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Kultur
Das Istituto Svizzero di Roma – Stipendiaten und reger Kulturaustausch

Aushängeschild der kreativen Schweiz in Rom

Aushängeschild der kreativen Schweiz in Rom
Auf einem kleinen Hügel im Zentrum Roms thront die herrschaftliche Villa Maraini.
Es ist das jüngste römische Kulturzentrum aus dem deutschspachigen Raum: Das Schweizerische Institut – wo man gemäß der eidgenössischen Praxis natürlich auch italienisch und französisch spricht. Derzeit beherbergt es elf avantgardeorientierte Stipendiaten. Sein Standort, die Villa Maraini hat eine hochinteressante Geschichte.

Von Bernhard Hülsebusch


Ein sonniger Frühlingstag in Rom, der Lust zu Entdeckungs-Spaziergängen macht. Wer von der Porta Pinciana aus den eleganten Dolce-Vita-Boulevard Via Veneto abwärts bummelt und dann in die Via Ludovisi einbiegt, sieht sich schon nach wenigen Minuten zu seiner Linken mit einem imposanten Gebäude konfrontiert: Mit der Villa Maraini, die – wie auf einem Burghügel – hoch über den Dächern der Umgebung thront.

Just hier ist das Istituto Svizzero di Roma (abgekürzt ISR) etabliert, in dem derzeit elf Künstler und Wissenschaftler aus der Eidgenossenschaft – sieben Männer und vier Frauen – kreativ arbeiten oder Forschungen betreiben. Ein Institut, in dem sich die Schweiz von ihrer besten Seite zeigt und das deshalb von seinen italienischen Freunden gern als »eidgenössisches Aushängeschild« in der Villa Maraini gerühmt wird.

Wie das, eine in diesem Stadtviertel höchst ungewöhnliche, schlossartige Villa auf einem künstlichen Hügel? Zur Erklärung ist ein Blick zurück nötig, vor allem in die Geschichte der römischen Urbanisierung. Denn eben hier befand sich jahrhundertelang der große Park (italienisch meist mit »villa« übersetzt) der Adelsfamilie Ludovisi.

Vielbewunderte Villa

Es war im frühen 17. Jahrhundert, als Kardinal Ludovico Ludovisi, Neffe von Papst Gregor XV., auf dem Pincio-Hügel und ringsum ansehnliche Grundstücke samt den dazugehörenden Palazzi erwarb. Zugleich sammelte er viele wichtige Kunstwerke. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die noch immer außerhalb der Stadt gelegene Villa Ludovisi vielfach als die schönste aller römischen Besitzungen bezeichnet.

Nach dem Ende des Kirchenstaates 1870 war es freilich nur eine Frage der Zeit, bis auch die Villa Ludovisi der fieberhaften Bauspekulation in der Hauptstadt des neuen Königreichs Italien zum Opfer fallen würde. In der Tat kam es 1886 zu einem Vertrag mit dem Fürsten Rodolfo Boncompagni-Ludovisi, der die Parzellierung und den Verkauf fast des ganzen Parkgeländes an eine Immobilienfirma vorsah. Zum Herzstück des neuen Wohn- und Hotelviertels entwickelte sich die Via Veneto. Doch nur zwei Straßenblocks entfernt, gab es bald einen neuen Blickfang: die Villa Maraini.

Der Namensgeber dieses Gebäudes, Emilio Maraini, stammte aus Lugano. Er gilt als Pionier der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben in Böhmen und schließlich Italien. Der dynamische Tessiner kaufte eine Fabrik nördlich von Rom und nahm neben seiner schweizerischen auch die italienische Staatsbürgerschaft an. 1889 heiratete er die ebenfalls aus Lugano stammende Carolina Sommaruga. Der wohlhabende Zucker-Industrielle gewann so großes Ansehen, dass man ihn 1900 sogar ins römische Parlament wählte.

Um in die Hauptstadt überzusiedeln, kaufte er zunächst ein großes Grundstück an der Via Ludovisi. Konkret: ein Terrain, das zuvor als Deponie für massiven Erdaushub und Bauschutt missbraucht worden war. Ein verwahrloster Hügel also. Dann beauftragte der Unternehmer seinen Bruder, den Architekten Otto Maraini, mit dem Bauprojekt. So entstand 1903 bis 1905 die wegen ihrer Lage und ihrer Ausschmückung vielbewunderte Villa Maraini. Sie ist, wie der Kunsthistoriker Michael P. Fritz in einem Büchlein über den Prachtbau betont, ein »historisch spätes Beispiel römischer Villenkultur«. [...]
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