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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 19. Oktober

Gottes Güte in der Heilsgeschichte

Gottes Güte in der Heilsgeschichte
Vatikanstadt. In einem Bildband kann Papst Benedikt XVI. die Erinnerungen an seine Deutschlandreise aufleben lassen, die ihn im September in die Erzbistümer Berlin und Freiburg und in das Bistum Erfurt führte. Der Vorsitzende und der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch und Pater Hans Langendörfer SJ, überreichten dem Heiligen Vater im Anschluß an die Generalaudienz das Buch »Papst Benedikt in Deutschland – Unvergeßliche Begegnungen in Wort und Bild«. Mit sichtlicher Freude blätterte der Papst in dem von P. Langendörfer herausgegebenen 96seitigen Erinnerungsband mit eindrucksvollen Fotografien und Texten und bedankte sich bei beiden.
Liebe Brüder und Schwestern!

Heute möchte ich mit euch einen Psalm betrachten, der die ganze Heilsgeschichte zusammenfaßt, von der das Alte Testament uns Zeugnis gibt. Es handelt sich um ein großes Loblied, das den Herrn in den zahlreichen immer wiederkehrenden Offenbarungen seiner Güte in der Geschichte der Menschheit preist; es ist Psalm 136 – oder 135 nach der griechisch-lateinischen Überlieferung.

Als feierliches Dankgebet, bekannt als das »große Hallel«, wird dieser Psalm traditionell am Ende des jüdischen Passahmahls gesungen, und auch Jesus hat ihn wohl beim Letzten Abendmahl gebetet, das er mit seinen Jüngern feierte. Denn darauf scheint die Bemerkung der Evangelisten hinzuweisen: »Nach dem Lobgesang gingen sie zum Ölberg hinaus« (Mt 26,30; Mk 14,26). Der Horizont des Lobes erleuchtet so den schweren Gang nach Golgota. Der ganze Psalm 136 läuft in litaneiartiger Form ab, unterteilt von der antiphonalen Wiederholung »denn seine Huld währt ewig«. In dem Werk werden die vielen Wunder Gottes in der Geschichte der Menschheit sowie seine ständigen Eingriffe zugunsten seines Volkes aufgezählt. Und auf jede Verkündigung des Heilswirkens des Herrn antwortet die Antiphon, wobei der Hauptbeweggrund der Lobpreis ist: die ewige Liebe Gottes, eine Liebe, die – entsprechend dem hebräischen Begriff, der hier verwendet wird – Treue, Barmherzigkeit, Güte, Gnade, Fürsorge einschließt. Dies ist das Leitmotiv des ganzen Psalms, das stets in derselben Form wiederholt wird, während seine konkreten, paradigmatischen Ausdrucksformen wechseln: die Schöpfung, die Befreiung durch den Exodus, das Geschenk des Landes, der unablässige fürsorgliche Beistand, den der Herr seinem Volk und allen Geschöpfen gewährt.

Nach einer dreifachen Aufforderung, Gott, dem Herrscher, zu danken (V. 1–3) wird der Herr gepriesen als der, der »große Wunder tut« (V. 4). Das erste von ihnen ist die Schöpfung: der Himmel, die Erde, die Gestirne (V. 5–9). Die geschaffene Welt ist nicht einfach nur ein Hintergrund, vor dem das Heilswirken Gottes stattfindet, sondern sie ist der Anfang jenes wunderbaren Wirkens. Durch die Schöpfung zeigt sich der Herr in all seiner Güte und Schönheit, er geht eine Bindung mit dem Leben ein und offenbart sein Wohlwollen, aus dem jedes andere Heilswirken hervorgeht. Und in unserem Psalm, in dem das erste Kapitel der GenesisWiderhall findet, wird die geschaffene Welt in ihren Hauptelementen zusammengefaßt, wobei insbesondere die Gestirne hervorgehoben werden, die Sonne, der Mond, die Sterne: wunderbare Geschöpfe, die den Tag und die Nacht regieren. Von der Schöpfung des Menschen wird hier nicht gesprochen, aber er ist immer gegenwärtig; Sonne und Mond sind für ihn – für den Menschen – da, um der Zeit des Menschen einen Rhythmus zu verleihen und ihn, vor allem durch das Anzeigen der liturgischen Zeiten, in Beziehung zum Schöpfer zu stellen.

Und gleich darauf wird das Passahfest in Erinnerung gerufen. Der Übergang zur Offenbarung Gottes in der Geschichte beginnt mit dem großen Ereignis der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft, dem Exodus, der in seinen bedeutendsten Elementen dargelegt wird: die Befreiung aus Ägypten mit der Plage, die über die Erstgeburt Ägyptens kommt, der Auszug aus Ägypten, der Durchzug durch das Rote Meer, der Weg durch die Wüste bis zum Einzug in das Gelobte Land (V. 10–20). Wir sind in der Ursprungszeit der Geschichte Israels. Gott hat machtvoll eingegriffen, um sein Volk in die Freiheit zu führen: Durch Mose, seinen Gesandten, hat er sich gegen den Pharao durchgesetzt und sich in seiner ganzen Größe offenbart. Und schließlich hat er den Widerstand der Ägypter gebrochen mit der schrecklichen Geißel des Todes der Erstgeborenen. So kann Israel das Land der Knechtschaft verlassen, mit dem Gold seiner Unterdrücker (vgl. Ex 12,35–36), die Hand »voll Zuversicht« (Ex 14,8) erhoben im jubelnden Zeichen des Sieges. [...]
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