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Kultur
Leonardo-Ausstellungen in Rom: »Der heilige Hieronymus« im Braccio di Carlo Magno sowie »Leonardo als Wissenschaftler« in den ehemaligen »Scuderie« des Quirinalspalastes

Zwischen Tradition und Innovation

Zwischen Tradition und Innovation
Blick in die Ausstellungsräume in den »Scuderie« am Tag der Eröffnung durch Staatspräsident Sergio Mattarella.
Von Christa Langen-Peduto

Am 2. Mai ist sein 500. Todestag. Doch längst herrscht Leonardo-Fieber mit vielen Hunderten Gedenkveranstaltungen in Italien, in Frankreich, aber auch in Deutschland und Amerika. Es gibt Ausstellungen, Konferenzen, Würdigungen, natürlich auch Filme und Sonderbriefmarken. Auf dem Stiefel machten die Uffizien in Florenz, nur 27 Kilometer entfernt von dem Heimatort Vinci des Universalgenies, schon 2018 den Anfang. Sie stellten den »Codex Leicester« aus der Privatkollektion des US-Milliardärs Bill Gates aus, die berühmte Sammlung an Manuskript-Blättern mit wissenschaftlichen Schriften, Notizen, Skizzen und Zeichnungen von Leonardo. Bill Gates hatte 1994 bei einer Auktion 30,8 Millionen US-Dollar dafür bezahlt.

Unvollendetes Ölgemälde

Seit diesem März wird Leonardo da Vinci (1452-1519) auch in Rom und dem Vatikan gewürdigt. Fast zeitgleich wurden zwei Ausstellungen eröffnet, die unterschiedlicher nicht sein könnten. »Leonardo da Vinci. Die Wissenschaft vor der Wissenschaft«, heißt die Schau in den »Scuderie del Quirinale«, die noch bis 30. Juni zu sehen ist. Kein Gemälde des Mona Lisa-Malers ist dabei. Als Humanist, Erfinder, Planer, Architekt und Ingenieur wird der Renaissance-Künstler mit Originalzeichnungen, Manuskripten und insgesamt 200 Werken gewürdigt.

Der Vatikan hingegen macht Pilgern und Touristen mit einer gratis zu besichtigenden Ausstellung ein besonderes Geschenk. Im »Braccio di Carlo Magno« gleich am Petersplatz lässt sich bis 22. Juni mit dem unvollendeten Ölgemälde »Der heilige Hieronymus in der Wüste« der einzige Leonardo der Vatikanischen Museen bewundern. Danach wird das Werk nach New York ausgeliehen und ab Herbst in der großen Leonardo-Sonderschau im Louvre in Paris zu sehen sein. Und erst 2020 kehrt es an seinen Stammplatz in der Pinakothek des Vatikans zurück.

Die Besucher im »Braccio di Carlo Magno« müssen allerdings Geduld aufbringen und sich den Anblick des »Heiligen Hieronymus in der Wüste« geradezu verdienen. Erst werden sie auf zahlreichen Wandtafeln und auch mit einem Video über die Geschichte des Ölbildes auf Holz, seine Entstehung, seine Auffindung und seine Restaurierung auf Italienisch und Englisch belehrt. Ein ebenfalls ausgestelltes Dokument aus dem historischen Archiv der Dombauhütte von Sankt Peter bezeugt ferner, dass Leonardo während seines Romaufenthaltes in einer Wohnung im Belvedere im Herzen der heutigen Vatikanischen Museen untergebracht war. Nach Florenz und Mailand hatte er ab 1513 nur drei Jahre in Rom verbracht und war danach auf Einladung des französischen Königs nach Frankreich übergesiedelt, wo er 1519 verstarb.

Doch zurück zum »Braccio di Carlo Magno«. Mitten im Ausstellungssaal werden die Besucher zunächst mit Worten des emeritierten Papstes Benedikt XVI. über den Heiligen und seine Bedeutung konfrontiert. Diese Tafel ist bewusst so aufgestellt, dass sie das Leonardo-Bild erst einmal verdeckt. Hieronymus aus Dalmatien (347 – circa 420), so erläuterte der deutsche Pontifex im November 2007 auf zwei Generalaudienzen den Teilnehmern, war ein »Kirchenvater, der die Bibel in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt hatte«. Er habe sie ins Lateinische übersetzt, sie in seinen Schriften kommentiert und sich verpflichtet, ihren Lehren gemäß zu leben. Er sei als Asket und Forscher geschätzt und ab 382 für einige Jahre auch Papstberater und -sekretär sowie geistlicher Beistand adliger Damen in Rom gewesen. »Wir können von ihm lernen, das Wort Gottes in der Heiligen Schrift zu lieben«, so Benedikt XVI. [...]
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