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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 27. September

Den Horizont der Hoffnung betrachten

Den Horizont der Hoffnung betrachten
Schweizer Alphornbläser auf dem Petersplatz.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Zur Zeit sprechen wir über die Hoffnung; aber heute möchte ich mit euch über die Feinde der Hoffnung nachdenken. Denn die Hoffnung hat ihre Feinde, so wie jedes Gut in dieser Welt seine Feinde hat.

Und mir ist der antike Mythos von der Büchse der Pandora in den Sinn gekommen: Die Öffnung der Büchse löst viel Unglück in der Geschichte der Welt aus. Wenige erinnern sich jedoch an den letzten Teil der Geschichte, der einen kleinen Lichtschimmer öffnet: Nachdem alle Übel aus der Büchse herausgekommen sind, scheint ein winziges Geschenk sich vor all dem Übel, das sich verbreitet, zu behaupten. Pandora, die die Büchse in ihrer Obhut hatte, entdeckt es als Letztes: Die Griechen nennen es »elpìs«, was »Hoffnung« bedeutet.

Gemeinsam unterwegs

Dieser Mythos erzählt uns, warum die Hoffnung für die Menschheit so wichtig ist. Die Redensart »solange es Leben gibt, gibt es Hoffnung« ist nicht wahr. Eher ist das Gegenteil der Fall: Die Hoffnung erhält das Leben aufrecht, schützt es, bewahrt es und lässt es wachsen. Wenn die Menschen nicht die Hoffnung gehegt hätten, wenn sie sich nicht auf diese Tugend gestützt hätten, dann wären sie nie aus den Höhlen herausgekommen und hätten in der Geschichte der Welt keine Spur hinterlassen. Sie ist das Göttlichste, was im Herzen des Menschen existieren kann.

Ein französischer Dichter – Charles Péguy – hat uns wunderbare Texte über die Hoffnung hinterlassen (vgl. Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung). Er sagt auf poetische Weise, dass Gott nicht so sehr über den Glauben der Menschen und auch nicht über ihre Liebe staunt. Was ihn dagegen wirklich mit Staunen und Rührung erfüllt, ist die Hoffnung der Menschen. Er schreibt: »Diese armen Kinder sollen sehen, wie die Dinge gehen, und glauben, dass es morgen besser wird.« Das poetische Bild führt uns die Gesichter vieler Menschen vor Augen, die über diese Welt gegangen sind – Bauern, arme Arbeiter, Migranten auf der Suche nach einer besseren Zukunft – und die beharrlich gekämpft haben trotz der Bitterkeit einer schwierigen Gegenwart, voller Prüfungen, jedoch beseelt vom Vertrauen darauf, dass ihre Kinder ein gerechteres und friedlicheres Leben haben würden. Sie haben für die Kinder gekämpft, sie haben für die Hoffnung gekämpft.

Die Hoffnung ist der Antrieb im Herzen aller, die aufbrechen und ihr Zuhause, das Land, manchmal auch Angehörige und Verwandte zurücklassen – ich denke an die Migranten –, um sich auf die Suche nach einem besseren Leben zu machen, das menschenwürdiger ist für sie selbst und für ihre Angehörigen. Und sie ist auch der Antrieb im Herzen derer, die andere aufnehmen: der Wunsch, einander zu begegnen, einander kennenzulernen, miteinander zu sprechen … Die Hoffnung ist der Antrieb, »gemeinsam unterwegs zu sein«, denn unterwegs ist man zu zweit: jene, die in unser Land kommen, und wir, die wir uns ihrem Herzen nähern, um sie zu verstehen, um ihre Kultur, ihre Sprache zu verstehen. Es ist eine Reise zu zweit, aber ohne Hoffnung kann man diese Reise nicht machen. Die Hoffnung ist der Antrieb, gemeinsam unterwegs zu sein, wie uns die Kampagne der Caritas in Erinnerung ruft, die wir heute eröffnen. Brüder und Schwestern, wir dürfen keine Angst haben, gemeinsam unterwegs zu sein. Wir dürfen keine Angst haben! Wir dürfen keine Angst haben, die Hoffnung miteinander zu teilen! [...]
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