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Kultur
Die Wandmalereien Michelangelos in der »Cappella Paolina« im Apostolischen Palast

Künstlerisches Zeugnis von außerordentlicher Bedeutung

Künstlerisches Zeugnis von außerordentlicher Bedeutung
Ein Ausschnitt aus den Gewölbefresken von Federico Zuccari (1540–1609) zeigt unten die Befreiung des Apostels Petrus aus dem Kerker.
Von Prof. Antonio Paolucci, Direktor der Vatikanischen Museen

Alle kennen die Sixtinische Kapelle, die jedes Jahr vier Millionen Besucher anlockt. Wenige hingegen können von sich behaupten, in der »Cappella Paolina«, der anderen Privatkapelle des Papstes innerhalb des Apostolischen Palastes, gewesen zu sein. Sie liegt abseits der Gänge, die durch das Museum führen, und kann nur mit Erlaubnis der Präfektur des Päpstlichen Hauses besucht werden. Nur der Papst feiert hier mit Gästen und Angehörigen der Römischen Kurie die heilige Messe.

Kürzlich ist die Cappella Paolina einer langen und vorsichtigen Restaurierung unterzogen worden. Über sieben Jahre (2002–2009) hinweg wurde sie von den Restauratoren der Vatikanischen Museen unter der Aufsicht von Maurizio de Luca und Maria Pustka durchgeführt. Papst Benedikt XVI. hat die restaurierte Kapelle am 4. Juli 2009 eingeweiht. Es ist nicht einfach – wenngleich nicht unmöglich –, diesen Ort zu besuchen, der für die internationale Kunstgeschichte von außerordentlicher Bedeutung ist. Die kürzlich erfolgten Restaurierungsarbeiten haben zu vielen und wichtigen neuen Erkenntnissen geführt, und die Malerei des späten Michelangelo ist so entscheidend für das Verständnis des menschlichen und geistlich schöpferischen Wegs dieses großen Künstlers, daß ein Hinweis auf die »neue« Paolina erforderlich ist.

In den Dokumenten wird die Kapelle als »parva« bezeichnet, weil sie relativ klein ist. Sie ist mit Fresken ausgeschmückt, die Szenen aus den Leben der Apostel Petrus und Paulus zeigen. Wenn hier auf dem Altar das Allerheiligste Sakrament ausgestellt wird, wird die Rolle des Papstes von Rom als Hüter des Corpus Christi in der legitimen apostolischen Nachfolge und in der Treue zum rechten Glauben ganz deutlich. Das erklärt, warum die römischen Päpste die »Cappella parva« immer sorgfältig bewahrt und sie über die Jahrhunderte hinweg verändert und bereichert haben. Besondere Aufmerksamkeit haben die Kritiker seit jeher auf die beiden Wandgemälde gerichtet, die die Bekehrung des hl. Paulus und die Kreuzigung des hl. Petrus darstellen – die letzten Meisterwerke Michelangelos als Maler –, sowie auf ihren Auftraggeber, Paul III. (Alessandro Farnese), den großen Papst, der das Jüngste Gericht in der Sixtina eingeweiht (1541) und das Konzil von Trient (1545) eröffnet hatte. Doch groß ist die Zahl der Päpste, die sich in den letzten fünf Jahrhunderten mit der »Paolina« befaßt haben, groß die Zahl der Künstler – Maler, Dekorateure, Modellierer, Vergolder –, die bei Arbeiten in ihrem Inneren aufeinanderfolgten. Die Cappella Paolina ist ein vielförmiges und aus verschiedenen Schichten zusammengesetztes, aber dennoch homogenes und zusammenhängendes Ganzes. [...]
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