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(Vat. lat. 1950)


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Aus dem Vatikan
Generalaudienz in der »Aula Paolo VI« am 20. Juni

Im Gebet wachsen wir in der Liebe Gottes

Im Gebet wachsen wir in der Liebe Gottes
Nach der Generalaudienz segnete der Papst eine Statue des hl. Rochus.
Liebe Brüder und Schwestern!

Unser Gebet ist sehr oft eine Bitte um Hilfe in der Not. Und das ist auch normal für den Menschen, denn wir brauchen Hilfe, wir brauchen die anderen, wir brauchen Gott. So ist es für uns normal, Gott um etwas zu bitten, bei ihm Hilfe zu suchen; und wir müssen daran denken, daß das Gebet, das der Herr uns gelehrt hat, das »Vaterunser«, ein Bittgebet ist. Mit diesem Gebet lehrt uns der Herr die Prioritäten unseres Gebets: Er reinigt und läutert unsere Wünsche und reinigt und läutert so unser Herz. Wenn es also an sich normal ist, daß wir im Gebet um etwas bitten, so darf es nicht ausschließlich so sein. Es gibt auch Grund zum Danken, und wenn wir etwas aufmerksam sind, dann sehen wir, daß wir von Gott viele gute Dinge empfangen: Er ist so gut zu uns, daß es angemessen und notwendig ist, Dank zu sagen. Und das Gebet muß auch Lobpreis sein: Wenn unser Herz offen ist, dann sehen wir trotz aller Probleme auch die Schönheit seiner Schöpfung, die Güte, die sich in seiner Schöpfung zeigt. Wir dürfen daher nicht nur bitten, sondern müssen auch loben und danken: Nur so ist unser Beten vollständig.

Wunderbarer Liebesplan für die Menschheit

In seinen Briefen spricht der hl. Paulus nicht nur über das Gebet, sondern er gibt Gebete wieder, die natürlich Bitten enthalten, aber auch Lob und Preis für das, was Gott gewirkt hat und auch weiterhin in der Geschichte der Menschheit vollbringt.

Heute möchte ich beim ersten Kapitel des Briefes an die Epheser verweilen, das mit einem Gebet beginnt, das ein Loblied ist, ein Ausdruck des Dankes, der Freude. Der hl. Paulus preist den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn in ihm hat er uns »das Geheimnis seines Willens kundgetan« (Eph 1,9). Es gibt wirklich Grund zu danken, daß Gott uns das Verborgene kundgetan hat: seinen Willen mit uns, für uns; »das Geheimnis seines Willens«. »Mysterion«, »Geheimnis«: ein Begriff, der in der Heiligen Schrift und in der Liturgie oft vorkommt. Ich möchte jetzt nicht in die Philologie hineingehen, aber im gewöhnlichen Sprachgebrauch zeigt er das an, was man nicht kennen kann, eine Wirklichkeit, die wir mit unserem eigenen Verstand nicht erfassen können. Der Hymnus, der den Brief an die Epheser eröffnet, nimmt uns an die Hand und führt uns zu einer tieferen Bedeutung dieses Begriffs und der Wirklichkeit, die er uns aufzeigt. Für die Gläubigen ist »Geheimnis« nicht so sehr das Unbekannte, sondern vielmehr der barmherzige Wille Gottes, sein Liebesplan, der in Jesus Christus vollkommen offenbar geworden ist und uns die Möglichkeit gibt, »zusammen mit allen Heiligen« dazu fähig zu sein, »die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen« (Eph 3,18–19). Das »unbekannte Geheimnis« Gottes ist offenbar geworden: Gott liebt uns, und er liebt uns von Anbeginn an, von Ewigkeit her.

Verweilen wir also etwas bei diesem feierlichen und tiefen Gebet. »Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus« (Eph 1,3). Der hl. Paulus gebraucht das Verb »eulogein«, das im allgemeinen den hebräischen Begriff »barak« übersetzt: Gott, den Vater, als Ursprung der Heilsgüter zu loben, zu verherrlichen, ihm zu danken: »Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.« [...]
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