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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 22. Juni

Die Barmherzigkeit reinigt das Herz

Die Barmherzigkeit reinigt das Herz
Für eine farbenfrohe Atmosphäre auf dem Petersplatz sorgten folkloristische Gruppen aus der Stadt Arezzo in der Toskana.
Papst Franziskus hat erneut ein Zeichen für die Aufnahme von Flüchtlingen gesetzt: Bei der Generalaudienz holte er eine Gruppe von afrikanischen Flüchtlingen zu sich nach vorne. »Sie sind unsere Brüder. Ein Christ schließt niemanden aus«, sagte Franziskus während seiner Katechese auf dem Petersplatz. Die jungen Männer saßen unter dem Baldachin vor dem Petersdom, auf dem Boden direkt vor dem Papst. Wie aus einem Spruchband, das sie bei sich hatten, hervorging, war die Gruppe der etwa zehn Afrikaner aus Florenz nach Rom gekommen. Papst Franziskus hatte bereits aus Anlass des Welttages der Flüchtlinge und Migranten zur Aufnahme von Schutzsuchenden aufgerufen. Im April hatte er nach seiner Lesbosreise überraschend zwölf muslimische Flüchtlinge mit nach Rom genommen. Vergangene Woche gab der Vatikan zudem bekannt, dass inzwischen weitere neun Flüchtlinge von Lesbos nach Rom geholt wurden.

Bei der Generalaudienz sagte der Papst in seiner Katechese:


Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

»Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde« (Lk 5,12): Wir haben gehört, wie ein Aussätziger diese Bitte an Jesus gerichtet hat. Dieser Mann bittet nicht nur darum, geheilt zu werden, sondern »rein« zu werden, also völlig gesund, am Leib und im Herzen. Denn der Aussatz wurde als eine Art göttlicher Verfluchung, tiefer Unreinheit betrachtet. Der Aussätzige musste sich von allen fernhalten; er durfte nicht in den Tempel und zu keinem Gottesdienst gehen. Fern von Gott und fern von den Menschen. Ein trauriges Leben führten diese Menschen!

Dennoch findet sich jener Aussätzige weder mit der Krankheit noch mit den Vorschriften ab, die ihn zu einem Ausgegrenzten machen. Um zu Jesus zu gelangen, fürchtete er nicht, das Gesetz zu brechen, und betritt die Stadt. Er durfte das nicht tun, es war ihm verboten. Und als er ihn sah, »warf er sich vor ihm zu Boden und bat ihn: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde« (V. 12). Alles, was dieser als unrein geltende Mann tut und sagt, ist Ausdruck seines Glaubens! Er erkennt die Macht Jesu: Er ist sicher, dass er die Macht hat, ihn zu heilen, und dass alles von seinem Willen abhängt. Dieser Glaube ist die Kraft, die es ihm gestattet, mit allen Konventionen zu brechen und die Begegnung mit Jesus zu suchen. Und als er vor ihm niederkniet, nennt er ihn »Herr«. Die Bitte des Aussätzigen zeigt: Wenn wir zu Jesus gehen, ist es nicht notwendig, lange Reden zu halten. Es genügen wenige Worte, wenn sie nur vom vollen Vertrauen auf seine Allmacht und seine Güte begleitet sind. Uns dem Willen Gottes anzuvertrauen bedeutet nämlich, auf seine unendliche Barmherzigkeit zu vertrauen. Auch ich möchte euch etwas Persönliches anvertrauen. Abends, bevor ich zu Bett gehe, spreche ich dieses kurze Gebet: »Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde.« Und ich bete fünf »Vaterunser«, eines für jede Wunde Jesu, denn Jesus hat uns durch seine Wunden geheilt. Und wenn ich das tue, dann könnt auch ihr es tun, bei euch zuhause, und sagen: »Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde«, und an die Wunden Jesu denken und ein »Vaterunser« für jede von ihnen sprechen. Und Jesus hört uns immer an.

Jesus ist zutiefst betroffen von diesem Mann. Das Evangelium nach Markus hebt hervor: »Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es – werde rein!« (1,41). Die Geste Jesu begleitet seine Worte und macht seine Lehre deutlicher. Entgegen den Vorschriften des Gesetzes des Mose, das es verbot, sich einem Aussätzigen zu nähern (vgl. Lev 13,45-46), streckt Jesus die Hand aus und berührt ihn sogar. Wie oft begegnen wir einem Armen, der uns entgegenkommt! Wir mögen freigebig sein, wir mögen Mitleid haben, aber gewöhnlich berühren wir ihn nicht. Wir geben ihm ein Geldstück, wir werfen es ihm hin, aber wir vermeiden es, seine Hand zu berühren. Und wir vergessen, dass das der Leib Christi ist! Jesus lehrt uns, keine Furcht zu haben, den Armen und Ausgegrenzten zu berühren, weil er in ihnen ist. Den Armen zu berühren kann uns von der Heuchelei reinigen und uns in Unruhe über seinen Zustand versetzen. Die Ausgegrenzten berühren. Heute begleiten mich diese jungen Menschen. Viele meinen, es wäre besser gewesen, wenn sie in ihrem Land geblieben wären, aber dort haben sie sehr gelitten. Es sind unsere Flüchtlinge, doch viele betrachten sie als Ausgegrenzte. Bitte, es sind unsere Brüder! Der Christ grenzt niemanden aus, er gibt allen Raum, er lässt alle kommen. [...]
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