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Aus dem Vatikan
Ansprache von Papst Benedikt XVI. beim Regina Caeli am 29. April, Weltgebetstag für geistliche Berufungen

Der Herr ruft immer, doch oft hören wir ihn nicht

Der Herr ruft immer, doch oft hören wir ihn nicht
Acht der von Papst Benedikt XVI. zu Priestern geweihten Diakone wurden für die Seelsorgsarbeit im Bistum Rom bestimmt, darunter je ein Kandidat aus der Elfenbeinküste und aus Kolumbien. Ein Vietnamese, der ebenfalls seine theologische Ausbildung in Rom erhielt, wird künftig in seiner vietnamesischen Heimatdiözese Bui Chu tätig sein.
Liebe Brüder und Schwestern!

Vor kurzem ist im Petersdom die Eucharistiefeier zu Ende gegangen, bei der ich neun neue Priester der Diözese Rom geweiht habe. Danken wir Gott für dieses Geschenk, Zeichen seiner treuen und vorhersehenden Liebe zur Kirche! Wir wollen uns in geistiger Weise um diese Neupriester scharen und beten, daß sie in Fülle die Gnade des Sakraments annehmen, das sie Jesus Christus, dem Priester und Hirten, gleichgestaltet hat. Und wir wollen beten, daß alle jungen Menschen auf die Stimme Gottes achten, der in ihrem Innern zu ihrem Herzen spricht und sie ruft, sich von allem loszulösen, um ihm zu dienen. Diesem Anliegen ist der heutige Weltgebetstag für geistliche Berufungen gewidmet. Denn der Herr ruft immer, doch so viele Male hören wir ihn nicht. Wir werden von vielen Dingen abgelenkt, von anderen oberflächlicheren Stimmen; und dann haben wir Angst, die Stimme des Herrn zu hören, da wir denken, er könne uns unsere Freiheit nehmen. In Wirklichkeit ist ein jeder von uns Frucht der Liebe: gewiß, der Liebe der Eltern, doch in einem tieferen Sinn der Liebe Gottes. Die Bibel sagt: selbst wenn deine Mutter dich nicht wollte – ich will dich, da ich dich kenne und liebe (vgl. Jes 49,15). In dem Augenblick, da ich mir dessen bewußt werde, ändert sich mein Leben: es wird zu einer Antwort auf diese Liebe, die größer ist als jede andere, und so verwirklicht sich meine Freiheit in Fülle.

Die jungen Männer, die ich heute zu Priestern geweiht habe, unterscheiden sich nicht von anderen jungen Menschen, doch sie sind zutiefst von der Schönheit der Liebe Gottes berührt worden und konnten nicht anders, als mit ihrem ganzen Leben zu antworten. Wie sind sie der Liebe Gottes begegnet? Sie sind ihr in Jesus Christus begegnet: in seinem Evangelium, in der Eucharistie und in der Gemeinschaft der Kirche. In der Kirche entdeckt man, daß das Leben eines jeden Menschen eine Geschichte der Liebe ist. Dies zeigt uns deutlich die Heilige Schrift, und dies bestätigt uns das Zeugnis der Heiligen. Beispielhaft sind die Worte des hl. Augustinus, der sich in seinen Bekenntnissen an Gott wendet und sagt: »Spät habe ich dich geliebt, o Schönheit, so alt und doch so neu, spät habe ich dich geliebt! Und siehe, du warst in meinem Innern und ich draußen […] Du warst bei mir, aber ich nicht bei dir […] Du hast mich laut gerufen und meine Taubheit zerrissen« (X, 27). [...]
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