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Aus dem Vatikan
Ansprache von Papst Franziskus beim Angelusgebet am 17. Januar

Spüre ich die Nähe des Herrn zu mir?

Spüre ich die Nähe des Herrn zu mir?
Zum katholischen Weltflüchtlingstag hatte Papst Franziskus am vergangenen Sonntag 7000 Migranten und Flüchtlinge aus 30 von Not gekennzeichneten Ländern auf dem Petersplatz in Rom begrüßt. Unter ihnen waren auch 300 Asylbewerber, die direkt aus einem Erstaufnahmezentrum nahe der italienischen Hauptstadt kamen. Nach dem Angelusgebet feierten die Flüchtlinge und Migranten im Petersdom einen Gottesdienst mit dem Präsidenten des Päpstlichen Migrantenrates, Kardinal Antonio Maria Vegliò. In die vatikanische Basilika zogen sie durch die Heilige Pforte ein.
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Das Evangelium des heutigen Sonntags unterbreitet das wunderbare Ereignis, das sich in Kana, einem Ort in Galiläa, während einer Hochzeit zugetragen hat, an der auch Maria und Jesus zusammen mit seinen ersten Jüngern teilnehmen (vgl. Joh 2,1-11). Die Mutter macht ihren Sohn darauf aufmerksam, dass der Wein ausgegangen ist, und nachdem Jesus ihr geantwortet hat, dass seine Stunde noch nicht gekommen sei, geht er dennoch auf ihr Bitten ein und macht den Brautleuten den besten Wein des ganzen Festes zum Geschenk. Der Evangelist unterstreicht: »So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn« (V. 11).

Die Wunder sind also außerordentliche Zeichen, welche die Verkündigung der Frohen Botschaft begleiten und den Zweck haben, den Glauben an Jesus zu wecken oder zu stärken. Im in Kana vollbrachten Wunder können wir einen Akt des Wohlwollens Jesu gegenüber den Brautleuten erkennen, ein Zeichen des Segens Gottes für die Ehe. Die Liebe zwischen Mann und Frau ist also ein guter Weg, um das Evangelium zu leben, das heißt sich voll Freude auf den Weg der Heiligkeit zu begeben.

Doch das Wunder von Kana betrifft nicht allein die Brautleute. Jeder Mensch ist dazu berufen, dem Herrn in seinem Leben zu begegnen. Der christliche Glaube ist ein Geschenk, das wir mit der Taufe empfangen und das uns ermöglicht, Gott zu begegnen. Wie bei jeder echten Erfahrung der Liebe durchlebt der Glaube Zeiten der Freude und des Schmerzes, des Lichts und der Finsternis. Der Bericht von der Hochzeit zu Kana lädt uns ein, neu zu entdecken, dass sich Jesus uns weder als Richter vorstellt, der uns wegen unserer Schuld verurteilen will, noch als ein Befehlshaber, der uns auferlegt, seinen Anordnungen blind zu gehorchen. Er offenbart sich als Heiland der Menschheit, als Bruder, als unser älterer Bruder, Sohn des Vaters: er präsentiert sich als der, der den Erwartungen und Verheißungen der Freude entspricht, die im Herzen eines jeden von uns wohnen.

So können wir uns fragen: Kenne ich den Herrn wirklich auf diese Weise? Spüre ich seine Nähe zu mir, zu meinem Leben? Antworte ich ihm auf der Wellenlänge jener bräutlichen Liebe, die er alle Tage einem jeden, wirklich jedem Menschen zeigt? Es geht darum, sich darüber klar zu werden, dass Jesus uns sucht und uns einlädt, ihm im Innersten unseres Herzens Raum zu geben. Und auf diesem Glaubensweg werden wir nicht allein gelassen: wir haben das Geschenk des Blutes Christi empfangen. Die großen steinernen Krüge, die Jesus mit Wasser füllen lässt, um es in Wein zu verwandeln (V. 7), sind Zeichen für den Übergang vom Alten zum Neuen Bund: anstelle des für die rituelle Reinigung verwandten Wassers haben wir das Blut Jesu empfangen, das sakramental in der Eucharistie und auf blutige Weise in der Passion und am Kreuz vergossen wird. Die Sakramente, die dem Paschageheimnis entspringen, gießen in uns die übernatürliche Kraft aus und erlauben es uns, die unendliche Barmherzigkeit Gottes zu verkosten. [...]
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