Von dieser Kirche aus trat Cola di Rienzo 1347 zum Sturm auf das Kapitol an, um als Volkstribun die römische Republik wiederherzustellen, was freilich mit seinem Tod endete. In diesem Stadtviertel, wo sich immer mehr Juden ansiedelten, entstand 1555 auf päpstlichen Befehl das Ghetto.

Die im späten 19. Jahrhundert bei der urbanistischen Neugestaltung Roms geschaffene »Via del Portico d’Ottavia« entwickelte sich zu einer der wichtigsten Straßen im inzwischen aufgehobenen Ghetto, das weiterhin Zentrum der jüdischen Gemeinde Roms blieb. Aus dieser Straße kamen denn auch viele der von der SS im Oktober 1943 nach Auschwitz deportierten Juden. Somit wurde der Torbogen der Octavia – heute Teil einer gut beschilderten »archäologischen Zone« – zum traurigen symbolischen Ort der Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten in Rom.

Der Janus-Bogen

Nur einen Katzensprung vom Portico d’Ottavia entfernt liegt zwischen Tiber und Palatinhügel der sogenannte Janus-Bogen. Sehr eindrucksvoll, da der wohl aus konstantinischer Zeit stammende Bau (aus Travertin und weißem Marmor) aus einem Mitteltrakt und gleich vier bogenförmigen Toren besteht. Warum »Janus-Bogen«? Weil man lange Zeit annahm, es handle sich um einen vierseitigen Tempel zu Ehren von Janus, dem Gott des örtlichen und zeitlichen Einund Ausgangs.

In Wahrheit jedoch war das seltsame Monument (mit etlichen Nischen für Statuen) eine überbaute Straßenkreuzung – die einzige ihrer Art aus dem antiken Rom, die erhalten blieb. Sie diente den Händlern des angrenzenden Rindermarktes als Treffpunkt und zum Unterstellen bei allzu heißer Sonne und bei Regenwetter. Im Mittelalter, so besagt die Chronik, diente das Gebäude den damaligen Besitzern, der Adelsfamilie Frangipane, als Basis für einen Festungsturm. Doch dann verfiel der Janus-Bogen. Ausgerechnet Papst Sixtus V. (1585-1590), ansonsten ein großer Bauherr, wollte ihn sogar abreißen lassen, um die Marmorbestandteile für Verschönerungen der Lateran-Basilika zu verwenden.

Das geschah zwar nicht, aber der Bau hatte weiterhin ein wechselhaftes Schicksal. Er wurde als Holzschuppen, später als Nudelfabrik zweckentfremdet, bevor man ihn als bedeutsames Monument »wiederentdeckte«. Kulturbeflissene Rom-Touristen verbinden seine Besichtigung meist mit der eines weitaus kleineren Baus: des sogenannten »Bogens der Geldwechsler«. Ihn errichteten die Geldwechsler und Viehhändler 204 n. Chr. zu Ehren der damaligen Kaiserfamilie. Dann, im Mittelalter, hat man die sehenswerte Kirche San Giorgio in Velabro an diese – genau genommen gar nicht bogenförmige – Konstruktion angebaut. Sie ist heute eine beliebte »Hochzeitskirche«. [...]
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