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Aus dem Vatikan
Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag, 8. Oktober

Alles beginnt mit der Gnade des Herrn

Alles beginnt mit der Gnade des Herrn
Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Das Evangelium unterbreitet heute ein dramatisches Gleichnis mit einem traurigen Nachspiel (vgl. Mt 21,33-43). Der Besitzer eines Grundstücks hat dort einen Weinberg angelegt und ihn gut gepflegt. Als er dann weggehen muss, vertraut er ihn einigen Winzern an. Zur Erntezeit schickt er seine Knechte aus, um die Ernte einzuholen. Doch die Winzer misshandeln und töten sie. Dann schickt der Herr seinen Sohn zu ihnen, und sie töten auch ihn. Wie kommt das? Was ist schief gelaufen? In diesem Gleichnis liegt eine Botschaft Jesu.

Der Besitzer macht alles recht und mit Liebe: Er arbeitet selbst, er pflanzt den Weinberg, er umgibt ihn mit einer Hecke, um ihn zu schützen, er hebt eine Kelter aus und baut einen Turm (vgl. V. 33). Dann vertraut er den Weinberg den Winzern an und verpachtet sein wertvolles Eigentum an sie. Er behandelt sie gerecht, damit der Weinberg gut bewirtschaftet werde und Früchte trage. Unter diesen Voraussetzungen sollte die Weinlese glücklich und festlich enden, verbunden mit einer gerechten Aufteilung der Ernte zur Zufriedenheit aller.

Stattdessen schlichen sich undankbare und habsüchtige Gedanken in die Köpfe der Winzer ein. Passt auf: Es ist so, dass an der Wurzel von Konflikten immer etwas Undankbarkeit steht und gierige Gedanken, die Dinge bald zu besitzen. »Wir haben es nicht nötig, dem Herrn etwas zu geben. Das Produkt unserer Arbeit gehört uns allein. Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig!« So sprechen diese Arbeiter. Und das ist nicht wahr: Sie sollten dankbar sein für das, was sie erhalten haben und wie sie behandelt wurden. Dagegen nährt die Undankbarkeit die Gier und in ihnen wächst immer mehr das Gefühl der Auflehnung, das sie dazu bringt, die Wirklichkeit verzerrt zu sehen und sich eher als Kreditgeber denn als Schuldner des Herrn zu fühlen, der ihnen Arbeit gegeben hat. Als sie seinen Sohn sehen, gehen sie sogar so weit zu sagen: »Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen« (V. 38). Und aus Winzern werden sie zu Mördern. Das alles ist ein Prozess. Und dieser Prozess findet so oft in den Herzen der Menschen statt, auch in unseren Herzen.

Mit diesem Gleichnis erinnert uns Jesus daran, was geschieht, wenn der Mensch sich vormacht, alles allein zu können, und die Dankbarkeit vergisst; wenn er die grundlegende Wirklichkeit des Lebens vergisst: dass das Gute aus Gottes Gnade kommt, dass das Gute seiner freien Gabe entstammt. Wenn man das vergisst, die bedingungslose Unentgeltlichkeit Gottes, dann lebt man letztlich seine Situation und seine Begrenzung nicht mehr mit der Freude, sich geliebt und gerettet zu fühlen, sondern in der traurigen Illusion, weder der Liebe noch der Rettung zu bedürfen. Man hört auf, sich lieben zu lassen, und wird Gefangener der eigenen Gier, Gefangener des Bedürfnisses, mehr zu haben als andere, sich über andere erheben zu wollen. Das ist ein schlimmer Prozess, und das passiert uns so oft. Lasst uns ernsthaft darüber nachdenken. Daraus entstehen so viele Unzufriedenheiten und Schuldzuweisungen, so viel Unverständnis und so viel Neid; und, getrieben vom Groll, kann man in den Strudel der Gewalt geraten. Ja, liebe Brüder und Schwestern, Undankbarkeit erzeugt Gewalt, sie raubt uns den Frieden und bewirkt, dass wir hören und sprechen, indem wir schreien, ohne Frieden, während ein einfaches »Danke« Frieden bringen kann! [...]
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