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Kultur
Einblicke in die Geschichte eines katholischen Kultur- und Wissenschaftsinstitus

Das Römische Institut der Görres-Gesellschaft

Das Römische Institut der Görres-Gesellschaft
Auf dem Friedhof des Campo Santo liegen eminente Forscher des Görres-Instituts: Stephan Ehses, Johann Peter Kirsch, Joseph Wilpert, Engelbert Kirschbaum, Ludwig Voelkl, Erwin Gatz.
Das Römische Institut der Görres-Gesellschaft begeht in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen. 1888 wurde der blutjunge Luxemburger Priester Johann Peter Kirsch von einer eigens bestellten Kommission der Görres-Gesellschaft damit beauftragt, am Campo Santo Teutonico in Rom eine römische »Station« der Gesellschaft zu eröffnen. Was hatte es damit auf sich?

Von Msgr. Prof. Dr. Stefan Heid

Die »Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland « – so der volle Titel – wurde 1876 im preußischen Kulturkampf als Selbsthilfeorganisation katholischer Akademiker gegründet. Die ungeliebten katholischen Kinder des Kaiserreichs arbeiteten emsig und kämpften um ihre Anerkennung, wenn schon nicht auf staatlichen Lehrstühlen, die ihnen verwehrt blieben, so doch in der größeren und freieren Welt der Respublica litterarum.

Als der Würzburger Kirchenhistoriker Josef Hergenröther, Ehrenpräsident der Görres-Gesellschaft seit ihrem Bestehen, 1879 Präfekt des Vatikanischen Geheimarchivs wurde und dieses der Gelehrtenwelt freigab, da eröffnete sich ein schier grenzenloses Forschungsfeld. Bereits 1880 waren die ersten »Görresianer« mit spitzen Bleistiften nach Rom geeilt, weitere folgten. 1888 eröffnete dann Kirsch, der damals am Campo Santo Teutonico wohnte, die römische »Station«, die sich bald zum Historischen bzw. Römischen »Institut« mauserte. Im selben Jahr eröffnete in Rom das protestantisch dominierte und weit besser ausgestattete Preußische Historische Institut seine Pforten. Es begann ein ungleicher Wettkampf um die Schätze des Geheimarchivs, der durchaus nicht gegeneinander gerichtet war, sondern auch Kooperationen und Verflechtungen kannte.

Untrennbare Symbiose mit dem Campo Santo Teutonico

Will man vom Römischen Institut der Görres-Gesellschaft sprechen, muss man es zusammen mit dem 1876 am Campo Santo Teutonico von Anton de Waal gegründeten Priesterkolleg betrachten, wo es von Anfang an seinen Sitz hatte und mit dem es eine untrennbare Symbiose einging. Die Görres-Stipendiaten, soweit sie Priester waren, mussten am Campo Santo wohnen und machten ihn gemeinsam mit den anderen Kollegiaten zu einer in der römischen Kollegienlandschaft einzigartigen Institution klerikaler Gelehrsamkeit, in der in sehr überschaubarer Zahl auch Laien mitwirkten.

Die Hauptaufgabe des Instituts bestand nicht in Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung, sondern im Gegenteil ausschließlich in der entsagungsvollen und unspektakulären Veröffentlichung von Archivakten durch Stipendiaten, die für die Projekte der Gesellschaft nach Rom entsandt wurden. Zu den wichtigsten Projekten gehörte die Edition der Kameralakten des spätmittelalterlichen Päpstlichen Hofs, der Akten des Konzils von Trient und der Akten der Kölner Nuntiatur. Die Stipendiaten waren finanziell so kurz gehalten – es gab auch keine Institutsräumlichkeiten – und wurden so sehr eingespannt, dass das böse Wort von den »Fronsklaven der Publikationsinstitute « umging (H. Hoberg).

Nach einer ertragreichen Zeit unter dem Direktor Stephan Ehses (1895–1926) war Kirsch von 1926 bis 1937/38 erneut Direktor des Instituts. Für die Görres-Gesellschaft war er mit Gold nicht aufzuwiegen. Kirsch war in seinem gesättigten Katholizismus ohne jede Anwandlung von Fanatismus: ein uneigennütziger, grundgütiger Mann, der stets zur Stelle war, nie klagte, der immer das Gute im Menschen sah. [...]
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