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Aus dem Vatikan
Generalaudienz in der »Aula Paolo VI« am Aschermittwoch, 13. Februar

Das Evangelium – die konkrete Richtschnur des Lebens

Das Evangelium – die konkrete Richtschnur des Lebens
Es war die vorletzte Generalaudienz mit Papst Benedikt XVI. Auf vielen Spruchbändern war zu lesen: »Danke, Heiliger Vater«.
Liebe Brüder und Schwestern!

Heute, am Aschermittwoch, beginnen wir die liturgische Fastenzeit: 40 Tage, die uns auf die Feier des Osterfestes vorbereiten. Es ist eine Zeit der besonderen Bemühung auf unserem geistlichen Weg. Die Zahl 40 kommt in der Heiligen Schrift mehrmals vor. Insbesondere ruft sie, wie wir wissen, die 40 Jahre in Erinnerung, in denen das Volk Israel in der Wüste umherzog: eine lange Zeit der Formung, um das Volk Gottes zu werden, aber auch eine lange Zeit, in der die Versuchung, dem Bund mit dem Herrn untreu zu werden, stets gegenwärtig war. 40 Tage lang dauerte auch der Weg des Propheten Elija, um den Gottesberg Horeb zu erreichen; ebensolang war die Zeit, die Jesus vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens in der Wüste verbrachte, wo er vom Teufel versucht wurde. In der heutigen Katechese möchte ich bei diesem Augenblick des irdischen Lebens des Herrn verweilen, von dem wir im Evangelium des kommenden Sonntags lesen werden.

Zunächst einmal ist die Wüste, wohin Jesus sich zurückzieht, der Ort der Stille, der Armut, wo dem Menschen sein materieller Halt entzogen ist und er vor den grundlegenden Fragen der Existenz steht. Er wird gedrängt, sich dem Wesentlichen zuzuwenden, und gerade deshalb kann er Gott leichter begegnen. Aber die Wüste ist auch der Ort des Todes, denn wo kein Wasser ist, ist auch kein Leben, und sie ist der Ort der Einsamkeit, an dem der Mensch die Versuchung stärker spürt. Jesus geht in die Wüste, und dort wird er in Versuchung geführt, den vom Vater gewiesenen Weg zu verlassen, um andere, einfachere und weltlichere Wege einzuschlagen (vgl. Lk 4,1–13). So nimmt er unsere Versuchungen auf sich, nimmt unser Elend mit sich, um das Böse zu besiegen und uns den Weg zu Gott, den Weg zur Umkehr zu öffnen.

Den Versuchungen widerstehen


Das Nachdenken über die Versuchungen, denen Jesus in der Wüste ausgesetzt ist, ist eine Einladung an jeden von uns, auf eine grundlegende Frage zu antworten: Was zählt wirklich in meinem Leben? In der ersten Versuchung fordert der Teufel Jesus auf, einen Stein in Brot zu verwandeln, um den Hunger zu stillen. Jesus erwidert, daß der Mensch auch von Brot lebt, aber nicht nur von Brot: Ohne eine Antwort auf den Hunger nach Wahrheit, auf den Hunger nach Gott kann der Mensch nicht gerettet werden (vgl. V. 3–4). In der zweiten Versuchung schlägt der Teufel Jesus den Weg der Macht vor: Er führt ihn auf einen Berg hinauf und bietet ihm die Herrschaft über die Welt an. Aber das ist nicht der Weg Gottes: Jesus weiß sehr gut, daß nicht die weltliche Macht die Welt rettet, sondern die Macht des Kreuzes, der Demut, der Liebe (vgl. V. 5–8). In der dritten Versuchung fordert der Teufel Jesus auf, sich von der Zinne des Tempels von Jerusalem hinabzustürzen und sich von Gott durch seine Engel retten zu lassen, etwas Sensationelles zu tun, um Gott selbst auf die Probe zu stellen; aber die Antwort lautet, daß Gott kein Objekt ist, dem wir unsere Bedingungen auferlegen können: Er ist Herr über alles (vgl. V. 9–12). Was ist der Kern der drei Versuchungen, in die Jesus geführt wird? Es ist der Vorschlag, Gott zu instrumentalisieren, ihn für die eigenen Interessen, für die eigene Verherrlichung und für den eigenen Erfolg zu gebrauchen – und im Grunde sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen, ihn aus dem eigenen Leben zu entfernen und überflüssig erscheinen zu lassen. Jeder sollte sich also fragen: Welchen Platz hat Gott in meinem Leben? Ist er der Herr oder bin ich es? [...]
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