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Aus dem Vatikan
Ansprache von Papst Franziskus beim Gebet des Angelus am 10. November

Wir sind unterwegs auf einer Pilgerreise zum Leben in Fülle

Wir sind unterwegs auf einer Pilgerreise zum Leben in Fülle
Jeden Sonntag, auch bei schlechtem Wetter, ist der Petersplatz beim sonntäglichen Angelusgebet mit Gläubigen aus der ganzen Welt komplett gefüllt. Viele bringen Spruchbänder mit, um dem Heiligen Vater ihre Nähe zu bekunden.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium des heutigen Sonntags zeigt uns Jesus, wie er es mit den Sadduzäern zu tun hat, die die Auferstehung leugneten. Und gerade zu diesem Thema stellen sie Jesus eine Frage, um ihn in Verlegenheit zu bringen und den Glauben an die Auferstehung der Toten ins Lächerliche zu ziehen. Sie gehen von einem fiktiven Fall aus: »Eine Frau hat sieben Ehemänner gehabt, von denen einer nach dem anderen gestorben ist«, und sie fragen Jesus: »Wessen Frau wird sie nach ihrem Tod sein?« Jesus, der immer mild und geduldig ist, antwortet zunächst, dass das Leben nach dem Tod nicht nach denselben Größen wie das irdische zu bemessen sei. Das ewige Leben ist ein anderes Leben, in einer anderen Dimension, wo es unter anderem keine Ehe mehr geben wird, die an unser Dasein in dieser Welt gebunden ist. Die Auferstandenen – sagt Jesus – werden den Engeln gleich sein, und sie werden in einem anderen Zustand leben, den wir jetzt weder erfahren noch uns vorstellen können. Und so also erklärt es Jesus.

Dann aber geht Jesus sozusagen zum Gegenangriff über. Und er tut dies, indem er die Heilige Schrift zitiert, mit einer Einfachheit und Originalität, die uns mit Bewunderung für unseren Meister erfüllen, den einzigen Meister! Den Beweis für die Auferstehung findet Jesus in der Geschichte von Mose und dem brennenden Dornbusch (vgl. Ex 3,1-6), als sich Gott als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs offenbart. Der Name Gottes ist an die Namen der Männer und Frauen gebunden, an die er sich bindet, und dieses Band ist stärker als der Tod. Und wir können auch von der Beziehung Gottes zu uns, zu einem jeden von uns, sagen: er ist unser Gott! Er ist der Gott eines jeden von uns! Als trage er unseren Namen. Gern sagt er dies, und das ist der Bund. Deshalb erklärt Jesus: »Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig« (Lk 20,38). Und das ist das entscheidende Band, der grundlegende Bund, der Bund mit Jesus: er selbst ist der Bund, er selbst ist das Leben und die Auferstehung, da er mit seiner gekreuzigten Liebe den Tod besiegt hat. In Jesus schenkt uns Gott das ewige Leben, er schenkt es allen, und alle haben durch ihn die Hoffnung auf ein noch wahreres Leben als dieses. Das Leben, das Gott für uns vorbereitet, ist keine einfache Verschönerung dieses aktuellen Lebens: es übersteigt unsere Vorstellungskraft, weil Gott uns fortwährend mit seiner Liebe und mit seinem Erbarmen in Erstaunen versetzt.

Daher ist das, was geschehen wird, das Gegenteil von dem, was die Sadduzzäer erwarteten. Nicht dieses Leben ist Bezugspunkt für die Ewigkeit, für das andere Leben, für jenes, das uns erwartet, sondern die Ewigkeit – jenes Leben – erleuchtet und schenkt dem irdischen Leben von uns allen Hoffnung! Wenn wir nur mit menschlichen Augen blicken, neigen wir dazu zu sagen, dass der Weg des Menschen vom Leben zum Tod führt. Das ist es, was man sieht! Doch so ist es nur, wenn wir es mit menschlichen Augen betrachten. Jesus kehrt diese Perspektive um und erklärt, dass unsere Pilgerreise vom Tod zum Leben führt: zum Leben in Fülle! Wir sind unterwegs, auf einer Pilgerreise zum Leben in Fülle, und jenes Leben in Fülle ist das Leben, das uns auf unserem Weg erleuchtet! Somit ist der Tod hinter uns, hinter unserem Rücken, nicht vor uns. Vor uns ist der Gott der Lebenden, der Gott des Bundes, der Gott, der meinen Namen trägt, unseren Namen, wie er gesagt hat: »Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs«, auch der Gott mit meinem Namen, mit deinem Namen, mit deinem Namen…, mit unserem Namen. Der Gott der Lebenden! … Vor uns liegt die endgültige Niederlage der Sünde und des Todes, der Anfang einer neuen Zeit der Freude und des Lichts ohne Ende. Doch bereits auf dieser Erde begegnen wir Jesus und seiner Liebe im Gebet, in den Sakramenten, in der Brüderlichkeit, und so können wir im Vorhinein etwas vom auferstandenen Leben verkosten. [...]
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