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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 20. April

Die Liebe zum Leben in allen seinen Phasen

Die Liebe zum Leben in allen seinen Phasen
Der Papst hat am vergangenen Mittwoch die erste Generalaudienz auf dem Petersplatz seit mehr als zwei Jahren abgehalten. Tausende von Gläubigen aus aller Welt versammelten sich dazu wie vor Beginn der Pandemie. Der Heilige Vater begrüßte die Teilnehmer an der wöchentlichen Pilgeraudienz zu Beginn auch wieder von seinem Papamobil aus, mit dem er über den Petersplatz gefahren wurde. In seinen Grüßen an die deutschsprachigen Pilger bat der Papst um das Gebet für den Frieden »und um Trost für die Familien, die wegen der Kriege in der Welt viel Leid erfahren«. An die Audienzteilnehmer aus Polen gerichtet sagte er: »Ich bin euch besonders dankbar für eure Barmherzigkeit gegenüber so vielen Flüchtlingen aus der Ukraine, die in Polen offene Türen und großzügige Herzen gefunden haben. Möge Gott euch für eure Güte belohnen.«
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Mit Hilfe des Wortes Gottes, das wir gehört haben, öffnen wir heute einen Weg durch die Schwäche des Alters, das insbesondere von den Erfahrungen von Verwirrung und Entmutigung, von Verlust und Einsamkeit, von Enttäuschung und Zweifel geprägt ist. Natürlich können Erfahrungen unserer Schwäche angesichts der dramatischen – manchmal auch tragischen – Situationen des Lebens in jedem Lebensabschnitt vorkommen. Im Alter machen sie jedoch vielleicht weniger Eindruck und können bei den anderen eine Art Gewöhnung hervorrufen, ja sogar als lästig empfunden werden. Wie oft haben wir gehört oder gedacht: »Die alten Menschen sind lästig.« Wir haben das gesagt, wir haben das gedacht … Die schlimmsten Wunden der Kindheit und der Jugend erzeugen zu Recht ein Gefühl von Unrecht und Rebellion, eine Kraft der Reaktion und des Kampfes. Die – zuweilen schweren – Wunden des Alters dagegen sind unvermeidlich von dem Gefühl begleitet, dass das Leben jedenfalls nicht im Widerspruch zu sich selbst steht, weil es bereits gelebt wurde. Und so werden die alten Menschen auch ein wenig von unserer Erfahrung ferngehalten: Wir wollen sie fernhalten.

Zärtlichkeit und Respekt

In der gemeinsamen menschlichen Erfahrung ist die Liebe – wie es heißt – absteigend: Sie kehrt zum Leben, das hinter einem liegt, nicht mit derselben Kraft zurück, mit der sie auf das Leben ausgegossen wird, das noch vor uns liegt. Die Unentgeltlichkeit der Liebe zeigt sich auch darin: Die Eltern wissen das schon immer, die alten Menschen lernen es schnell. Trotzdem öffnet die Offenbarung einen Weg für eine andere Rückgewinnung der Liebe: den Weg, jene zu ehren, die uns vorangegangen sind. Der Weg, die Menschen zu ehren, die uns vorangegangen sind, beginnt hier: die alten Menschen ehren.

Diese besondere Liebe, die sich den Weg bahnt in der Form der Ehrerbietung – also Zärtlichkeit und Respekt zugleich – und die für das Alter bestimmt ist, wird besiegelt von Gottes Gebot. »Ehre deinen Vater und deine Mutter« ist eine feierliche Verpflichtung, die erste der »zweiten Tafel« der Zehn Gebote. Es geht nicht nur um den eigenen Vater und die eigene Mutter. Es geht um die Generation und die Generationen, die uns vorangehen und deren Abschied zuweilen langsam und langwierig sein kann und eine Zeit und einen Raum des langen Zusammenlebens mit anderen Lebensaltern schaffen kann. Mit anderen Worten, es geht um den Lebensabend.

»Ehrerbietung« ist ein gutes Wort, um diese Rückerstattung der Liebe, die das Alter betrifft, zu umschreiben. Denn wir haben die Liebe der Eltern, der Großeltern empfangen, und jetzt erstatten wir ihnen – den alten Menschen, den Großeltern – diese Liebe zurück. Wir haben heute den Begriff »Würde« neu entdeckt, um auf den Wert der Achtung und der Fürsorge für das Leben eines jeden Menschen zu verweisen. »Würde« ist hier im Grunde gleichbedeutend mit »Ehre«: Vater und Mutter ehren, die alten Menschen ehren bedeutet, die Würde anzuerkennen, die sie haben. [...]
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