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Kultur
Interview mit dem Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom

Einzigartiger Forschungsstandort

Einzigartiger Forschungsstandort
Das Institutsgebäude in der Via Sardegna
Fast 18 Jahre provisorischer Unterbringung in drei Ausweichquartieren waren notwendig. Doch jetzt ist das renommierte Deutsche Archäologische Institut, Abteilung Rom, wieder zurück im gut 60 Jahre alten Gebäude in der Via Sardegna in nächster Nachbarschaft der Via Veneto. Für fast 30 Millionen Euro, Bauherr die Bundesrepublik Deutschland, wurde es aufwendig saniert und strukturell erweitert. Gleichzeitig wurde aber sorgfältig darauf geachtet, die ursprüngliche Gestaltung mit Travertin- sowie Marmorfassade außen und dunkelgrünem alpinen Marmor innen beizubehalten. Jetzt stehen die Türen und vor allem auch die Lesesäle wieder offen für Archäologen und solche, die es werden wollen. Die Fachbibliothek für Altertumswissenschaften ist mit 250.000 Bänden die größte Europas. Ebenfalls bedeutungsvoll die Fotothek mit 370.000 Bildern, die bis in die Anfänge der Fotografie zurückreichen. Gegründet wurde das Institut für archäologische Spitzenforschung schon 1829 auf dem römischen Kapitol. Bronzebüsten aller früheren Direktoren schmücken einen Saal – und über ihnen thront als »geistiger Vater« ein Porträt des deutschen Pionier-Archäologen Johann Joachim Winckelmann (1717 bis 1768).

Professor Dr. Ortwin Dally (55), seit 2014 erster Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, gab unserer Mitarbeiterin, der Journalistin Christa Langen-Peduto, dieses Interview.

Sie leiten in Rom seit 10 Jahren das älteste deutsche Auslandsinstitut, mussten aber wegen der Gebäuderenovierung bisher in drei Ausweichquartieren arbeiten. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?


Das war eine intensive Zeit, aber die ist ja nun abgeschlossen. Wir sind überglücklich, dass wir das Institut nun wieder mit der großen Unterstützung, die wir von ganz vielen Seiten erfahren haben, öffnen konnten. Angefangen vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, über die Projektsteuerung, den Architekten Eugenio Cippolone bis hin zu den Firmen, aber auch zum Auswärtigen Amt in Berlin, zu dem wir seit 150 Jahren gehören, bis hin zum Deutschen Bundestag, aber auch zur Stadt Rom und zur evangelischen Kirche, die ja unser Nachbar ist, sie alle haben uns großartig unterstützt.

Es ist etwas Besonderes hier sein zu dürfen, in diesem Institut, das fast 200 Jahre alt ist. Mit seinem immensen Bestand an Büchern, an Archivarien, auch an Zeichnungen und Fotografien ist es die größte Auslandsabteilung des deutschen Archäologischen Instituts überhaupt. Und es ist auch etwas Besonderes, dass wir hier nach wie vor in Rom tätig sein dürfen.

Warum ist Rom als Standort so wichtig?

Rom ist Italien, Rom ist Europa und Rom ist die Welt, hat mal der frühere Direktor Arnold Esch vom Deutschen Historischen Institut gesagt. Und da ist was dran. Rom ist ein einmaliger Forschungsstandort, in dem sich auch italienische Spitzenforschung konkretisiert und in dem die meisten anderen europäischen Länder darüber hinaus mit Akademien und ähnlichen Instituten vertreten sind. Dann gibt es den Papst und den Vatikan – aber auch so bedeutende Einrichtungen wie die FAO – also insgesamt einmalige Möglichkeiten, sich zu vernetzen und die Forschungsagenda beständig weiter zu entwickeln. Was unser Institut betrifft, wird es gerade von den Italienern als Tempel der Archäologie bezeichnet. Das hat damit zu tun, dass Generationen von Kolleginnen und Kollegen, die jetzt an Universitäten des Landes oder in der Denkmalpflege tätig sind, dass die alle ihre Abschlussarbeit und ihre Dissertation hier bei uns geschrieben haben. Weil wir immer noch eine der größten Archäologischen Fachbibliotheken in ganz Europa haben.

Erst seit 12. Februar sind die Türen für den Publikumsverkehr wieder geöffnet. Gibt es einen regelrechten Ansturm?


Wir haben alles dafür getan, dass sich das herumspricht. Wir hatten Anfang Februar eine Woche der Öffnung mit viel Prominenz aus dem Außenministerium, aus den Botschaften hier und auch vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, aber dann gerade auch mit Vertretern aus Italien, aus Ministerien. Professor Massimo Osanna als Generaldirektor der Staatlichen Museen Italiens hat zu uns gesprochen. Danach gab es noch mal einen großen Festakt mit stellvertretenden Botschaftern und bis zu 200 italienischen Kollegen vom Fach, dann noch zwei Frühjahrsführungen. Gestartet sind wir dann mit einem Tag der offenen Tür. Wir hoffen sehr, dass gerade jüngere Forscherinnen und Forscher dieses Institut neu für sich entdecken. Nicht nur die Lesesäle mit 144 Plätzen, sondern auch die umfangreiche Fotothek. Wenn sie da Materialien zu Grabungsstätten in ganz Italien oder auch Museen suchen wollen, dann sind sie hier an der richtigen Stelle. [...]
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