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Aus dem Vatikan
Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag, 14. August

Entflammt vom Feuer der Liebe Gottes

Entflammt vom Feuer der Liebe Gottes
Papst Franziskus hat auf eine »tödliche Gefahr« am Horn von Afrika hingewiesen. Aufgrund der anhaltenden Dürre verschärfe sich in Somalia und den Nachbarstaaten die humanitäre Krise, sagte er beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Der Kampf gegen den Hunger und die Sorge für die Gesundheit aller erfordere das Engagement der gesamten Weltöffentlichkeit. Einige Länder am Horn von Afrika erleben derzeit die schlimmste Trockenperiode seit mehr als 40 Jahren. Diese Woche vermeldeten das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR und das Norwegian Refugee Council (NRC) erstmals mehr als eine Million Dürre-Vertriebene in Somalia. Nach UN-Angaben könnte die Zahl der Hungernden in Somalia in den kommenden Monaten von fünf auf sieben Million steigen. Die Auswirkungen von Klimawandel und Ukraine-Konflikt haben die Situation den Experten zufolge weiter verschärft.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im Evangelium der heutigen Liturgie gibt es eine Äußerung Jesu, die uns immer wieder berührt und zum Nachdenken anregt. Auf dem Weg mit seinen Jüngern sagt er: »Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!« (Lk 12,49). Von welchem Feuer spricht er? Und was bedeuten diese Worte für uns heute, was bedeutet dieses Feuer, das Jesus bringt?

Wie wir wissen, ist Jesus gekommen, um der Welt das Evangelium zu bringen, das heißt die frohe Botschaft von Gottes Liebe zu jedem von uns. Deshalb sagt er uns, dass das Evangelium wie ein Feuer sei, weil es eine Botschaft ist, die, wenn sie in die Geschichte einbricht, die alten Gleichgewichte des Lebens verbrennt. Es fordert uns auf, aus dem Individualismus herauszukommen, es fordert uns auf, den Egoismus zu überwinden, es fordert uns auf, aus der Sklaverei der Sünde und des Todes in das neue Leben des Auferstandenen, des auferstandenen Jesus, einzutreten. Mit anderen Worten: das Evangelium lässt die Dinge nicht so, wie sie sind; wenn das Evangelium weitergegeben, gehört und aufgenommen wird, bleiben die Dinge nicht so, wie sie sind. Das Evangelium fordert zu Veränderungen heraus und lädt zur Umkehr ein. Es schenkt keinen falschen Frieden in Zurückgezogenheit, sondern entfacht eine Unruhe, die uns auf den Weg bringt und uns dazu drängt, uns Gott und unseren Brüdern und Schwestern zu öffnen. Es ist wie mit dem Feuer: während es uns mit Gottes Liebe wärmt, will es unseren Egoismus wegbrennen, die dunklen Seiten des Lebens erhellen – wir alle haben sie! –, die falschen Götzen hinwegnehmen, die uns zu Sklaven machen.

In der Nachfolge der biblischen Propheten – man denke nur an Elija und Jeremia – ist Jesus vom Feuer der Liebe Gottes entflammt, und um es in der Welt zum Lodern zu bringen, schenkt er sich persönlich hin und liebt bis zum Ende, das heißt bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,8). Er ist erfüllt vom Heiligen Geist, der mit Feuer verglichen wird, und mit seinem Licht und seiner Kraft enthüllt er das barmherzige Antlitz Gottes und schenkt denen, die als verloren gelten, Fülle, er durchbricht die Schranken der Ausgrenzung, heilt die Wunden an Leib und Seele, erneuert eine auf äußere Praktiken reduzierte Religiosität. Das ist der Grund, warum er Feuer ist: er verändert und reinigt.

Was bedeutet also dieses Wort Jesu vom Feuer für uns, für jeden einzelnen von uns – für mich, für euch, für dich? Es lädt uns ein, die Flamme des Glaubens neu zu entfachen, damit er nicht zu einer zweitrangigen Realität oder zu einem Mittel des individuellen Wohlbefindens wird, das uns den Herausforderungen des Lebens und des Engagements in Kirche und Gesellschaft aus dem Weg gehen lässt. In der Tat, so ein Theologe, »beruhigt uns der Glaube an Gott, aber nicht so, wie wir es gerne hätten: nämlich nicht, um uns eine lähmende Illusion oder eine glückselige Befriedigung zu verschaffen, sondern um uns zum Handeln zu befähigen« (De Lubac, Sulle vie di Dio, Mailand 2008, 184). Der Glaube ist, kurz gesagt, kein »Wiegenlied«, das uns in den Schlaf wiegt. Der wahre Glaube ist ein Feuer, ein Feuer, das uns auch in der Nacht wach und aktiv hält! [...]
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