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Kultur
Sant’Onofrio auf dem Gianicolo in Trastevere

Ein besonderes Juwel

Ein besonderes Juwel
Der Maler der Apsisfresken stammt aus dem Umkreis von Peruzzi und Pinturicchio (Anfang 16. Jh.). Dargestellt sind Szenen aus dem Marienleben und verschiedene Heilige.
Von Christa Langen-Peduto

Eine breite steile Treppe führt zum weitläufigen Vorhof. Von dort gibt es einen phantastischen Blick. Das historische Zentrum Roms mit dem Tiber liegt der Kirchenund Klosteranlage Sant’Onofrio in Trastevere sozusagen zu Füßen. Auf Bänken, zwischen Büschen, Bäumen und einem Brunnen aus historischen Fundstücken, sitzen bei schönem Wetter Architektur- und Kunststudenten. Sie zeichnen oder sind tief über Bücher gebeugt. Rings um die Kirche ist es so ruhig und friedlich, als läge diese auf dem Land. Das ist eigentlich kaum zu glauben, aber dennoch wahr. Denn steil darunter rast Roms chaotischer Verkehr links und rechts vom Tiber über den Lungotevere. Nur ein paar Hundert Meter Luftlinie entfernt liegt das gigantische Parkhaus des Jubiläumsjahres 2000. Wer mittwochs zur Generalaudienz von Papst Franziskus auf den nahen Petersplatz möchte, und das sind immer noch Zehntausende, der parkt dort. Auch viele Busse fahren hinein und Stunden später wieder hinaus. Auf dem schattigen Vorhof von Sant’Onofrio ist jener rege Betrieb weder zu hören noch zu sehen. Allenfalls der Lärm heulender Sirenen von Krankenwagen schallt hoch. Sie fahren zum nahegelegenen Kinderkrankenhaus »Bambino Gesù«.

Raum zur Betrachtung und zum Gebet

»Sant’Onofrio ist ein Raum zur Betrachtung und zum Gebet. Hier ist es ruhig wie im Kloster«, so betont auch Pater Edward Boes (45), seit fünf Jahren Rektor der Kirche. Auch er, der in der lauten Weltstadt New York zuhause ist, weiß das sehr zu schätzen. Er lebt dort mit drei Mitbrüdern des Ordens der »Frati Francescani dell’Atonement«, von denen außer ihm als Rektor jeder anderswo einer Tagesarbeit nachgeht. Als Kirchenjurist und Universitätsprofessor, als Krankenpfleger und Bibliothekar. Pater Edward hält die Kirche viele Stunden am Tag offen und freut sich auch über Touristen bei den Sonntagsmessen. Etliche Besucher finden den Weg zur Kirche, die zur Vatikan-Vermögensverwaltung Apsa gehört. Der Orden der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat außerdem in der Klosteranlage seinen offiziellen Verwaltungssitz.

Schon immer war Sant’ Onofrio ein besonderes Juwel. Und das nicht nur für Kirchenleute, Kunsthistoriker und Architekten, sondern wegen seiner idyllischen Lage der Abgeschiedenheit mitten in der Stadt auch für Poeten. Der Vorhof sei einer der schönsten Plätze zum Sterben, soll selbst der französische Autor Stendhal gesagt haben. Ein Rückblick in die Geschichte und ein Rundgang erklären die Motive für die Vielseitigkeit der Anlage noch besser. 1419 kaufte Nicolò da Forca Palena – später seliggesprochen – von Almosen der Gläubigen sowie Spenden von Kardinälen das Grundstück der heutigen Kirchenanlage. Zunächst wurde eine Einsiedelei zu Ehren des heiligen Onuphrios, errichtet. Laut dem Ökumenischen Heiligenlexikon war dieser der Überlieferung nach ein abessinischer Fürstensohn, der Ende des 4. Jahrhunderts in der Wüste bei Theben im heutigen Ägypten lebte. Er verzichtete auf die fürstliche Nachfolge und suchte Einsamkeit. Nach anderer Überlieferung hatte er sich in eines der abgelegenen Felsenklöster von Göreme in Kappadokien in der Türkei zurückgezogen. Er soll sich nur mit eigenen Haaren bekleidet und sich von Wurzeln und Datteln ernährt haben. Bei seinem Tod, so die Legende, sangen himmlische Engelschöre. In späteren Jahrhunderten machte der Onuphrios-Einsiedlerkult großen Eindruck auf Kreuzfahrer, die ihn in der ganzen Christenheit verbreiteten. Reliquien kamen über Heinrich den Löwen auch nach Deutschland. Besonders in München wurde Onuphrios stets verehrt. Noch heute gibt es ein Mosaik von ihm auf dem Marienplatz. [...]
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