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Die Naturgeschichte »Historia Naturalis«
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Generalaudienz am 21. Mai

Die Gaben des Heiligen Geistes - Die Erkenntnis

Die Gaben des Heiligen Geistes - Die Erkenntnis
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute möchte ich eine weitere Gabe des Heiligen Geistes ins Licht rücken, die Gabe der Erkenntnis. Wenn von Erkenntnis die Rede ist, gehen die Gedanken unmittelbar zur Fähigkeit des Menschen, die Wirklichkeit, die ihn umgibt, immer besser kennenzulernen und die Gesetze zu entdecken, die die Natur und das Universum regeln. Die Erkenntnis, die vom Heiligen Geist kommt, ist jedoch nicht auf das menschliche Wissen beschränkt; sie ist eine besondere Gabe, die uns durch die Schöpfung die Größe und die Liebe Gottes und seine tiefe Beziehung zu jedem Geschöpf begreifen lässt.

Wenn unsere Augen vom Heiligen Geist erleuchtet sind, dann öffnen sie sich für die Betrachtung Gottes in der Schönheit der Natur und in der Größe des Universums, und lassen uns entdecken, dass alles von ihm und seiner Liebe spricht. All das weckt in uns großes Staunen und eine tiefe Dankbarkeit! Das empfinden wir auch, wenn wir ein Kunstwerk oder etwas Schönes bewundern, das Frucht des Verstandes und der Kreativität des Menschen ist: Angesichts all dieser Dinge lässt uns der Heilige Geist den Herrn aus tiefstem Herzen lobpreisen und in allem, was wir sind und haben, eine unermessliche Gabe Gottes und ein Zeichen seiner unendlichen Liebe zu uns erkennen.

Im ersten Kapitel des Buches Genesis, gleich am Anfang der ganzen Bibel, wird betont, dass Gott seine Schöpfung gefällt; wiederholt wird die Schönheit und die Gutheit aller Dinge hervorgehoben. Am Ende eines jeden Tages, so steht geschrieben, »sah Gott, dass es gut war« (1,12.18.21.25): Wenn Gott sieht, dass die Schöpfung etwas Gutes, etwas Schönes ist, dann müssen auch wir diese Haltung einnehmen und sehen, dass die Schöpfung etwas Gutes und Schönes ist. Das ist die Gabe der Erkenntnis, die uns diese Schönheit sehen lässt. Daher preisen wir Gott und danken ihm, dass er uns so viel Schönheit geschenkt hat. Und als Gott die Erschaffung des Menschen beendet hatte, sagte er nicht: »Er sah, dass es gut war«, sondern er sagte, dass es »sehr gut« war (V. 31). In den Augen Gottes sind wir das Schönste, das Größte, das Beste der Schöpfung: Auch die Engel stehen unter uns, wir sind mehr als die Engel, wie wir im Buch der Psalmen gehört haben. Der Herr liebt uns! Dafür müssen wir ihm danken. Die Gabe der Erkenntnis bringt uns in tiefen Einklang mit dem Schöpfer und lässt uns an der Klarheit seiner Sicht und seines Urteils teilhaben. Und aus dieser Perspektive heraus können wir im Mann und in der Frau die Krone der Schöpfung erkennen, als Vollendung eines Liebesplanes, der einem jeden von uns eingeprägt ist und der uns einander als Brüder und Schwestern erkennen lässt.

All das ist Grund für innere Ruhe und Frieden und macht den Christen zu einem frohen Zeugen Gottes, auf der Spur das heiligen Franz von Assisi und vieler Heiliger, die es verstanden haben, seine Liebe durch die Betrachtung der Schöpfung zu loben und zu preisen. Gleichzeitig jedoch hilft uns die Gabe der Erkenntnis, nicht in übertriebene oder falsche Haltungen zu verfallen. Die erste besteht in der Gefahr, uns als Herren über die Schöpfung zu betrachten. Die Schöpfung ist kein Eigentum, über das wir nach unserem Gutdünken herrschen können. Und noch weniger ist sie Eigentum nur einiger weniger: Die Schöpfung ist ein Geschenk. Sie ist ein wunderbares Geschenk, das Gott uns gegeben hat, damit wir für sie Sorge tragen und sie zum Wohl aller gebrauchen, stets mit großer Achtung und Dankbarkeit. Die zweite falsche Haltung ist die Versuchung, bei den Geschöpfen stehenzubleiben, so als wären sie die Antwort auf alle unsere Erwartungen. Mit der Gabe der Erkenntnis hilft uns der Heilige Geist, nicht in diesen Fehler zu verfallen. [...]
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