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Aus dem Vatikan
Generalaudienz in der »Aula Paolo VI« am 9. August

Jesus schenkt den Sündern Hoffnung

Jesus schenkt den Sündern Hoffnung
Momentaufnahme bei der Generalaudienz.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir haben die Reaktion der Gäste von Simon, dem Pharisäer, vernommen: »Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt?« (Lk 7,49). Jesus hat gerade eine Geste vollzogen, die Anstoß erregt. Eine Frau aus der Stadt, die allen als Sünderin bekannt ist, ist in das Haus des Simon gekommen, hat sich über die Füße Jesu gebeugt und wohlriechendes Öl auf seine Füße gegossen. Alle, die dort zu Tisch saßen, raunten: Wenn Jesus ein Prophet ist, dürfte er derartige Gesten von einer solchen Frau nicht annehmen. »Solche« Frauen – die Ärmsten –, waren nur dazu da, heimlich aufgesucht zu werden, auch von den hochstehenden Persönlichkeiten, oder gesteinigt zu werden. Der damaligen Denkweise zufolge musste zwischen dem Heiligen und dem Sünder, zwischen dem Reinen und dem Unreinen, eine klare Trennung bestehen

Jesus nimmt jedoch eine andere Haltung ein. Vom Beginn seines öffentlichen Wirkens in Galiläa an nähert er sich den Aussätzigen, den Besessenen, allen Kranken und Ausgegrenzten. Ein solches Verhalten war durchaus nicht gewöhnlich. Diese Sympathie, die Jesus den Ausgegrenzten, den »Unberührbaren«, entgegenbringt, gehört zu den Dingen, die seine Zeitgenossen befremdeten. Wo ein leidender Mensch ist, nimmt Jesus sich seiner an und macht sich dieses Leiden zu eigen. Jesus verkündet nicht nach Art der stoischen Philosophen, dass das Leiden mit Heroismus ertragen werden muss. Jesus teilt den menschlichen Schmerz, und wenn er ihm begegnet, bricht aus seinem Inneren jene Haltung hervor, die das Christentum charakterisiert: die Barmherzigkeit. Gegenüber dem menschlichen Schmerz verspürt Jesus Barmherzigkeit; das Herz Jesu ist barmherzig. Jesus verspürt Mitleid. Wörtlich heißt es: Jesus spürt seine »Eingeweide« erzittern. Wie oft begegnen wir in den Evangelien solchen Reaktionen! Das Herz Christi verkörpert und offenbart das Herz Gottes, der dort, wo ein Mensch – ein Mann oder eine Frau – ist, der leidet, seine Heilung, seine Befreiung, sein erfülltes Leben will.

Daher öffnet Jesus den Sündern seine Arme weit. Wie viele Menschen verharren auch heute in einem verfehlten Leben, weil sie niemanden finden, der bereit ist, ihn – oder sie – anders anzuschauen, mit den Augen oder besser mit dem Herzen Gottes, sie also mit Hoffnung anzuschauen. Jesus dagegen sieht eine Möglichkeit der Auferstehung auch bei dem, der viele falsche Entscheidungen angehäuft an. Jesus ist immer da, mit offenem Herzen; er öffnet weit jene Barmherzigkeit, die er im Herzen trägt; er vergibt, versteht, nähert sich: So ist Jesus!

Manchmal vergessen wir, dass es Jesus nicht um eine einfache, billige Liebe ging. Die Evangelien verzeichnen die ersten negativen Reaktionen gegenüber Jesus gerade dann, als er die Sünden eines Mannes vergibt (vgl. Mk 2,1-12). Es war ein Mann, der zweifach litt: weil er nicht laufen konnte und weil er sich »fehlerhaft« fühlte. Und Jesus versteht, dass der zweite Schmerz größer ist als der erste, so dass er ihn sofort mit einer Verkündigung des Befreiung annimmt: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!« (V. 5). Er befreit von jenem bedrückenden Gefühl, »fehlerhaft« zu sein. An diesem Punkt sind einige Schriftgelehrte – jene, die sich selbst für vollkommen halten: Ich denke an viele Katholiken, die sich selbst für vollkommen halten und die anderen verachten … das ist traurig – einige dort anwesende Schriftgelehrte nehmen Anstoß an diesen Worten Jesu, die wie eine Gotteslästerung klingen, denn nur Gott kann die Sünden vergeben. [...]
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