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Kultur
Die römischen Katakomben – Gräber, Fresken, christliche Symbole – ein unvergeßliches Pilgerziel (Teil 7)

Die Katakombe der heiligen Agnes

Die Katakombe der heiligen Agnes
Blick in das Mausoleum der Constantina Augusta, der Tochter Kaiser Konstantins.
Wenn die Touristen, die aus aller Herren Länder nach Rom gekommen sind, voller Ehrfurcht versichern, dass sie das Gefühl haben, buchstäblich auf dem Boden der Geschichte zu wandeln, dann sind sie sich oft nicht bewusst, wie sehr diese Behauptung der Wahrheit entspricht. Man fragt sich beispielsweise, wie viele im Lauf der Jahrhunderte über den Fußboden von »Sant’ Agnese« an der Via Nomentana gelaufen sind – ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, dass zwei von den zahlreichen Marmortafeln seiner Verkleidung auf ihrer Rückseite ein ungewöhnliches, der heiligen Märtyrerin gewidmetes Gedicht verbergen, das im 4. Jahrhundert Papst Damasus hatte einmeißeln lassen. Dies ist nur eines der zahlreichen Beispiele für die umsichtige Wiederverwendung jedweder Art von Material oder Kunstwerk, an die wir uns mittlerweile in Rom, einer Stadt, die seit ca. 3000 Jahren Schicht auf Schicht immer weiter wächst, gewöhnt haben.

Im Jahr 1728 hat die Entfernung des antiken Bodenbelags zu der völlig zufälligen Entdeckung jenes Dokuments geführt, das möglicherweise als die älteste schriftliche Quelle zur heiligen Agnes überhaupt betrachtet werden kann, einer der bereits seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. meistverehrten Heiligen der Stadt Rom. Dieser ergreifende, von Papst Damasus (366–384) verfasste Text verherrlicht die Erinnerung und die Grabstätte dieser römischen Märtyrerin, die wohl der Christenverfolgung des Diokletian im Jahre 304 zum Opfer fiel. Der Bericht ihres Martyriums geht wohl als hauptsächliche Quelle auf das Zeugnis der eigenen Eltern der Märtyrerin zurück – so zumindest will es die mündliche Überlieferung der römischen Christengemeinde zu Lebzeiten des zitierten Papstes: fama refert, wie der Text der Inschrift versichert, die heute über der der Basilika vorgelagerten Eingangstreppe befestigt ist. Das noch zarte Alter der heiligen Agnes – 12 oder 13 Jahre – lässt ihr Festhalten an ihrem Glauben nur noch heroischer erscheinen, das sie veranlasst, mutig Folter und Demütigungen zu ertragen und am Ende gar – Damasus zufolge – auf dem Scheiterhaufen zu sterben oder, wie die chronologisch späteren Versionen des heiligen Ambrosius bzw. des Dichters Prudentius versichern, geköpft zu werden.

Die Kirche an der Stätte des Martyriums

Damasus und Prudentius verweilen bei einem bestimmten Detail ihrer Geschichte: der öffentlichen Zurschaustellung der völlig entblößten Heiligen, gefolgt von dem wundersamen Ereignis der Lösung ihres reichen Haares, das herabfallend die Blöße ihres Körpers – den Damasus als templum Domini, Tempel des Herrn, bezeichnet – völlig verhüllte. Prudentius siedelt das Ereignis dieser Zurschaustellung in einem Freudenhaus an, das in einem der Prostitution dienenden Flügel des Domitian-Stadions in der Gegend der heutigen Piazza Navona angesiedelt war. Im Hochmittelalter stand an eben dieser Stelle noch eine kleine, der Heiligen geweihte Kapelle, die im 17. Jahrhundert dann durch die majestätische Kirche »Sant’ Agnese in Agone« ersetzt wurde, die ihren Namen dem Verweis auf den campus agonis, die Wettkampfstätte des Domitian-Stadions, verdankt. Die Endfassung des Entwurfs der von Papst Innozenz X. Pamphili in Auftrag gegebenen Kirche aus dem 17. Jahrhundert ist dem Genie Francesco Borrominis zu verdanken, dem außergewöhnlichen Architekten, der gemeinsam mit Gian Lorenzo Bernini, seinem Zeitgenossen und Antagonisten, das Bild des barocken Rom entscheidend geprägt hat. [...]
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