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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 27. Juni

Christ zu sein ist ein Weg der Befreiung

Christ zu sein ist ein Weg der Befreiung
Am 27. Juni fand auf dem Petersplatz die letzte Generalaudienz des Papstes vor der Sommerpause statt. Erst ab 1. August nimmt er den Mittwochstermin wieder auf. Das sonntägliche Angelusgebet mit dem Heiligen Vater auf dem Petersplatz findet hingegen auch im Juli statt. Bei der Generalaudienz setzte der Papst seine Katechesereihe über die Zehn Gebote fort. Er sagte:

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Die heutige Audienz wird wie am vergangenen Mittwoch ablaufen. In der »Aula Paolo VI« sind viele kranke Menschen. Sie sind dort, damit sie vor der Hitze geschützt sind und es bequemer haben. Sie werden die Audienz jedoch über den Großbildschirm verfolgen und auch wir mit ihnen: Es gibt also keine zwei Audienzen. Es gibt nur eine. Grüßen wir die Kranken in der »Aula Paolo VI«.

Wir wollen fortfahren, über die Gebote zu sprechen, die, wie gesagt, nicht so sehr Gebote, sondern vielmehr Worte Gottes an sein Volk sind, um ihm auf seinem Weg zu helfen; liebevolle Worte eines Vaters. Die zehn Worte beginnen so: »Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus« (Ex 20,2). Dieser Anfang scheint nichts mit den eigentlichen Gesetzen zu tun zu haben, die dann folgen. Aber es ist nicht so.
Warum gibt es diese Erklärung, die Gott über sich selbst und über die Befreiung macht? Weil man am Berg Sinai ankommt, nachdem man durch das Rote Meer gezogen ist: Der Gott Israels rettet erst, und dann bittet er um Vertrauen.1 Anders ausgedrückt: Der Dekalog beginnt bei der Großherzigkeit Gottes. Gott bittet nie, ohne vorher zu geben. Nie. Erst rettet er, erst gibt er, dann bittet er. So ist unser Vater, der gute Gott.

Und wir verstehen die große Bedeutung der ersten Erklärung: »Ich bin der Herr, dein Gott.« Es gibt ein besitzanzeigendes Fürwort, es gibt eine Beziehung, man gehört zueinander. Gott ist kein Fremder: Er ist dein Gott.2 Das erleuchtet den ganzen Dekalog und offenbart auch das Geheimnis des christlichen Handelns, denn es ist dieselbe Haltung Jesu, der sagt: »Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt« (Joh 15,9). Christus ist der geliebte Sohn des Vaters, und er liebt uns mit derselben Liebe. Er geht nicht von sich aus, sondern vom Vater. Oft scheitern unsere Werke, weil wir von uns selbst ausgehen und nicht von der Dankbarkeit. Und wer von sich selbst ausgeht, wo kommt der an? Er kommt bei sich selbst an! Er ist unfähig voranzukommen, sondern kehrt zu sich selbst zurück. Es ist genau jene egoistische Haltung, von der die Leute scherzhaft sagen: »Dieser Mensch ist ein Ich, mir, mit mir und für mich.« Er geht von sich selbst aus und kehrt zu sich selbst zurück. [...]
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