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Generalaudienz auf dem Petersplatz am 20. Mai

Was können die Eltern an die Kinder weitergeben?

Was können die Eltern an die Kinder weitergeben?
Heute, liebe Brüder und Schwestern, möchte ich euch willkommen heißen, weil ich unter euch viele Familien gesehen habe: Guten Tag an alle Familien! Wir denken weiter über die Familie nach. Heute wollen wir über ein wesentliches Merkmal der Familie nachdenken: über ihre natürliche Berufung, die Kinder zu erziehen, damit sie in der Verantwortung für sich selbst und für die anderen wachsen. Was wir am Anfang vom Apostel Paulus gehört haben, ist sehr schön: »Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem; denn so ist es gut und recht im Herrn. Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden« (Kol 3,20-21). Das ist eine weise Regel: das Kind, das dazu erzogen wird, auf die Eltern zu hören und den Eltern zu gehorchen, die nicht rücksichtslos kommandieren dürfen, um die Kinder nicht zu entmutigen. Denn die Kinder müssen wachsen, ohne mutlos zu werden, Schritt für Schritt. Wenn ihr Eltern zu den Kindern sagt: »Steigen wir diese Treppe hinauf!« Und ihr nehmt sie dann an der Hand und lasst sie Schritt für Schritt hinaufsteigen, wird alles gut gehen. Wenn ihr jedoch sagt: »Geh hinauf!« – »Aber ich kann nicht.« – »Geh!«, dann bedeutet das, die Kinder zu überfordern, von den Kindern Dinge zu verlangen, die sie nicht tun können. Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern muss daher von einer Weisheit, von einem sehr großen Gleichgewicht geprägt sein. Kinder, gehorcht euren Eltern, das gefällt Gott. Und ihr Eltern, überfordert eure Kinder nicht, indem ihr Dinge verlangt, die sie nicht tun können. Und so muss dafür gesorgt werden, dass die Kinder in der Verantwortung für sich selbst und für die anderen wachsen.

Dies scheint eine selbstverständliche Feststellung zu sein, aber dennoch fehlt es in unserer Zeit nicht an Schwierigkeiten. Die Erziehung ist schwierig für Eltern, die ihre Kinder nur abends sehen, wenn sie müde von der Arbeit nach Hause kommen – wenn sie das Glück haben, eine Arbeit zu haben! Noch schwieriger ist es für die getrennten Eltern, die von dieser Situation belastet sind: Die Ärmsten, sie hatten Schwierigkeiten, haben sich getrennt, und oft wird das Kind als Geisel genommen. Der Vater spricht schlecht über die Mutter, und die Mutter spricht schlecht über den Vater, und viel Schlechtes geschieht. Ich aber sage den getrennten Eltern: Ihr dürft das Kind nie, nie, nie als Geisel nehmen! Aufgrund vieler Schwierigkeiten und aus vielerlei Gründen habt ihr euch getrennt. Das Leben hat euch diese Prüfung auferlegt, aber die Kinder dürfen nicht die Last dieser Trennung tragen, sie dürfen nicht als Geisel gegen den anderen Ehepartner benutzt werden. Während sie aufwachsen, müssen sie hören, dass die Mutter gut über den Vater spricht, auch wenn sie nicht zusammen sind, und dass der Vater gut über die Mutter spricht. Für getrennte Eltern ist das sehr wichtig und sehr schwierig, aber sie können es tun.

Vor allem aber lautet die Frage: Wie soll man erziehen? Welche Tradition haben wir heute an unsere Kinder weiterzugeben?

»Kritische« Intellektuelle jeder Art haben die Eltern in vielerlei Weise zum Schweigen gebracht, um die jungen Generationen vor – wahren oder angeblichen – Schäden der familiären Erziehung zu bewahren. Bezichtigt wurde die Familie unter anderem des Autoritarismus, der Bevorzugung, des Konformismus, der emotionalen Unterdrückung, die Konflikte erzeugt. [...]
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