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Aus dem Vatikan
Generalaudienz auf dem Petersplatz am 13. April

Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer (Mt 9,13)

Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer (Mt 9,13)
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir haben das Evangelium von der Berufung des Matthäus gehört. Matthäus war ein »Zöllner«, also ein Steuereintreiber für das Römische Reich, und galt daher als öffentlicher Sünder. Jesus aber beruft ihn, ihm nachzufolgen und sein Jünger zu werden. Matthäus gibt seine Zustimmung und lädt ihn zusammen mit seinen Jüngern in sein Haus zum Essen ein. Da entsteht ein Streitgespräch zwischen den Pharisäern und den Jüngern Jesu über die Tatsache, dass diese mit Zöllnern und Sündern zu Tisch saßen. »Du kannst doch nicht zu diesen Leuten nach Hause gehen!« sagten sie. Denn Jesus hält sich nicht von ihnen fern, sondern geht in ihre Häuser und setzt sich neben sie; das bedeutet, dass auch sie seine Jünger werden können. Und es stimmt auch, dass das Christsein uns nicht vor jeder Sünde bewahrt. Wie der Zöllner Matthäus so vertraut sich ein jeder von uns der Gnade des Herrn an, trotz der eigenen Sünden. Wir alle sind Sünder, wir alle haben Sünden begangen. Durch die Berufung von Matthäus zeigt Jesus den Sündern, dass er nicht auf ihre Vergangenheit, auf die gesellschaftliche Stellung, auf die äußeren Konventionen schaut, sondern ihnen vielmehr eine neue Zukunft eröffnet. Einmal habe ich einen schönen Spruch gehört: »Es gibt keinen Heiligen ohne Vergangenheit, und es gibt keinen Sünder ohne Zukunft. « Das ist es, was Jesus tut. Es gibt weder einen Heiligen ohne Vergangenheit noch einen Sünder ohne Zukunft. Es genügt, mit demütigem und aufrichtigem Herzen die Einladung anzunehmen. Die Kirche ist keine Gemeinschaft der Vollkommenen, sondern eine Gemeinschaft von Jüngern auf dem Weg, die dem Herrn nachfolgen, weil sie sich als Sünder bekennen, die seiner Vergebung bedürfen. Das christliche Leben ist also eine Schule der Demut, die uns für die Gnade öffnet.

Ein solches Verhalten wird nicht verstanden von jenen, die den Anspruch erheben, sich für »gerecht« zu halten, sich für besser zu halten als die anderen. Hochmut und Stolz lassen die eigene Heilsbedürftigkeit nicht erkennen, ja sie verhindern sogar, das barmherzige Antlitz Gottes zu sehen und mit Barmherzigkeit zu handeln. Sie sind eine Mauer. Hochmut und Stolz sind eine Mauer, die der Beziehung zu Gott im Wege steht. Genau das ist jedoch die Sendung Jesu: einen jeden von uns zu suchen, um unsere Wunden zu heilen und uns zu rufen, ihm mit Liebe nachzufolgen. Er sagt es deutlich: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken« (V. 12). Jesus erweist sich als guter Arzt! Er verkündigt das Reich Gottes, und die Zeichen seines Kommens sind deutlich: Er heilt von den Krankheiten, befreit von der Angst, vom Tod und vom Teufel. Vor dem Angesicht Jesu wird kein Sünder ausgeschlossen – es wird kein Sünder ausgeschlossen! –, denn die heilende Macht Gottes kennt keine Krankheiten, die unheilbar wären; und das muss uns Vertrauen schenken und unser Herz öffnen für den Herrn, damit er kommt und uns heilt. Indem er die Sünder an seinen Tisch ruft, macht er sie wieder gesund und stellt jene Berufung wieder her, die sie für verloren hielten und die die Pharisäer vergessen hatten: die Berufung als Geladene zum Festmahl Gottes, wie es in der Prophezeiung des Jesaja heißt: »Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit den besten, erlesenen Weinen. … An jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf ihn haben wir unsere Hoffnung gesetzt, er wird uns retten. Das ist der Herr, auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Wir wollen jubeln und uns freuen über seine rettende Tat« (25,6.9).

Während die Pharisäer in den Geladenen nur die Sünder sehen und sich weigern, sich zu ihnen zu setzen, erinnert Jesus sie hingegen daran, dass auch sie Tischgenossen Gottes sind. Mit Jesus zu Tisch zu sitzen bedeutet in diesem Sinne, von ihm verwandelt und gerettet zu werden. In der christlichen Gemeinde gibt es einen zweifachen Tisch Jesu: Es gibt den Tisch des Wortes, und es gibt den Tisch der Eucharistie (vgl. Dei verbum, 21). Das sind die Heilmittel, mit denen der göttliche Arzt uns heilt und uns nährt. Durch das erste – das Wort – offenbart er sich und lädt uns ein zu einem Gespräch zwischen Freunden. Jesus hatte keine Angst, Gespräche zu führen mit den Sündern, den Zöllnern, den Prostituierten… Nein, er hatte keine Angst: Er liebte alle! [...]
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