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Aus dem Vatikan
Vesper in der Basilika St. Paul vor den Mauern am Fest der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus und zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen

Die Einheit ist ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes

Predigt von Papst Franziskus am 25. Januar
Die Einheit ist ein Geschenk der Barmherzigkeit Gottes
Feierlicher Einzug in die Basilika St. Paul vor den Mauern.
»Ich bin der geringste von den Aposteln […], weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben« (1 Kor 15,9-10). So fasst der Apostel Paulus die Bedeutung seiner Bekehrung zusammen. Diese Bekehrung, die nach der von blendendem Licht erfüllten Begegnung mit dem auferstandenen Jesus (vgl. 1 Kor 9,1) auf dem Weg von Jerusalem nach Damaskus erfolgte, bedeutet nicht in erster Linie moralische Veränderung, sondern sie ist eine verwandelnde Erfahrung der Gnade Christi und zugleich Berufung zu einer neuen Sendung: allen jenen Jesus zu verkünden, den er vorher verfolgt hat, indem er seine Jünger verfolgte. Denn in jenem Augenblick versteht Paulus, dass zwischen dem in Ewigkeit lebenden Christus und jenen, die ihm nachfolgen, eine wirkliche transzendente Gemeinschaft besteht: Jesus lebt in ihnen und ist in ihnen gegenwärtig, und sie leben in Ihm. Die Berufung zum Apostel ist nicht auf die menschlichen Verdienste von Paulus gegründet, der sich selbst als »gering« und »unwürdig« betrachtet, sondern auf die unendliche Güte Gottes, der ihn erwählt und ihm das Amt anvertraut hat.

Ein ähnliches Verständnis des auf dem Weg nach Damaskus Geschehenen wird vom heiligen Paulus auch im ersten Brief an Timotheus bezeugt: »Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, obwohl ich ihn früher lästerte, verfolgte und verhöhnte. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. So übergroß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte« (1,12-14). Die übergroße Barmherzigkeit Gottes ist der einzige Grund, auf den die Sendung des Paulus sich stützt, und sie ist zugleich das, was der Apostel allen verkünden muss.

Die Erfahrung des heiligen Paulus ähnelt derjenigen der Gemeinschaften, an die der Apostel Petrus seinen ersten Brief richtet. Der heilige Petrus wendet sich an die Mitglieder kleiner und schwacher Gemeinschaften, die von der Verfolgung bedroht sind, und bezieht die Ruhmestitel des heiligen Volkes Gottes auf sie: »ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das Gottes besonderes Eigentum wurde« (1 Petr 2,9). Für jene ersten Christen wie auch für uns alle Getauften heute ist es ein Grund des Trostes und beständigen Staunens um die Auserwählung zu wissen, Teil des göttlichen Heilsplanes zu sein, der in Jesus Christus und in der Kirche verwirklicht wird. »Warum, Herr, gerade ich?«; »Warum gerade wir?« Wir berühren hier das Geheimnis der Barmherzigkeit und der Erwählung durch Gott: Der Vater liebt alle und will alle retten, und deshalb beruft er einige, indem er sie mit seiner Gnade »ergreift«, damit durch sie seine Liebe alle Menschen erreichen kann. Die Sendung des ganzen Gottesvolkes ist es, die wunderbaren Taten des Herrn zu verkünden, an erster Stelle das Pascha-Mysterium Christi, durch das wir aus der Finsternis der Sünde und des Todes in das Licht seines neuen und ewigen Lebens hinübergegangen sind (vgl. 1 Petr 2,10). [...]
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