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Aus dem Vatikan
Begegnung des Papstes mit der Gemeinschaft Sant’Egidio anläßlich ihres 50. Gründungsjubiläums

Neuer Wagemut für das Evangelium

Neuer Wagemut für das Evangelium
Weltweit zählt die Gemeinschaft Sant'Egidio rund 60.000 Mitglieder: Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Berufe und unterschiedlicher sozialer Stellung.
Rom. Papst Franziskus hat am Sonntagnachmittag, 11. März, der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio einen Besuch aus Anlass ihres 50-Jahr-Jubiläums abgestattet. Bei der Begegnung in der Basilika Santa Maria in Trastevere hielt der Heilige Vater folgende Ansprache in freier Rede:

Liebe Freunde!

Danke für den herzlichen Empfang! Ich freue mich, anlässlich des 50. Gründungstages der Gemeinschaft Sant’Egidio hier bei euch zu sein. Von dieser Basilika aus – Santa Maria in Trastevere, der Herzmitte eures täglichen Gebets – möchte ich eure Gemeinschaften in aller Welt umarmen. Ich grüße euch alle, insbesondere Professor Andrea Riccardi, der die glückliche Eingebung zu diesem Weg hatte, sowie den Präsidenten Professor Marco Impagliazzo, und danke ihnen für den Willkommensgruß.

Ihr wolltet dieses Fest nicht nur zu einer Feier der Vergangenheit machen, sondern auch und vor allem zu einem freudigen Ausdruck der Verantwortung gegenüber der Zukunft. Das lässt uns an das Gleichnis von den Talenten aus dem Evangelium denken, wo die Rede ist von einem Mann, »der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an« (Mt 25,14). Auch jedem von euch, welchen Alters auch immer, ist mindestens ein Talent mitgegeben. Auf ihm steht das Charisma dieser Gemeinschaft geschrieben: ein Charisma, das ich, als ich im Jahr 2014 hierher gekommen bin, in folgenden Worten zusammengefasst habe: Gebet, Arme und Frieden [auf Italienisch: preghiera, poveri e pace]. Die drei »p«. Und ich habe hinzugefügt: »Und wenn ihr so vorangeht, dann tragt ihr dazu bei, im Herzen der Gesellschaft das Mitleid wachsen zu lassen – was die wahre Revolution ist, die des Mitleids und der Zärtlichkeit –, die Freundschaft wachsen zu lassen an Stelle der Spukgestalten von Feindschaft und Gleichgültigkeit« (Ansprache beim Besuch der Sant’Egidio-Gemeinschaft, 15. Juni 2014; in O.R. dt., Nr. 26, S. 8).

Gebet, Arme und Frieden: Das ist das Talent eurer Gemeinschaft, das innerhalb von 50 Jahren herangereift ist. Ihr empfangt es heute erneut mit Freude. In dem Gleichnis versteckt jedoch ein Diener das Talent in einem Loch und rechtfertigt sich so: »Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt« (V. 25). Dieser Mann hat es nicht verstanden, sein Talent in die Zukunft zu investieren, weil er die Angst zu seiner Ratgeberin gemacht hat.

In der Welt wohnt heute oft die Angst – und auch die Wut, wie Professor Riccardi gesagt hat, die eine Schwester der Angst ist. Das ist eine uralte Krankheit: In der Bibel findet sich häufig die Aufforderung, keine Angst zu haben. Unsere Zeit kennt große Ängste gegenüber den weiten Dimensionen der Globalisierung. Und die Ängste richten sich oft auf den, der fremd ist, anders als wir, arm, so als wäre er ein Feind. Es werden auch Entwicklungspläne der Nationen gemacht, die sich vom Kampf gegen diese Menschen leiten lassen. Daher verteidigt man sich gegen diese Menschen in der Meinung, das zu bewahren, was wir haben oder was wir sind. Die Atmosphäre der Angst kann auch die Christen anstecken, die – wie bei dem Diener im Gleichnis – die empfangene Gabe verstecken: Sie investieren sie nicht in die Zukunft, sie teilen sie nicht mit den anderen, sondern sie bewahren sie für sich selbst: »Ich gehöre zu diesem Verband …; ich bin aus jener Gemeinschaft«. Damit »schminken« sie sich das Leben und lassen das Talent nicht gedeihen. [...]
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