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Generalaudienz auf dem Petersplatz am 7. März

Das Schweigen im Leben Jesu

Das Schweigen im Leben Jesu
Liebe Brüder und Schwestern!

In einer Reihe vorhergehender Katechesen habe ich über das Beten Jesu gesprochen, und ich möchte diese Reflexion nicht abschließen, ohne mich kurz beim Thema des Schweigens Jesu aufzuhalten, das in der Beziehung zu Gott so wichtig ist. Im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Verbum Domini hatte ich den Stellenwert erwähnt, den das Schweigen im Leben Jesu einnimmt, vor allem auf Golgota: »Hier stehen wir vor dem ›Wort vom Kreuz‹ (1 Kor 1,18). Das Wort verstummt, wird zur Totenstille, denn es hat sich ›ausgesagt‹ bis hin zum Schweigen, ohne irgend etwas zurückzuhalten, was es uns mitteilen sollte« (Nr. 12). Vor diesem Schweigen des Kreuzes legt der hl. Maximus der Bekenner der Gottesmutter folgende Worte in den Mund: »Das Wort des Vaters, das jede sprechende Kreatur erschaffen hat, ist ohne Worte; leblos sind die erloschenen Augen dessen, auf dessen Wort und Wink sich alles bewegt, was Leben hat« (vgl. La vita di Maria, Nr. 89: Testi mariani del primo millennio, 2, Rom 1989, S. 253).

Das Kreuz Christi zeigt nicht nur das Schweigen Jesu als sein letztes Wort zum Vater, sondern es offenbart auch, daß Gott durch das Schweigen spricht: »Das Schweigen Gottes, die Erfahrung der Ferne des allmächtigen Vaters, ist ein entscheidender Abschnitt auf dem irdischen Weg des Sohnes Gottes, des fleischgewordenen Wortes. Am Holz des Kreuzes hängend, hat er den Schmerz beklagt, den dieses Schweigen ihm zufügt: ›Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‹ (Mk 15,34; Mt 27,46). Gehorsam bis zum letzten Atemzug, hat Jesus in der Finsternis des Todes den Vater angerufen. Ihm vertraute er sich im Augenblick des Übergangs durch den Tod zum ewigen Leben an: ›Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist‹ (Lk 23,46)« (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini, 21). Die Erfahrung Jesu am Kreuz ist eine tiefe Offenbarung der Situation des betenden Menschen und des Höhepunkts des Gebets: Nachdem wir das Wort Gottes gehört und erkannt haben, müssen wir uns auch mit dem Schweigen Gottes messen, einem wichtigen Ausdruck des göttlichen Wortes.

Die Dynamik von Wort und Stille, die das Beten Jesu während seines gesamten irdischen Lebens prägt, vor allem am Kreuz, berührt auch unser Gebetsleben in zwei Richtungen.

Die erste betrifft die Annahme des Wortes Gottes. Es bedarf der inneren und äußeren Stille, um dieses Wort zu hören. Und das ist ein besonders schwieriger Punkt für uns in unserer Zeit. Denn in unserer Zeit wird die innere Sammlung nicht gefördert; manchmal hat man sogar den Eindruck, daß man Angst hat, sich auch nur für einen Augenblick von der Flut der Worte und Bilder zu lösen, die die Tage prägen und füllen. Daher habe ich in dem bereits erwähnten Schreiben Verbum Domini an die Notwendigkeit erinnert, uns zum Wert des Schweigens zu erziehen: »Die Zentralität des Wortes Gottes im Leben der Kirche wiederzuentdecken bedeutet auch, den Sinn der inneren Sammlung und Ruhe wiederzuentdecken. Die große patristische Überlieferung lehrt uns, daß die Geheimnisse Christi an die Stille gebunden sind, und nur in ihr kann das Wort Raum in uns finden, wie in Maria, die zugleich Frau des Wortes und der Stille ist – diese Aspekte sind in ihr nicht voneinander zu trennen « (Nr. 66). Dieses Prinzip – daß man ohne das Schweigen nicht hört, nicht zuhört, kein Wort empfängt – gilt vor allem für das persönliche Gebet, aber auch für unsere Gottesdienste: Um echtes Hören zu erleichtern, müssen sie auch reich sein an Augenblicken des Schweigens und der nichtverbalen Aufnahme. Was Augustinus gesagt hat, gilt noch immer: »Verbo crescente, verba deficiunt – Wenn das Wort Gottes wächst, werden die Menschenworte weniger« (vgl. Sermo 288,5: PL 38,1307; Sermo 120,2: PL 38,677).  [...]
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